Nach einem «annus horribilis» 2021 ist die Credit Suisse mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert, um auf den Erfolgskurs zurückzukehren.

Während die Schweizer Grossbank UBS im vergangenen Jahr einen Gewinn von 7,5 Milliarden Dollar erzielte, wartet die Credit Suisse (CS) als direkte Konkurrentin mit einem herben Verlust von 1,6 Milliarden Franken für die gleiche Geschäftsperiode auf. Deutlicher lässt sich die derzeitige Divergenz zwischen den zwei grössten Schweizer Finanzinstituten kaum dokumentieren.

Für die CS war 2021 ein Jahr des Schreckens, mit unvorstellbar vielen Pannen und Peinlichkeiten, die letztlich in einem fatalen Ergebnis und einem massiven Reputationsverlust resultierten, der noch lange nicht ausgesessen ist. Vor allem das vierte Quartal 2021 illustriert aussergewöhnlich gut, wie die Probleme über die Bank hereinbrachen und in den drei letzten Monaten des vergangenen Jahres zu einem massiven Verlust von gut 2 Milliarden Franken führten.

Altlasen und Trendwende

Neben den hohen Abschreibungen, die zum Teil auf Aktivitäten (Übernahme der US-Bank Donaldson, Lufkin & Jenrette, DLJ), die mehr als 20 Jahre zurückliegen, und den Rückstellungen für latente Gerichtsstreitigkeiten zeigt das vierte Quartal 2021 auch, wie sich viele Kundinnen und Kunden von der CS abgewendet haben.

Dies wiederum ging mit einer heiklen Entwicklung an den Finanzmärkten einher, wo die wichtigsten Zentralbanken der Welt eine Trendwende in ihrer Geldpolitik einläuteten. Entsprechend zögerlich begann sich die Klientel zu verhalten – namentlich in Asien, einem der ganz wichtigen Wachstumsmärkte der CS, setzte eine gewisse Lethargie ein.

Ungewisses Jahr des Übergangs

Doch selbst wenn man 2021 als geschehen abhakt, stehen die Zeichen noch bei weitem nicht auf Verbesserung für die CS. Das räumt die Bank auch selber ein und spricht von einem «Jahr des Übergangs», zumal die Entwicklung an den Märkten im Januar 2022 alles andere als berauschend war.

Kommt hinzu, dass die Massnahmen, welche die CS an ihrem jüngsten Investorentag Anfang 2021 noch unter ihrem früheren Präsidenten António Horta-Osório angekündigt hatte, überhaupt erst zu greifen beginnen, und es noch völlig unklar ist, ob sie auch genügend erfolgreich sein werden, um die Bank wieder auf Vordermann zu bringen.

Negativ-Image belastet

Ebenso wichtig wie die operative Entwicklung der CS ist indes die Frage, ob es der ramponierten Bank gelingen wird, ihr Negativ-Image abzulegen, das sie sich vor allem in den vergangenen drei Jahren selber einhandelte – mit personellen Skandalen, fragwürdigen Geschäften, unzureichend kontrollierten Risiken und einer in keiner Weise nachhaltigen Strategie.

Vorläufig deutet noch wenig darauf hin, dass die CS unter ihrem geforderten CEO Thomas Gottstein es schaffen wird, den Abstand zur UBS zu verkleinern. Anhaltend hohe Gehälter, welche die CS auch 2022 zahlen will, verbunden mit weiteren Restrukturierungskosten sowie volatile Finanzmärkte sind Hypotheken auf dem Weg in die Gewinnzone.

Wenig Kredit

Gottstein und sein neu zusammengestelltes Team müssen im laufenden Jahr liefern. Viel Kredit besitzen sie kaum mehr. Selbst der kleinste Ausrutscher würde erneut eine Welle an Trubulenzen auslösen – und vor allem die Existenzberechtigung dieser einstmals stolzen Finanzinstitution ultimativ in Frage stellen.

 

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