Seit der Finanzkrise hat die UBS Milliarden für die Umsetzung einer Flut von Vorschriften ausgegeben. Um diese einhalten zu können, wird Digitalisierung immer wichtiger. Doch Compliance-Chef Markus Ronner gibt sich zurückhaltend. 

An der Spitze der UBS ist man sich einig: War das Jahrzehnt seit der Finanzkrise von Regulierung und Altlasten geprägt, so kommt nun eine Dekade der Digitalisierung auf die Banken zu. Markus Ronner (Bild unten), der für grosse Teile der Umsetzung ebendieser Regulierung verantwortlich war, sitzt seit November 2018 in der Geschäftsleitung.

Als Compliance-Chef der Grossbank muss er dort dafür sorgen, dass die Bank allfälliges Fehlverhalten in den eigenen Reihen rechtzeitig entdeckt und sich an die vielen neuen Regeln hält. Seit der Finanzkrise hat die Bank über 12 Milliarden Franken für Bussen aufwenden müssen.

ronner ubs

Derweil habe die UBS für die Umsetzung von täglich über 200 «regulatorischen Änderungen» insgesamt etwa 3,5 Milliarden Franken ausgegeben. Um den Überblick über diese – immerhin abnehmende – Flut zu behalten, hat die UBS im Februar Michael Schoch (Bild unten) an Bord geholt. Er rapportiert als Head of Regulatory Affairs an Ronner und war zuletzt bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht für Banken zuständig.

«Da sind wir erst am Anfang»

Auch im Bereich von Regulierung und Compliance spielt die Digitalisierung mittlerweile eine tragende Rolle. Ein prominentes Beispiel ist die Zusammenarbeit der UBS-Konkurrentin Credit Suisse mit der Tech-Firma Palantir

«Wie die ganze Industrie sind wir hier erst am Anfang. In der Vergangenheit hat man viele sehr regelbasierte Überwachungssysteme gebaut, die sehr einfach waren», sagte Ronner dazu. «Im Anschluss an die Untersuchung möglicher Manipulationsversuche des Libor und der Währungsmärkte hat man viel getan. Die nächste Generation werden selbstlernende Systeme sein. Das ist ein Thema worüber ich fast täglich Gespräche führe.»

Michael Schoch UBS

Dabei dürfte sich auch das durchschnittliche Profil von Ronners 2'500 Leuten verändern. Momentan werden viele «binäre» Abklärungen noch als relativ einfache Aufgaben an günstigere Standorte ausgelagert.

«Wir sollten Ressourcen auf wirklich wesentliche Auffälligkeiten konzentrieren können», so der Banking-Veteran, der 37 Jahre für die Grossbank tätig ist. «Da versprechen wir uns grosse Fortschritte, bei Geldwäschereiprävention, Marktentwicklungen, Mitarbeiterverhalten. Hier kann man effizienter werden.»

Weltweite Kriterien

Als tatsächlich Involvierter wirkt Ronner im Zusammenhang mit den Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz vergleichsweise zurückhaltend. Zwar gebe es namentlich in Israel interessante Unternehmen in diesem Bereich.

Die UBS habe allerdings vorerst viel Aufwand betrieben, um weltweit mit den gleichen IT-Plattformen zu arbeiten. Das sei eine Voraussetzung dafür, dass man mit Hilfe solcher Programme zum Beispiel sicherstellen könne, dass wirklich überall Kunden nach den genau gleichen Kriterien an Bord gelassen werden.

«Wenn ich den Regulatoren sage, dass wir vermehrt Artificial Intelligence einsetzen, macht das vielleicht Eindruck», erklärte der Innerschweizer. «Doch die Frage ist, wie stelle ich sicher, dass die Roboter auch wirklich die richtigen Meldungen generieren?»

Warten auf Tag X

Um die Technologie effizient einsetzen zu können müssen ausserdem die Mitarbeiter entsprechend geschult werden. Dabei setzt der Compliance-Chef auf ein schrittweises Vorgehen, sodass nicht die ganze Belegschaft auf einen «Tag X» wartet, an dem die Bank dann Digitalisiert wäre.

«Man kann nicht einfach definieren, ob man in drei Jahren am Ziel angekommen ist. Denn in drei Jahren ist das, was wir heute als gut erachten, möglicherweise schon Standard.»

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