Die Allfinanz-Alliance zwischen der Grossbank und Winterthur floppte vor zwanzig Jahren. Jetzt versucht es die Credit Suisse mit der Winterthur-Käuferin Axa nochmals. Was diesmal anders ist.

Bancassurance heisst die neue Allfinanz: Die Credit Suisse (CS) und der grösste Schweizer Sachversicherer Axa lancieren ein gemeinsames digitales Angebot, wie die beiden Schweizer Finanz-Schwergewichte am Mittwoch mitteilten.

Im Mittelpunkt der Kooperation steht dabei die Banking-App CSX, welche die Grossbank kommende Woche auf den Markt bringt. Über den digitalen Kanal sollen künftig auch Versicherungsprodukte von Axa erhältlich sein. Dies allerdings erst ab dem ersten Quartal 2021. Dem Vernehmen nach fokussiert das neue Angebot auf die Themen Wohnen und Alltag.

Die Zusammenarbeit ist nicht überraschend – und eben doch.

Die ganze Kuh gekauft

Nicht überraschend, weil Axa und die CS in anderen Geschäftsbereichen schon länger zusammenspannen und eine gemeinsame Firmengeschichte teilen: Zwischen 1997 und 2006 gehörte die Vorgänger-Firma Winterthur zum Bankkonzern, bis dieser die Versicherung an die französische Konkurrentin Axa veräusserte. Ebenfalls hatte die CS-Führung bis hinauf zu Präsident Urs Rohner immer wieder angetönt, dass man in der «Bancassurance 2.0» Potenzial sehe.

Überraschend ist die neuerliche Liaison hingegen, weil die Allfinanz-Idee mit dem Zusammenschluss von CS und Winterthur in einem teuren Flop endete. 1997 führten der damalige Bankpräsident Rainer E. Gut und Winterthur-Lenker Peter Spaelti das Banking und die Assekuranz unter dem CS-Konzerndach zusammen.

Kurz zuvor hatte der damals amtierende Bankchef Lukas Mühlemann noch gesagt, um ein Glas Milch zu trinken, brauche man keine ganze Kuh zu kaufen.

Nur auf dem Reisbrett

Die Allfinanz erwies sich dann als ein Konstrukt, das auf dem Reissbrett funktionierte, aber in der Praxis nie. Zumindest nicht in der Schweiz. Es gab keine Abstimmung und keinen kulturellen Fit zwischen den Verkäufern von Versicherungen und von Bankdienstleistungen: Kunden kaufen Bankprodukte häufiger, Versicherungen schliesst man einmal ab.

Der Flop mit der Winterthur beschleunigte 2002 den Abgang von CEO Mühlemann; es war dann sein Nachfolger Oswald Grübel, der die Winterthur an die Axa veräusserte, als die CS in Probleme geraten war.

Was gleich bleibt

Nach zwei Dekaden folgt nun «Winterthur reloaded» aufseiten der CS. Zugegebenermassen ist nun einiges anders: Heute ist die Allfinanz nicht mehr angewiesen auf unterschiedlich motivierte Leute aus Versicherung und Bank. Dies, weil das Ganze digital über eine Plattform abläuft, wo der Kunde nimmt, was er will. Das haben bereits diverse andere Anbieter vorgemacht, wie finews.ch berichtete. Bancassurance steht damit vor einem Revival.

Am Ende, und das gilt heute gleich wie zur Jahrtausendwende, entscheidet jedoch der Kunde über den Erfolg des Modells. Der Allfinanz machte damals das mangelnde Interesse am Markt den Garaus. Die schöne neue Welt der Finanz-Applikationen ist davor nicht gefeit.

Die Kundschaft wird nämlich ziemlich schnell merken, ob ihre Bedürfnisse wirklich ins Zentrum gestellt werden – oder ob es sich ums altbekannte «product pushing» über neue, digitale Kanäle handelt. Erhärtet sich der Verdacht, werden sie schnell weiterscrollen.

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