Schon letzten Sommer ist die Credit Suisse laut Medienberichten über Unstimmigkeiten bei der Fonds-Partnerin Greensill gewarnt worden. Ein Warnsignal mehr, das die Grossbank hätte stutzig machen müssen.

Der auch in der Schweiz aktive niederländische Rohstoffhandels-Konzern Trafigura habe sich vergangenen Juli warnend an die Credit Suisse (CS) gewandt. Dies berichtete die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) mit Verweis auf mehrere anonyme Quellen.

Unechte Rechnung?

Demnach hat sich Trafigura wegen einer Rechnung bei der Grossbank gemeldet. Die Rechnung war Teil der verbrieften Firmen-Debitoren gewesen, in welche die CS-Greensill-Fonds in grossem Stil investierten. Demzufolge hätte Trafigura dem Unternehmen Liberty Commodities, eine Tochterfirma aus dem Konglomerat GFG Alliance des indisch-stämmigen Stahlbarons Sanjeev Gupta, 30 Millionen Dollar geschuldet.

Doch Trafigura zweifelte: die Rechnung sei nicht echt.

Vergangenen März musste die CS dann Greensill-Fonds mit Vermögen von mehr als 10 Milliarden Dollar Anlagevermögen sperren und ist nun mit deren Abwicklung beschäftigt. Unklar ist seither, ob es rund um die Investments, welche die Grossbank zusammen mit der mittlerweile Pleite gegangenen Finanzfirma Greensill Capital tätigte, zu strafbaren Handlungen gekommen ist. Gegen GFG Alliance hat in Grossbritannien die für die Bekämpfung schweren Betrugs zuständige Behörde SFO eine Voruntersuchung eingeleitet.

Lex Greensill beschwichtigte

Laut dem Zeitungsbericht wandten sich CS-Banker nach der Warnung von Trafigura an Greensill-Chef Lex Greensill. Er soll aber beschwichtigt haben, es handle sich wohl um ein Missverständnis. CS, Trafigura, Greensill Capital und GFG Alliance wollten gegenüber der «Financial Times» dazu nicht Stellung nehmen.

Trifft der Bericht zu, muss sich die CS-Führung vorwerfen lassen, eine weitere Verdachtsmeldung – im Jargon eine «red flag» – zu wenig beachtet zu haben. Wie auch finews.ch damals berichtete, hatte die Grossbank die Greensill-Fonds just letzten Sommer einer internen Untersuchung unterzogen. Diese hatte aber lediglich zur Folge, dass der japanische Technologiekonzern Softbank, der auch ein Geldgeber von Greensill Capital war, nicht mehr direkt in die CS-Greensill-Fonds investierte.

Schwarze Liste bei der CS

Wie unlängst publik wurde, hatten Rohstoffhandels-Profis bei der CS Firmen von GFG-Gründer Gupta schon 2016 auf eine schwarze Liste gesetzt. Ihre Warnungen an die Kollegen wurden aber im Fondsmanagement der Bank offenbar nicht gehört. Bereits 2018 musste das Schweizer Fondshaus GAM zudem Fonds vorübergehend schliessen, die im Konnex Greensill-GFG gestanden hatten. Auch das hätte eine Warnung für die CS sein müssen, welche ihre Greensill-Fonds ab 2017 aufbaute.

Die CS-Greensill-Fonds finanzierten Firmen von GFG Alliance in grossem Stil; die Bank warnte nun, dass Schulden des Konglomerats im Umfang von 1,2 Milliarden Dollar schwierig einzutreiben seien.

Weitere Warnsignale waren eine Untersuchung der Aufsicht gegen die Greensill Bank in Deutschland, die ebenfalls im vergangenen Sommer eingeleitet worden war. Wann die CS davon wusste, dass der überaus wichtige Versicherungsschutz für einzelne Investments der Greensill-Fonds nicht mehr erneut werden würde, steht derweil weiterhin zur Debatte.

Debatte um letzte Warnung

Laut Gründer Lex Greensill ist die CS über die Schwierigkeiten von Greensill Capital, den Versicherungsschutz für die Firmenkredite zu erneuern, sehr wohl im Bild gewesen. Das verneint die Grossbank. Die frühere Risikochefin Lara Warner habe den ersten Hinweis auf eine möglicherweise am 1. März 2021 ablaufende Versicherungstranche des Versicherers Tokio Marine am 22. Februar erhalten.

Dessen ungeachtet hat Warner vergangenen April ihren Posten beim Institut räumen müssen – genauso wie der oberste Fondschef Eric Varvel und Michel Degen, Europachef im Asset Management der CS.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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