Die Bank Vontobel werde in fünf Jahren eine viel grössere Anzahl an Entwicklern beschäftigen als heute, sagt CEO Zeno Staub im Interview mit finews.ch. Die Technologie bietet enorme Chancen, doch man dürfe sie auch nicht überschätzen, betont er – und will ein nüchterner Manager bleiben.

Herr Staub, Vontobel lanciert laufend neue digitale Plattformen, zuletzt die Vermögensverwaltungs-App Volt. Sind diese alle erfolgreich?

Man muss zunächst die Frage stellen, warum wir das überhaupt tun...

...klar...

In der ferneren Vergangenheit entstanden viele dieser Einführungen aus Effizienz- oder Kostengründen. In einem späteren Schritt stand das Ziel im Vordergrund, unseren Kunden eine andere, neue Erfahrung zu bieten.

Deritrade, unser Marktplatz für Strukturierte Produkte, ist so ein Beispiel. Er ist effizient und eine Plattform, auf der Kunden erstmals Strukturierte Produkte selbst zusammenstellen und von unterschiedlichen Anbietern beziehen können. Und der dritte Schritt besteht nun darin, diese Services komplett zu individualisieren.

Wo stehen Sie da?

Nehmen wir das Beispiel mit Anzügen. Früher trugen alle Männer gezwungenermassen Massanzüge – denn es gab keine industriellen Möglichkeiten, einen Anzug herzustellen. Dann folgte die Produktion ab Stange mit standardisierten Grössen 44, 46, 48, 52 etc., vorgefertigte Grössen für Menschen mit individuellen Massen also.

«Das ist schon rein sprachlich nicht mehr zeitgemäss»

Heute werden individuelle Massanzüge wieder die Normalität, seit dies durch technologischen Fortschritt wieder möglich wurde. Heute gilt es also, den Einzelnen durch ein individualisiertes Angebot abzuholen. Vormachen tun das bereits Tech-Ikonen wie Uber, Amazon und andere.

Diese Unternehmen haben die Kundenbeziehung nochmals umgedreht. Sie liefern das, was sie glauben, das der Kunde wünscht.

Genau – und das ist ein weiterer Treiber in der Finanzbranche. Traditionell sind wir es gewohnt, dass der Kunde uns aufsucht. Für den Antrag eines Kredits beispielsweise, den wir dann nach einer Prüfung bewilligen.

Das ist heute schon rein sprachlich nicht mehr zeitgemäss. Der Kunde ist heute besser informiert, autonomer und flexibler. Er erwartet, dass sich eine Dienstleistung quasi materialisiert, sobald er sie braucht.

Die Bank als Wunscherfüller.

Jeder Anbieter muss das zum Ziel haben. Ein Finanzdienstleister muss für jeden Kunden in jeder seiner Lebenssituationen die geeignete Lösung bereitstellen können und zwar im individuellen Kontext und massgeschneidert. Die hohe Schule einer solchen Dienstleistung wäre dann, wenn sie proaktiv wäre.

Das klingt nach Lehrbuch.

Die Umsetzung ist nicht einfach. Banken sind per se sehr intolerant gegenüber Fehlern. Das ist auch richtig so, wenn es um das Geld unserer Kunden geht. Das heisst aber auch, dass sie mühsam Prozesse und Abläufe erarbeiten, die dann für das nächste Jahrzehnt zu gelten haben.

«Sie erhalten eine differenzierte Antwort»

Das funktioniert heute nicht mehr und ist ein Grund für unsere hohe Kadenz neuer Einführungen. Wir müssen lernen und auch mal etwas ausprobieren. Weder wir noch der Kunde wissen abschliessend, ob wir die Erwartungen und den Bedarf genau treffen.

Somit gehen Sie nach «Trial and Error» vor?

Gewissermassen, selbst wenn ich nicht von Versuchsballonen sprechen möchte, die wir aufsteigen lassen. Aber Veränderungen und Anpassungen an den einzelnen Dienstleistungen und Plattformen wird es immer wieder geben.

Wie validieren Sie diese Projekte, bevor sie lanciert werden?

Das ist ein wichtiger Punkt. Unser Ansatz bei Innovationen besteht ja nicht darin, ein neues digitales Produkt auf der grünen Wiese zu entwickeln, Kapital dafür bereitzustellen und dann zu hoffen, dass es innerhalb der nächsten sechs Monate profitabel wird.

Wir entwickeln nahe am Kerngeschäft, so dass wir mit unseren Innovationen vor allem auch die bestehende Kundschaft ansprechen. Natürlich haben wir dabei auch entsprechende Kontrollen, damit wir gegebenenfalls etwas auch wieder abstellen können.

Scheitern als Option, sozusagen?

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.96%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.27%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.72%
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