Digitale Neobanken werden hierzulande bald nicht mehr wegzudenken sein. Die Credit Suisse lanciert einen Konter gegen N26, Revolut & Co. Fehlt es dem Rest der Schweiz an Geld und Mut?

«Ein grosser Fokus wird die Gewinnung von Neukunden sein»: Der Satz hätte aus dem Mund von Valentin Stalf oder Nikolay Storonsky stammen können, den Chefs der rasch expandierenden Smartphone-Banken N26 und Revolut. Gesagt hat dies zu finews.ch stattdessen Mario Crameri – als Chef des neuen Geschäftsbereichs Direct Banking bei der Credit Suisse (CS) ein Vertreter des Finanz-Establishments.

Doch Crameri plant fürs Swiss Banking Revolutionäres. Wie vergangene Woche bekannt wurde, soll seine Einheit nicht nur digitalisierte Lösungen für mehr als 1 Million CS-Kunden in der Schweiz anbieten, sondern mit einem neuen «freemium»-Modell auf die Jagd nach Marktanteilen gehen.

Keine Sekunde zu früh

Die Initiative kommt keine Sekunden zu früh. Hierzulande sind die einheimischen Digitalbanken Zak und Neon schon länger unterwegs, während Storonskys Revolut offenbar mehrere Zehntausend Kunden bedient. Die deutsche Neobank N26 hat ihrerseits den Markteintritt im vergangenen Juni auf den Herbst angekündigt – der Start steht demnach unmittelbar bevor.

Das 2013 gegründete Fintech N26 bedient nach eigenen Angaben inzwischen über 3,5 Millionen Kunden, weist ein Investitions-Volumen von 500 Millionen Dollar aus sowie eine Bewertung von 3,5 Milliarden Dollar. Nach den Startup-Massstäben ist das Unternehmen demnach ein «Unicorn», ein Einhorn von mehr als 1 Milliarde Dollar Wert. Genauso wie Revolut mit 1,7 Milliarden Bewertung, 60'000 Neukunden pro Monat und einer Kasse von über 300 Millionen Dollar für den weiteren Ausbau.

Direct Banking kann mithalten

Das Direct Banking der CS ist die erste Schweizer Initiative, die hier wenigstens von den Ressourcen her mithalten kann: Bis 2021 will die Grossbank dafür einen dreistelligen Millionenbetrag locker machen.

Da können kleinere Mitbewerber nur neidisch zuschauen. Das selbsternannte «digital powerhouse» Postfinance hat zwar digitale Vorstösse ins Hypothekargeschäft und mit Versicherungen unternommen. Doch auf ihre Vermögensverwaltungs-Lösung wartet man noch – und eine Smartphone-Bank ist nicht in Sicht. Limitiert sind auch die Möglichkeiten der digital aufgeschlossenen Regionalbank Valiant, die am 10. September ihre neue Vierjahresstrategie vorstellt. Die Berner werden wohl weiterhin ein Digitalprojekt aufs Mal bearbeiten.

Marcus, Bó und Fyrst

Sowieso sind die Schweizer Banken – auch mangels ernsthafter Konkurrenz – recht spät auf den Gedanken einer eigenen «challenger bank» gekommen.

Im Ausland lancierte die mächtige amerikanische Investmentbank Goldman Sachs schon vor drei Jahren die Digitaltochter Marcus, mit der die Goldmänner inzwischen auch nach Europa vordringen. Auf dem alten Kontinent schickte die britische Royal Bank of Scotland mit Mettle und Bó gleich zwei Fintech-Konter ins Rennen. Selbst die arg gebeutelte Deutsche Bank fand letzten Juli noch Zeit, die Digitalbank Fyrst anzukünden.

Bereits wieder Geschichte ist hingegen Finn, die Initiative der grössten US-Bank J.P. Morgan. Nach einem Jahr im Business stampfte der Bankriese die Digitaltochter bereits wieder ein. Dem Vernehmen nach, weil man bei der Mutter eine Kannibalisierung fürchtete.

Kunden würden die Treue halten

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