Die Credit Suisse hat pünktlich zur Euro ihre neue Werbekampagne für CSX gestartet. Doch ist die im vergangenen Herbst lancierte Banking-App ein Topskorer – oder eher ein Fall für die Ersatzbank?

Mit der Fussball-Europameisterschaft bricht auch auf den Marketing-Kanälen der Credit Suisse Schweiz (CS) das «Fussballfieber» aus. Unter diesem Stichwort läuft die zweite Werbekampagne für die Banking-App CSX an, welche die Grossbank hierzulande im vergangenen Oktober lanciert hat.

In schmissigen Kurzfilmen (siehe Video unten) gehen Hobby- und Nati-Fussballer gemeinsam der Frage nach: «Kann Banking nicht einfacher sein? So wie Fussball.» Die Antwort der Werber: «Klar geht das.»

Wasserstands-Meldungen im Wochentakt

Doch wie «geht» es der Grossbank mit CSX? Nach dem mit Hochspannung erwarteten Start vom vergangenen Herbst ist es ruhig geworden ums neue Digitalbanking des zweitgrössten Schweizer Geldhauses. Branchenbeobachter sprechen gegenüber finews.ch nun gar von einer «sehr verhaltenen» Entwicklung. Dies, während die Folgen des Doppel-Debakels um die Greensill-Fonds und die US-Finanzfirma Archegos die CS bis auf weiteres lähmen.

Konkurrierende Angebote geben währenddessen im Wochentakt Wasserstands-Meldungen durch. Die Corona-bedingte Verlagerung auf den Online-Kanal und die boomenden Börsen treiben den Applikationen das Publikum in Scharen zu. Der bei der Kunden-Identifizierung führende Anbieter Intrum vermeldet 150’000 Onboardings im vergangenen Jahr und sieht den Wert dieses Jahr noch um 50 Prozent steigen.

Die beste aller Welten

Kurz: Da draussen herrscht die beste aller Welten für Finanz-Apps, und CSX müsste entsprechend profitieren. Aus den verfügbaren Zahlen ist dies aber vorerst nicht ersichtlich. CS-Konzernchef Thomas Gottstein hatte Anfang Jahr die Nutzerzahl bei über 10’000 verortet. Auf Anfrage von finews.ch heisst es bei der Grossbank, seit dem Start im vergangenen Oktober zähle CSX eine fünfstellige Zahl an Nutzern.

Zum Vergleich: Das Schweizer Fintech Neon, das mit seiner Banking-App seit 2019 am Markt ist, vermeldete unlängst 70’000 Nutzer. Die App Yuh, die im vergangenen Mai von den Banken Postfinance und Swissquote lanciert wurde, will bereits drei Wochen nach Start 10’000 Nutzer bedienen. Die führende ausländische Banking-App Revolut kommt nach letzten (eigenen) Angaben auf über 350’000 Kunden in der Schweiz.

Auf der grünen Wiese

Weil CSX seit der Lancierung gleichzeitig als Mobile-Banking-App der CS genutzt wird, ist es von aussen her nochmals schwieriger einzuschätzen, auf welche spezifische Nachfrage das CSX-Angebot stösst. Im Google Play Store kommt CSX auf eine Kundenbewertung von 4,2 von 5 Punkten, was ansehnlich ist – allerdings schlechter als die CS-Version der Helvetischen Bezahlapp Twint mit 4,7 Punkten.

Ein guter Kenner des Schweizer Digitalbanking kommt zum Schluss, der Start von CSX sei bisher sehr verhalten gewesen. Als mögliche Gründe dafür führt er an, dass die App bisher nicht zu einer von der CS unabhängigen «Sprache» und zu einem radikal neuen Angebot gefunden habe. Dies sei für Banken-Apps generell ein Nachteil, während von der «grünen Wiese» aus aufgebaute Fintechs mit viel mehr Klarheit auf Kunden zugehen könnten. Das werde dann auch mit entsprechender Nachfrage belohnt.

Kosten einspielen

Tatsächlich hat die CS einen ganz anderen Weg hin zum Publikum gewählt. Schon der Name verrät, dass ihre Banking-App nahe bei der Bank selber bleibt. CSX richtet sich zwar auch an eine junge, digital-affine Kundschaft, hat aber gleichzeitig den Anspruch eines Banking-Sortiments, wie das Institut auf Anfrage bestätigt.

«CSX verbindet die Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität einer digitalen Bank mit dem umfassenden Leistungsangebot und der Expertise der CS als etablierte, in der Schweiz verwurzelte Universalbank.» Die Kunden können auch entscheiden, wie sie mit der Bank interagieren möchten, digital oder persönlich.

Damit «kann» CSX auf den ersten Blick viel mehr als eine Revolut-App. Doch das schürt auch Erwartungen. Dem Vernehmen nach favorisiert die Grossbank auf dem Digitalkanal Kunden, denen sie diverse Dienste und Produkte verkaufen kann. Am Ende wird es auch bei der CS darauf hinausgehen, die Produktionskosten für die Applikation wieder hereinzuspielen. Dies im Gegensatz zu Neobanken, die oftmals Wachstum vor Profit stellen.

«Beachtliche Leistung»

Ein anderer Branchenkenner wertet die von der Grossbank im Eigenbau entwickelte CSX-App so oder so als «beachtliche Leistung». Allerdings befinde sich die CS in einem besonderen Spannungsfeld, weil sie als Investmentbank und Privatbank für Superreiche auftrete und gleichzeitig die Nähe zu (digitalen) Retailkunden suche. «Die Differenzierung im Retailgeschäft ist da eine echte Herausforderung», sagt der Beobachter.

Bei der CS heisst es, die Konto- und Zahlungsfunktionen in der App sowie die Funktionen der Debit-Mastercard würden stark genutzt. Auch der digitale Finanzplaner werde oft nachgefragt und erhalte positive Rezensionen. Das Angebot wird nun im Sinne des Plattform-Modells stetig erweitert. Wie auch finews.ch berichtete, ist im ersten Quartal 2021 eine Kooperation mit dem führenden Schweizer Sachversicherer Axa angelaufen.

Sponsoring der Super League

Über die nächsten Monate wird die CS die App nun kontinuierlich um neue Funktionalitäten erweitern, wie beim Institut weiter zu erfahren war. In der Pipeline sind Angebote in den Bereichen Hypotheken oder Mietkaution. «Mit CSX bieten wir damit dort Lösungen, wo spezifische Kundenbedürfnisse vorhanden sind», so die Bank.

Ebenfalls wird auch nach der Euro für CSX gekickt werden. Laut dem Branchen-Magazin «Werbewoche» ist die CS ab Juli neu Titel-Sponsorin der Super League, so dass die Kampagne auf den digitalen Kanälen nach der Europameisterschaft in die Verlängerung geht.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.37%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.38%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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