Die Posttochter steckt mit ihrem Kerngeschäft in der Sackgasse. Einen Ausweg böte die digitale Vermögensverwaltung – doch wie Recherchen von finews.ch zeigen, ist Partnerin Swissquote nicht mehr dabei.

Seit mehr als einem Jahr geht beim Ausbau der digitalen Vermögensverwaltung bei der Postfinance nicht mehr viel. Die grösste Schweizer Online-Bank Swissquote, die einen neuartigen Robo-Advisor für die Posttochter hätte entwickeln sollen, erhielt einen Baustopp erteilt. «Bis neue Dienstleistungen wie ein auf die Postfinance zugeschnittenes Robo-Advising eingeführt werden können, wird es 2018», sagte Swissquote-Chef Marc Bürki vergangenen Juli zur Schweizer «Handelszeitung».

Grund dafür war damals ein allgemeiner «IT-Freeze», weil bei der Postfinance eine Mammutübung alle Ressourcen beanspruchte: Vergangene Ostern migrierte die Bank ihre gesamte IT auf die Plattform der indischen Anbieterin Tata Consultancy Services (TCS). Die Übung ging ohne gröbere Zwischenfälle über die Bühne; entsprechend wäre es nun an der Zeit, beim Anlage-Roboter kräftig aufs Gas zu drücken.

Doch wie Recherchen von finews.ch ergeben haben, geht das Mandat für den Bau nicht mehr an die Waadtländer Swissquote. Stattdessen hat offenbar ein Deutschweizer Anbieter den Zuschlag erhalten.

Lancierung erst Ende 2019

Dies mochte Postfinance auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Eine Antwort von Swissquote steht noch aus. Das Institut übernimmt weiterhin Wertschriftenhandel- und Ausführung für die gelbe Bank.

Hingegen liess letztere durchblicken, dass sie in der digitalen Vermögensverwaltung nochmals über die Bücher gegangen ist. «Wir werden nicht nur isoliert einen Robo-Advisor lancieren, sondern auch eine omnikanalfähige Anlageberatung mit zertifizierten Anlageberatern», sagte ein Sprecher. Mit welchen Partnern die Postbank dabei zusammenarbeitet, werde «zu gegebener Zeit» kommuniziert.

Beim selbst ernannten «digitalen Powerhouse» ist die Lancierung der digitalen Vermögensverwaltung zusammen mit anderen Anlagelösungen allerdings arg nach hinten gerückt: Sie soll laut  Postfinance nun gegen Ende 2019 im Schweizer Markt erfolgen.

Hunderte Stellen abbauen

Dabei drängt die Zeit mehr denn je. Die Posttochter, die Sparguthaben mit den Erträgen aus dem gedrückten Anleihengeschäft finanzieren muss und dazu noch Strafzinsen an die Nationalbank zahlt, bekommt die ganze Last des Tiefzinsumfelds zu spüren. Gleichzeitig ist es dem Institut verboten, direkt Kredite zu vergeben. Damit fehlt ein entscheidender Ertragspfeiler, auf den jede andere Schweizer Retailbank zählen kann. In der Folge sind die Erträge seit Jahren unter Druck – und 2018 bisher stark rückläufig.

Letzten Juni zog die Bankführung unter Chef Hansruedi Köng die Notbremse. Bis Ende 2020 baut die Postfinance bis zu 500 Vollzeitstellen ab. «Das ist schmerzhaft, für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und damit den erfolgreichen Fortbestand jedoch unumgänglich», kommentierte der CEO damals.

Ein Mittel gegen Strafzinsen

Einen Ausweg aus der Sackgasse im Zinsengeschäft bietet laut Köng eine Teilprivatisierung des Staatsinstituts, weil damit das wichtigste Argument für eine Kreditverbot entfallen würde. Doch dieser Weg ist mit zahlreichen politischen Unwägbarkeiten behaftet.

Bleibt die Vermögensverwaltung als Alternative: Dort gibt es keine behördlichen Restriktionen, und angesichts der riesigen Kundenbasis der Postfinance – drei Millionen Privat- und Geschäftskunden – bietet sich gerade für skalierbare digitale Angebote viel Potenzial.

Wenn die Kundschaft zudem ih Cash auf den Postfinance-Konti in Investments umschichten würde, dann liessen sich damit die Strafzinsen an die Schweizerische Nationalbank (SNB) verringern. Ein weiterer willkommener Effekt.

Vor diesem Hintergrund wäre es für das «Powerhouse» Postbank sicher lohnend, bei der Vermögensverwaltung mit Volldampf zu fahren.

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