Entscheiden muss Sanchez, auf welche Onshore-Märkte sich Julius Bär in Lateinamerika fokussieren wird und welche Buchungszentren für Offshore-Gelder aus den übrigen Märkten Sinn machen. Mit rund 40 Milliarden Franken verwalteten Vermögen ist auch Bär nicht stark genug, in allen Ländern präsent zu sein, welche die Bank bedienen möchte.

Diese strategische Prüfung ist teilweise abgeschlossen: Onshore will sich Julius Bär auf Brasilien, Mexiko und Argentinien konzentrieren. Derzeit bedient die Bank die argentinische Klientel noch aus Uruguay, während sie in Brasilien und Mexiko präsent ist. Doch dürfte in näherer Zukunft auch in Argentinien ein Zukauf erfolgen.

Schwere Entscheidung

Die lateinamerikanische Offshore-Strategie ist dagegen immer noch Gegenstand von internen Diskussionen und nicht entschieden, wie es heisst. Dass Sanchez nach Miami will, macht angesichts der Bedeutung der Stadt fürs Private Banking durchaus Sinn. Ausserdem kennt Sanchez Miami persönlich sehr gut – sie hat dort studiert und für Goldman Sachs dort das Lateinamerika-Geschäft geleitet.

Der Bär-Verwaltungsrat hingegen tut sich offenbar schwerer mit der Entscheidung. Das letzte US-Abenteuer war für die Privatbank äusserst schmerzlich, musste sie 2015 im Steuerstreit doch 547 Millionen Dollar bezahlen.

USA: Früher ein Kernmarkt gewesen

Mit der Begleichung dieser Busse ging die Bank ein sogenanntes Deferred Prosecution Agreement ein, welches ihr eine dreijährige Bewährungsfrist auferlegte. Diese läuft Ende 2018 ab, was den neuerlichen Markteintritt in den USA regulatorisch wohl deutlich weniger komplex gestalten würde.

Für Julius Bär wäre es effektiv ein Wiedereintritt in einen Markt, der Jahrzehnte lang traditionell zur Zürcher Privatbank gehört hatte. Im Zweiten Weltkrieg war ein Teil der Familie Bär in die USA ausgewandert und hatte dort Private Banking betrieben. Das Geschäft verkaufte die Bank im Zuge ihrer völlig neuen Ausrichtung im Jahr 2005 an die UBS und betreute US-Kunden fortan nur noch Offshore – mit den bekannten Folgen.

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