Die Ära Sergio Ermotti hat bei der UBS schneller als erwartet geendet. Der scheidende CEO nimmt nun mit einigem Pathos Abschied von dieser Zeit.

«Es gibt nie einen richtigen Zeitpunkt, um einen Traumjob hinter sich zu lassen. Aber alles geht einmal zu Ende» – mit diesen Worten wandte sich Sergio Ermotti am Donnerstag an seine Untergebenen bei der UBS. Das Memorandum liegt finews.ch vor.

Wie berichtet, vermeldete die grösste Schweizer Bank in der Nacht auf Donnerstag, dass der amtierende ING-Chef Ralph Hamers Anfang November Ermotti an der Spitze ablöst.

Dem Vernehmen nach hatte der Tessiner eine Dekade lang als UBS-Chef wirken wollen. Nun fällt seine Amtszeit unvermittelt kürzer aus, so dass er nun nur auf «fast ein Jahrzehnt als CEO» zurückblicken kann.

«In ausgezeichneter Verfassung»

Das tut Ermotti im Schreiben an die Belegschaft mit einigem Pathos. «Die Zeiten waren nicht immer leicht, aber dank Ihnen allen und auch vielen ehemaligen Kollegen befindet sich UBS heute in ausgezeichneter Verfassung», so der 59-jährige Vollblutbanker.

Die UBS habe die Risiken reduziert und die Bilanz redimensioniert, die Kosten gesenkt und gleichzeitig investiert sowie Altlasten bereinigt. Mit dem Resultat, dass die Bank der «weltweit grösste und einzig wirklich globale Wealth Manager» sowie die führende Universalbank in der Schweiz sei. Zudem seien die Mitarbeitenden nun wieder stolz auf ihre UBS.

Damit liess Ermotti die Gefühle wieder aufleben, die ihn zwei Jahre nach der Strategiewende vom Oktober 2012 bewegten. Damals begann der Umbau der UBS zur führenden Privatbank mit dem Investmentbanking als faktischen Zulieferer – eine Strategie, die später von zahlreichen Grossbanken, zumal der Credit Suisse, kopiert wurden. 2014 sagte Ermotti: «Die UBS kann wie Apple oder IBM sein, Unternehmen, die durch schwierige Zeiten gingen, aber dann zu neuer Grösse fanden».

Seitenhieb gegen die Credit Suisse

Dass die 2008 vom Staat gerettete UBS dies in seinen Augen erreichte, «ohne die Aktionäre um zusätzliches Kapital zu bitten», erfüllt Ermotti ganz offensichtlich selber mit Stolz – ein kleiner Seitenhieb gegen die Erzrivalin Credit Suisse, die unter Ex-Chef Tidjane Thiam gleich zweimal Milliarden bei den Eignern aufnahm.

«Wir haben eine eindrückliche Leistung gezeigt, und es war ein echtes Privileg, mit Ihnen allen zusammenzuarbeiten», so der noch-CEO stolz – eine Haltung, die er auch über den Kurznachrichten-Dienst Twitter auszudrücken suchte (siehe unten).

Augen aufs Präsidium?

Nicht zuletzt bedankte sich Ermotti bei UBS-Präsident Axel Weber, der ihn nun überraschend früh gegen Hamers ausgewechselt hat. Immerhin ist es möglich, dass Ermotti selber mit dem Präsidium der Grossbank liebäugelt, was nach einer «cool-off» Zeit durchaus denkbar wäre.

Vorerst aber – und bis am 31. Oktober – bleibt Ermotti in seinem alten Amt, und will eine reibungslose Stabsübergabe an Hamers sicherstellen.

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