Vor gut drei Jahren hat sich die Credit Suisse aus dem Business mit reichen Amerikanern verabschiedet. Doch nun sinniert man bei der Grossbank  über eine Rückkehr, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Der Schweiz käme eine zentrale Rolle zu.

Als Tidjane Thiam im Herbst 2015 seine Turnaround-Strategie für die Credit Suisse (CS) präsentierte, stellte er klar: Künftig werde es bei der zweitgrössten Schweizer Bank nur rentables Wachstum geben. Damit war das Schicksal des Private Banking in den USA besiegelt. Dieses hatte in der Vergangenheit nie die kritische Grösse erreicht; die Sparte wurde samt ihren 250 Beratern an die amerikanische Konkurrentin Wells Fargo verkauft.

Obwohl der Deal später noch einiges zu reden gab und auch US-Gerichte beschäftigte, ist es beim CS-Wealth-Management-Exit aus den USA geblieben. Bis jetzt: Wie Kenner der Grossbank berichten, ist in deren Strategiegremien das Geschäft mit reichen Amerikanern plötzlich wieder ein Thema.

Ohne Wachstum kein Kursfeuerwerk

Das ergibt Sinn. Die Grossbank hat sich in den letzten drei Jahren konsequent auf die Vermögensverwaltung ausgerichtet. Insofern kommt sie künftig kaum um den grössten Vermögensverwaltungs-Markt der Welt – das sind die USA – herum. Zweitens lechzen die Aktionäre der CS nach dem abgeschlossenen Turnaround nach einer neuen Story. Allein mit soliden Dividenden wird die Bank kein Kursfeuerwerk auslösen.

Dafür braucht es Wachstum. Und dazu erscheinen die Staaten ideal. Die Beratungsfirma EY etwa rechnete vor, dass die US-Superreichen bis 2021 mehr als 28'000 Milliarden Dollar an investierten Vermögen auf sich vereinen werden (siehe Grafik unten). Mehr als sonst irgendwo auf der Welt. «Dieser Markt ist extrem attraktiv», so das lapidare Statement der EY-Berater.

GrafikUBS 500

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Solche Zahlenspiele dürften CS-Chef Thiam geläufig sein. Allerdings hat er auch schon erwähnt, dass die USA nicht nur der grösste Private-Banking-Markt der Welt sei, sondern auch jener, der am meisten «over-serviced» sei. Auch nach dem Exit hat die CS in den Staaten ein kleines Team von Investmentbankern stehen, das schwerreiche Kunden und Family Offices weiterhin mit Produkten – vor allem mit Lombardkrediten – versorgt. Wie es heisst, ist dieses Team zuletzt erweitert worden.

Doch die wirkliche Rückkehr ins Business könnte andernorts erfolgen: nämlich in der Schweiz.

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