Viele Schweizer Banken hofieren superreiche Kunden aus Schwellenländern. Das ist stets eine Gratwanderung, wie nun gerade die Branchenführerin UBS erleben muss.

Unternehmer, Selfmade-Milliardär, Regime-Kritiker und nun Kläger mit Forderungen in der Höhe von Hunderten Millionen Dollar: Dies alles ist Guo Wengui – und für die UBS gerade ein ziemlicher Alptraum.

Denn die Schweizer Grossbank versucht derzeit nach Kräften, eine Schadenersatz-Klage des Chinesen in London abzuwehren. Guo will die enorme Summe von 500 Millionen Dollar von der UBS zurückholen, wie die Agentur «Bloomberg» meldete. Auch finews.ch berichtete bereits zum Fall.

Risiko Margin Call

Dies in Zusammenhang mit einem so genannten Margin Call aus dem Jahr 2015, bei dem das Geldhaus als Pfand für Kredite hinterlegte Aktien einzog und offenbar zu tiefen Kursen veräusserte. Weder die Bank noch der Kläger äusserten sich gegenüber der Agentur.

Das ist ein Hinweis auf das «Lending»-Geschäft, welches die Grossbank seit dem Umbau der Vermögensverwaltung im Jahr 2019 zusätzlich forciert hat. Die Vergabe von Krediten gegen Pfand mag lukrativ sein, doch die Margin Calls erweisen sich als latentes Risiko in fallenden Märkten – und enden nur zu oft im Streit. Denn auf der Gegenseite stehen Kunden, die sich trotz Millionenverlusten noch teure Klagen leisten können.

Auf der Jacht verhaftet

Guo ist der Weltöffentlichkeit bekannt wegen seinen Beziehungen zum früheren US-Präsidenten Donal Trump und dessen Berater und Ideologen Steve Bannon. Der schwerreiche Chinese ist 2014 aus der Volksrepublik geflohen und hat sich seitdem als Kritiker des dortigen Regime hervorgetan. Bannon wurde 2020 just auf Guos Jacht verhaftet unter dem Vorwurf, er habe gestiftete Gelder für den Mauerbau an der Grenze zwischen den USA und Mexiko veruntreut.

Die Wege der UBS und des Milliardärs dürften sich zu diesem Zeitpunkt schon lange getrennt haben. Die Grossbank hegt sowohl in den USA wie auch in China grosse Ambitionen für ihr Geschäft. Für das Swiss Private Banking sind es seit der Weissgeld-Strategie nach der Finanzkrise aber vor allem die Reichen und Superreichen aus Schwellenländern, die das erhoffte Wachstum bringen sollen.

Kein Glück mit Kaffee

Oft genug entpuppten sich die veremeintlichen Traumkunden allerdings als etwas ganz anderes, wovon auch die Banker bei der UBS-Lokalrivalin Credit Suisse ein Lied singen können. Erinnert sei an Lu Zhengyao, Gründer der in China beliebten Kaffeehaus-Kette Luckin Coffee.

Ex-CS-Chef Tidjane Thiam hatte Lu diverse Mal persönlich in Peking die Aufwartung gemacht; im Frühling 2020 stürzte dann die Aktie von Luckin Coffee nach Umsatzmanipulationen ab – und entsprechend musste sich die Bank gegen hohe Kreditausfälle wappnen, da die als Pfand hinterlegten Titel so massiv an Wert verloren hatten.

Schlagzeilenträchtige Rückschläge dieser Art reissen für die Schweizer Grossbanken nicht ab; vergangenen November reichte die CS gemäss Medienberichten eine Klage gegen einen saudi-arabischen Prinzen ein, der dem Schweizer Institut die erkleckliche Summe von 78 Millionen Dollar schulden soll. Mit diesem Geld hatte der Adlige eine Villa und eine Jacht finanziert.

Brauerei-König auf die Strasse gesetzt

Die UBS wiederum hat dieser Tage per Gerichtsbeschluss das Londoner Stadtpalais des einstigen indischen Brauerei-Königs Vijay Mallya zwangsvollstrecken lassen. Die Bank hatte die Liegenschaft als Pfand genommen für einen Kredit von umgerechnet gut 25,2 Millionen Franken, welchen sie diesem 2012 gewährt hatte – und den Mallya nicht rechtzeitig zurückzahlen konnte.

Die Klage von Guo ist da ein anderes Kaliber; gestritten wird derzeit darüber, ob diese überhaupt in London eingereicht werden kann. Diesbezüglich können sich die UBS-Banker einige Hoffnungen machen: Mit Verweis auf die Jurisdiktion hatte ein New Yorker Gericht eine andere Klage des Chinesen bereits zurückgewiesen.

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