Die Schweizer Grossbank muss Geldwäscherei effektiver verhindern, so die Vorgabe der Finma. Dabei setzt die Credit Suisse auf das kontroverse US-Unternehmen Palantir.

Palantir ist eine Wunderwaffe. Vom CIA bis Airbus wird das amerikanische Software-Unternehmen herbeigezogen, um der stetig wachsenden Datenmenge Herr zu werden.

Auch die Schweizer Grossbank Credit Suisse setzt auf die Programmierer aus dem Silicon Valley. Einst hatten die Firmen sogar ein Gemeinschaftsunternehmen namens Signac gegründet. Dieses existiert aber nicht mehr, wie auch finews.ch berichtete. 

Liebe von Tidjane Thiam

Allerdings verwendet die Bank das erste Standardprodukt von Palantir. Dieses heisst Foundry und wird von der Credit Suisse dazu eingesetzt, alle Informationen über die einzelnen Kunden zusammenzutragen, wie Compliance-Chefin Lara Warner dem «Wall Street Journal» sagte. Zu diesem Zweck nutzt die Bank das Programm bereits seit 2016.

Wie sehr man bei der CS das Unternehmen mit dem Namen aus dem Herrn der Ringe schätzt, wird aus einer Aussage von CS-CEO Tidjane Thiam deutlich: «Ich liebe unsere Partnerschaft mit Palantir», sagte dieser letzte Woche an der Jahresversammlung des Swiss Finance Institute.

So ein System könne die CS nicht in nützlicher Frist nachbauen, sagte ihr Chef. Sowieso seien Programmierer auf dem entsprechenden Niveau für eine Bank nicht zu bekommen. Die Antwort liege deshalb bei Partnerschaften.

Forderung der Finma

Noch vor seinem Auftritt dort, bei der Präsentation der Zahlen zum dritten Quartal, lobte Thiam die so genannte «Single Client View» der CS gegenüber den Analysten. «Führend in der Industrie und einzigartig» sei dieses System.

Diese Gesamtsicht der Kunden muss allerdings noch besser werden. Das forderte die Finma im September von der CS, als sie die Bank für Verfehlungen bei der Geldwäschereiprävention rügte.

Organisatorische Schwäche

Seit 2015 sei die Bank dabei, die Gesamtsicht jedes Kunden zu ermöglichen. Dieser Zugriff müsse jedoch über Warners Compliance-Abteilung hinausgehen, forderte der Regulator. Das sei für effektive Bekämpfung der Geldwäscherei notwendig.

Dass der Bank dies in drei Jahren nicht gelungen ist, sei eine «organisatorische Schwäche», hiess es im Bericht der Finanzmarktaufsicht. Um diese vollständig zu beheben, setzt die Grossbank auf Palantir. Die Hürden sind allerdings nicht nur technischer Natur: Auch die Regulierung verhindert den grenzüberschreitenden Zugriff auf Daten in manchen Fällen.

Palantir muss wachsen

Die Software-Zauberer um CEO Alex Karp haben allerdings selbst mit Problemen zu kämpfen. Mitgründer Peter Thiel ist zwar nach wie vor der grösste Aktionär, hat seinen Anteil aber zuletzt verkleinert und dabei eine Bewertung unterhalb der letzten öffentlichen Finanzierungsrunde hingenommen.

Eine IPO-Bewertung von bis zu 41 Milliarden Dollar, das Doppelte des zuletzt angenommenen Firmenwerts, sei denn auch nur zu erreichen, wenn Karp mit Wachstumsplänen überzeugen könne, beschied die Investmentbank Morgan Stanley diesem laut «Wall Street Journal». Die Firma will 2019 1 Milliarde Dollar Umsatz erreichen – 2017 waren es 600 Millionen Dollar. Profitabel war das Unternehmen noch nie.

Prominente Firmen sind abgesprungen

Der Schlüssel zu diesem Wachstum sollen Verträge mit Privatunternehmen sein. Dafür hat Palantir auch das nun bei der CS eingesetzte Programm Foundry lanciert. In der Vergangenheit wurde für jeden Kunden eine Software massgeschneidert.

Die Hoffnungen der Firmen auf neue Erkenntnisse aus der Datenanalyse durch Palantir erfüllten sich allerdings nicht immer. Mehrere prominente Namen stampften entsprechende Projekte wieder ein, darunter J. P. Morgan oder die Zurich Versicherung.

Die CS hat nun zwei Gründe zu hoffen, dass die Zusammenarbeit keine vergebene Liebesmüh war: Sie will nicht nur die Finma-Vorgaben mit Hilfe von Palantir erfüllen, sondern mit der Firma auch Geld verdienen. Die Investmentbanker hoffen darauf, den Börsengang begleiten zu können.  

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