Der Financier Lex Greensill ist nicht nur bei den Kunden der Credit Suisse zur Unperson geworden. Seine Farmer-Familie hat sich in ihrer australischen Heimat ebenfalls viele Feinde gemacht.

Lex Greensill hat es mit seinen 44 Jahren wohl weiter gebracht als jeder andere Einwohner von Bundaberg vor ihm. Die vom Süsskartoffel-Anbau geprägte Stadt im australischen Bundesstaat Queensland – vor der Küste erstreckt sich das berühmte Barrier Reef – ist die Heimat des Financiers, wo seine Familie seit mehreren Generationen die Äcker bestellt.

Greensill suchte sein Glück allerdings nicht in der Landwirtschaft, sondern baute sich in wenigen Jahren ein weltumspannendes Imperium in der Debitoren-Finanzierung von Firmen auf. Die Grossbank Credit Suisse (CS) wie auch der japanische Technologie-Konzern Softbank hofierten dem umtriebigen Bauernsohn; sie trugen dazu bei, dass dieser mit seiner Familie ein märchenhaftes Vermögen von kolportierten 1,6 Milliarden Dollar anzuhäufen vermochte.

Im CS-Magazin «Scope» erklärte Greensill 2017, wie die Jugendzeit in Bundaberg ihn bei seinem Tun im Finanzwesen prägte. «Mein Vater hatte eine kleine Zuckerrohrfarm und bekam als Lieferant grosser Multis den Druck zu spüren, der durch späte Zahlungseingänge entsteht.»

Wie ein Kartenhaus

Die glücklichen Tage von damals sind vorbei. Nachdem die CS im vergangenen März die gemeinsam mit Greensill Capital betriebenen Fonds mit mehr als 10 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen einfror, stürzten die kühnen Unternehmungen des Australiers wie ein Kartenhaus zusammen. Der CS ist es seither gelungen, rund die Hälfte der Fonds-Investments zu liquidieren. Um weitere Forderungen durchzudrücken, hat die Bank rechtliche Schritte in Aussicht gestellt. Währenddessen wird die CS ihrerseits mit Klagen eingedeckt.

Greensill ist aber nicht nur ein rotes Tuch für die CS-Kunden, die bereits erste Abschläge auf ihren Fondsvermögen erleiden mussten. Spinnefeind sind dem Financier und seiner Familie auch zahlreiche Bauern aus Bundaberg. Wie die britische Zeitung «The Times» (Artikel bezahlpflichtig) schreibt, werfen diese den Greensills vor, sie mit Dumping-Preisen auf dem Geschäft mit Süsskartoffeln zu drücken.

Querfinanziert durch Greensill Capital?

Im Kartoffel-Krieg von Bundaberg wird mit harten Bandagen gekämpft. Ein Farmer soll den Bruder von Lex, Peter Greensill, mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Andere argwöhnten gegenüber «The Times», dass die Familie bestimmt Gelder von Greensill Capital erhalten habe. Damit hätten sie mit ihrer Greensill Farming Group ihre Ernte billiger verkaufen und sich immer mehr Boden und Maschinen aneignen können. Laut dem Bericht nannten die Greensills zuletzt über 3’200 Hektaren Land ihr Eigen. Dies, während Konkurrenten in die Pleite getrieben wurden, so die (anonymen) Vorwürfe.

«Es ist unmöglich, dass die Familie mit Süsskartoffeln soviel Geld verdient. Wenn das möglich wäre, sässe ich im Taj Mahal», so die kernige Aussage eines Bundaberg-Bauern zum Aufstieg der Greensills.

Reiche Ernte mit Aktien

Die Familie des Financiers bestreitet dies vehement. Ihnen zufolge haben die Finanzgeschäfte von Lex Greensill nichts mit dem Landwirtschafts-Betrieb der Familie zu tun. Die Präzisierung kommt nicht ohne Grund: Die Geldgeber von einst – die CS und Softbank – drehen jetzt jeden Stein um, um möglichst viel Geld zurückzuholen.

Das Familienvermögen der Greensills, das unter anderem in einem von Bruder Peter angeführten Trust verwaltet wird, ist da ein naheliegendes Ziel. 2019 zogen die Greensills Medienberichten zufolge mit Aktienverkäufen rund 200 Millionen Dollar aus Greensill Capital. Dies, nachdem zuvor Softbank rund 1,5 Milliarden Dollar in die Finanzfirma investiert hatte.

Zu reden gaben zuletzt auch die rund 60 Millionen Dollar, die der Trust vergangenen Oktober noch an Greensill Capital überwiesen hatte. Geld, dass die Familie nun ebenfalls von der Pleite gegangenen Firma von Lex Greensill zurückfordert.

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