Auch Schweizer Investmenthäuser künden gerade Rekordgewinne an. Die Beratungsfirma EY warnt nun allerdings vor einer Katerstimmung im weltweiten Asset Management.

Zuletzt war es am Zürcher Investmenthaus Vontobel, die Gewinnerwartungen nach oben zu korrigieren: Wie die schwergewichtig im Asset Management tätige Gruppe in einer ad-hoc-Meldung an die Anleger mitteilte, wird der Verdienst im ersten Halbjahr 2021 höher ausfallen als in der Vorjahresperiode.

Die Meldung deckt sich mit den Wortmeldungen weiterer Vermögensverwalter und Privatbanken am Finanzplatz; wie finews.ch berichtete, steuert die Branche derzeit auf einen Rekord zu.

Rückläufige Gewinne

Die Schweizer Erfahrungen passen ins weltweite Bild. Im letzten Jahr haben führende Fondshäuser die verwalteten Vermögen um fast 15 Prozent zu steigern vermocht und auf dieser Basis entsprechend verdient. Mit dem Run auf die Börse der letzten Monate hat sich der Trend eher noch verstärkt.

Mitten in der Euphorie kommen die Berater der Big-Four-Revisionsfirma EY wie «Party Crasher» daher, wenn sie nun in einer neuen Studie plötzlich vor fünf mageren Jahren im Asset Management warnen. Der Report, über den zuerst das britische Branchen-Portal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet hat, geht in einem Basis-Szenario davon aus, dass die von der Branche verwalteten Kundengelder nur noch um 15 Prozent zunehmen – bis 2025.

Der Gewinn gehe gar zurück, heisst es in der Studie, und zwar im Schnitt um 0,8 Prozentpunkte.

Margen und Demographie

Wie kommt die Branche von der besten aller Welten zur Katerstimmung? Laut EY haben sich Anzeichen dazu schon vor Einsetzen der Coronakrise gezeigt, seien dann aber vom Börsen-Boom überlagert worden. 75 Prozent des Rekordwachstums im letzten Jahr sei dann ausschliesslich auf Bewertungsgewinne zurückzuführen gewesen, halten die Berater fest. Profitiert hätten davon nur die grössten Akteure: «The winner takes all», heisse die Losung.

Wenn sich erst einmal die Börsen beruhigten, würden der zunehmende Wettbewerb und neue Vorschriften die Margen schmälern, so der Report weiter. Bei den beliebten börsengehandelten Indexfonds (ETF), die in der Coronakrise massiv Gelder anzogen, ist zudem bei den Gebühren ein Rennen gegen Null in Gang. Wirtschaftliche und demographische Veränderungen würden derweil dafür sorgen, dass sich das jährliche Neugeld von 4 auf 2 Prozent halbiere.

Vor allem – sparen

Wer auf diese Zeichen nicht umgehend reagiere, werde sich in zwei Jahren mit Krisenmanagement befassen müssen. Entsprechend sei es jetzt allerhöchste Zeit, Gewinne ins Geschäft zu reinvestieren und das Angebot bezüglich Technologie und neuen Kundenbedürfnissen auf den letzten Stand zu bringen.

Die EY-Experten haben weitere Tipps: Asset Manager müssten sich auf ihr Kerngeschäft und profitable Produkte konzentrieren, alles andere auslagern und vor allem – sparen. Mittelgrosse Fondsanbeiter mit Vermögen zwischen 500 und 1’000 Milliarden Dollar könnten so bis zu 15 Prozent ihrer Ausgaben einsparen.

Deal mit NN?

In dieser Liga bewegen sich auch die Fondssparten der beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS). Dort ist in den kommenden Wochen und Monaten mit Veränderungen zu rechnen: Medienberichten könnte die UBS bis im Juli rund 300 Milliarden Euro Fondsvermögen vom niederländischen Versicherer NN zukaufen.

Das CS Asset Management gilt nach dem Debakel um die CS-Greensill-Fonds hingegen als Übernahmekandidat. Die in der europäischen Fondsbranche rollende Konsolidierungswelle gibt solchen Gerüchten Auftrieb.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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