Ehemalige Bankchefs finden reihenweise Unterschlupf bei den boomenden Blankoscheck-Firmen. Das entspricht genau dem Ratschlag der renommierten Beratungsfirma McKinsey.

Längst ist es mehr als auffällig: Reihenweise treten Ex-Bankchefs in die Dienste von börsenkotierten Mantelgesellschaften, so genannten Spacs.

Die Firmen, die quasi auf Vorrat an die Börse gebracht werden, um dann Unternehmen aus der Realwirtschaft aufzukaufen, bieten inzwischen nicht nur den Ex-Chefs der Credit Suisse (CS), Brady Dougan und Tidjane Thiam, und dem früheren CEO der UBS, Sergio Ermotti, Unterschlupf.

An der Spitze solcher Vehikel finden sich auch der ehemalige UBS-Manager Martin Blessing sowie seit neuestem Jean-Pierre Mustier. Der Franzose hatte letzten Dezember unter einigem Getöse die italienische Grossbank Unicredit verlassen.

Renommierter Rat

Nun sind die Ex-Bankchefs wieder an der Spitze, und gebieten erneut über Millionen. Wie auch finews.ch berichtete, holte Thiam für den von ihm präsidierten Spac namens Freedom Acquisition die potenten Fondsfirma Pimco ins Boot, eine Tochter des deutschen Allianz-Konzerns. Mustier wiederum spannt mit Bernard Arnault zusammen, dem Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH, der mit seiner Familie den Platz drei im weltweiten Superreichen-Ranking belegt.

Dass die vielfach unter Nebengeräuschen bei ihren Banken von Bord gegangenen Executives nun plötzlich heiss begehrt sind, mag verwundern – allerdings nur auf den ersten Blick. Denn folgt man dem Rat der renommierten Beratungsfirma McKinsey, und das tun unter Firmenlenkern und Profiinvestoren so einige, kommt man als Spac-Sponsor um Thiam, Ermotti & Co. nicht herum.

Ohne Operator geht wenig

Wie einem nämlich einer Analyse der McKinsey-Experten Kurt Chauviere, Alastair Green und Tao Tan zu entnehmen ist, brauchen Spacs einen so genannten «Operator», um erfolgreich zu sein. Darunter zu verstehen sind Chefs oder Präsidenten, die zuvor im Management der jeweiligen Zielbranche tätig waren.

Die Berater untersuchten 36 zwischen 2015 und 2019 lancierte Spacs (die Blankoscheck-Firmen sind maximal auf zwei Jahre Laufzeit befristet, bis dahin müssen sie ein Übernahmeziel gefunden haben), und fanden heraus: Jene mit einem Operator an der Spitze warfen nach einem Jahr Laufzeit 40 Prozent mehr Rendite ab als Mantelgesellschaften ohne Industrie-Know-how.

Der Ruf als Strahlwirkung

«Operator-geführte Spacs fokussieren effektiver und zeigen ein grösseres Verantwortungsbewusstsein, das Unternehmen zum Erfolg zu führen», urteilen die McKinseyaner. Im Vergleich schnitten solche Firmen auch besser ab als herkömmliche Börsengänge (IPO), die inzwischen vom Spacs-Boom zumindest in den USA in den Schatten gestellt werden.

Ein weiterer Vorteil von bekannten Operators ist laut dem Bericht ausserdem: ihr Ruf verleiht dem Unternehmen eine Strahlwirkung bei den Aufsichtsbehörden und grossen wie kleinen Anlegern.

Kurz: die richtigen Ex-Chefs für die geplante Spac-Firma zu finden, ist laut der Beratungsfirma einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren überhaupt.

Standesgemässe Einkünfte

Entsprechend dürfen die früheren Banker auf die Grosszügigkeit der Sponsoren hoffen, die sie für die geplanten Mantelgesellschaften an Bord geholt haben. Die Transparenz der Vehikel ist relativ gering, hingegen ist bekannt, dass die führenden Geldgeber von Spacs dank Optionen bis zu 20 Prozent Anteil an den vom Spac übernommenen Firmen zugeteilt erhalten.

Für einen standesgemässen «Unruhestand» nach dem Spitzenjob bei der Bank dürfte damit gesorgt sein.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.5%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.27%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.56%
pixel