Die vermögende Kundschaft der Schweizer Privatbanken liebt das Geld, verspürt jedoch eine zunehmende Abneigung gegen die krisenanfälligen Finanzmärkte. Lieber investiert sie in goldene Christbaumkugeln.

Es ist kein Spass mehr, heutzutage Kunde einer Schweizer Privatbank zu sein, hat ein Kolumnist der Nachrichtenagentur «Bloomberg» dieser Tage notiert. Der Grund: Die Banken wälzen zunehmend die Negativzinsen auf ihre Kunden ab. Oder vielmehr: Auf die Barbestände ihrer Kunden.

Diese werden nicht kleiner, da auch das Investieren an den Finanzmärkten keinen Spass mehr macht. Anleihen, das klassische, sichere Investment der letzten Jahrzehnte, werfen keinen Zins mehr ab. In der heutigen Finanzwelt kosten sie den Investoren Geld.

Fürs Anlegen in Aktienmärkten braucht es starke Nerven und eine nur schwach ausgeprägte Verlustaversion. Cash war bislang die Alternative.

Kunden verabschieden sich

Für Privatbanken wird dies im Negativzins-Umfeld zunehmend zum Problem. Immer mehr Institute verlangen Gebühren auf Bargeldbeständen und müssen im Gegenzug in Kauf nehmen, dass sich die Kunden verabschieden.

«Generell empfehlen wir in diesem Umfeld, auf Qualität und renditeträchtige Anlagen zu setzen, um dem anhaltenden Negativzinsumfeld zu entfliehen», schrieb Daniel Kalt, Chefökonom der UBS Schweiz am (gestrigen) Dienstag. Oder der bei der UBS drohenden Zahlung für Barbestände über 500'000 Euro, liesse sich anfügen.

Wie krisenfest sind Privatmarktanlagen denn?

Was also tun reiche Kunden? Privatbanken haben alternative Investmentlösungen parat wie Private-Equity-, Immobilien-, Privatmarkt- oder Startup-Finanzierungen.

Doch wie krisenfest sind solche Investments tatsächlich? Entsprechend richtet sich das Interesse wieder zunehmend auf «physische» Assets im Luxusbereich: Kunst, Oldtimer, Weine und Juwelen.

Luxus-Index steigt

Das belegen die Daten des Luxury Investment Index des Immobilienberaters Knight Frank. Der Index kletterte in den vergangenen zwölf Monaten um 9 Prozent, getrieben durch Preisanstiege beim Whisky, bei seltenen Münzen sowie Weinen und Kunst.

Die Öffentlichkeit erfährt dabei nur von Spitzen wie die kürzlich bei Sotheby's für 37,5 Millionen Dollar ersteigerte Perlenkette von Marie Antoinette oder den bei Christies für 1,5 Millonen Dollar erstandenen Macallan Whiskey.

Anlagehorizont dehnt sich aus

Dabei ist das Interesse an solchen Luxusobjekten inzwischen breit gestreut. «Kunden suchen zunehmen nach Alternativen zu Cash wegen der Negativzinsen», sagt Ralph Wyss, Partner beim Beratungsunternehmen Deloitte, im Gespräch mit finews.ch.

«Und sie sind bereit, dafür etwas mehr zu riskieren. Der Anlagehorizont hat sich auf wertvolle physische Objekte ausgedehnt, vor allem auf Kunstobjekte.»

Aufkommende Krisenängste

Der Trend ist nicht neu. Bereits in den Jahren der Finanzkrise gab es diese Flucht in reale Assets, was beispielsweise im Immobilienbereich zu massiven Preissteigerungen führte. Beobachter sagen, das anhaltende Negativzinsumfeld habe den anhaltenden Trend noch akzentuiert.

Aufgekommene Rezessions- und Krisenängste verstärken ihn weiter. Die Superreichen halten sich dabei keineswegs an Investments, die unter ihresgleichen bereits wieder «Mainstream» sind wie Gemälde von Klassikern oder Vintage Ferraris.

Das Geld geht in den Weihnachtsschmuck

So erfuhr finews.ch bei dieser Recherche von einer reichen europäischen Familie, die für eine enorme Summe goldenen Weihnachtsschmuck anfertigen liess.

Es steckt zwar Liebhaberei hinter diesem Investment, jedoch auch Kalkül. Die Weihnachtsbaum-Kugeln sind ein Wertspeicher, wenigstens einmal im Jahr nützlich und erst noch robust: kurz, sie sind krisensicher.

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