In China laufen Steuer-Razzien gegen Berühmtheiten des Internet. Das dürfte bald auch dem Swiss Banking Kopfzerbrechen bereiten.

Das jüngste Vorgehen der chinesischen Behörden gegen so genannte Live-Streamer hat eine fürs Banking höchst unangenehme Nebenwirkung: Weil die Akteure ausgerechnet unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung von chinesischen E-Commerce-Portalen verbannt werden, macht dies Vermögensverwaltern das Leben auf mehrfache Weise schwer.

Einerseits in der Akquise: Die laufende Razzia gegen Wohlhabende in Festland-China traf in diesem und im letzten Jahr vor allem Immobilien- und Tech-Unternehmer. Nun rollt eine scheinbar konzertierte Aktion, die den Fokus erheblich ausweitet und nun auch Prominente und Influencer trifft.

210 Millionen Dollar Strafe

In der Folge droht nicht nur der langfristige Kundenstamm der Vermögensverwaltungs-Branche zu schrumpfen. Es wird auch viel schwieriger, Neukunden zu gewinnen.

Das ist auch für Schweizer Institute relevant, die Asien und speziell den riesigen chinesischen Wealth-Markt als Wachstumstreiber vorgemerkt haben. Die Grossbanken UBS und die Credit Suisse sind unter den Top-3 der Privatbanken in der Region; sie haben sich die Entwicklung des China-Geschäfts schon sehr viel Geld kosten lassen.

Wie das Blatt «South China Morning Post» berichtete, gehen die Steuerbehörden seit Ende vergangenen November hart gegen Live-Streaming-Stars vor. Viya, eine der chinesischen Top-Influencerinnen, wurde wegen Steuerhinterziehung zu einer Rekordstrafe von 210 Millionen Dollar verurteilt.

Ultimaten verschickt

Laut der Zeitung haben die Finanzämter in wohlhabenderen Regionen der Volksrepublik nun Ultimaten verschickt, welche Prominente und Influencer eine zehntägige Frist einräumen. Dies, um ausstehende Steuern zu zahlen und die Angaben in ihren Steuererklärungen zu korrigieren. Ansonsten müssen sie mit «schweren Strafen» rechnen.

Zu den anderen Influencern, die von der Razzia betroffen sind, gehören Zhu Chenhui und Lin Shanshan, deren Konten von der E-Commerce-Website Taobao und der Tiktok-Schwester-App Douyin gelöscht wurden. Dies, nachdem beide wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe verurteilt worden sind.

Abschreckender Papierkrieg

Insbesondere für eine ausländische Privatbank wäre es schwierig, jemanden an Bord zu holen, der kürzlich wegen Steuerhinterziehung verurteilt und zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Dies umso mehr, wenn diese Person in der Öffentlichkeit sehr präsent ist. Allein der Papierkrieg, der mit der Beschaffung einer Steuerbescheinigung nach einer Geldstrafe verbunden ist, dürfte alle ausser die hartgesottensten Bankern abschrecken.

Und wenn ein Vermögensverwalter derzeit mit einer Person zusammenarbeitet, die in China kürzlich zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, dann sollte diese Nachricht allein schon Anlass sein, die gesamte Geschäftsbeziehung zu überdenken. Eine Millionen-Busse wie bei Influencerin Viya reicht wohl ebenso aus, um eine «ereignisgetriebene Überprüfung» des Kunden auszulösen. Gegen solche Massnahmen bei einer Bank wären sogar Milliardäre nicht gefeit – die Risiken für die Institute in dem Markt sind schlicht zu hoch.

Das Gleiche gilt für Immobilienentwickler oder Tech-Unternehmer. Insbesondere, wenn diese plötzlichen finanziellen Schwierigkeiten oder deutlich veränderten Erwartungen konfrontiert sind.

Noch ein Haken

In Anbetracht des Umfangs der aktuellen Razzia ist aus Sicht der Banken nun mehr als wahrscheinlich, dass einige ihrer Vermögensverwaltungs-Kunden – aktuelle wie so genannte «Prospekts», tatsächlich betroffen sind. Der damit drohende Papierkram reicht aus, um das Backoffice von mittelgrossen Akteuren zu fluten.

Diesbezüglich gibt es noch einen weiteren Haken. In der jährlichen Kundenüberprüfung, welche Finanzdienstleister abliefern, muss die Herkunft der Vermögen klar angegeben werden. Aber wie ist das bei einem Influencer zu bewältigen, der gar keine Online-Präsenz mehr haben darf?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.04%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel