Etikettenschwindel mit der Nachhaltigkeit findet bei Schweizer Fondsgesellschaften statt, gibt auch der Verband Asset Management Association Switzerland zu. Die Branche distanziert sich nun klar vom Greenwashing – die Frage ist, ob sie mit eigenen Richtlinien einer Regulierung zuvorkommen kann.

Das Bekenntnis ist klipp und klar. «Greenwashing ist unvereinbar mit dem Erreichen des Ziels eines international führenden Schweizer Hubs für Sustainable Asset Management», erklärt die Asset Management Association Switzerland (AMAS) in einem neuen Positionspapier, das am Donnerstag den Medien vorgestellt wurde.

Aus dem Bekenntnis leitet der Branchenvereinigung in der Folge Ziele und Massnahmen ab, damit der Schweizer Führungsanspruch des «Sustainable Asset Management» nicht vom Etikettenschwindel mit der Nachhaltigkeit tangiert wird.

Verzwickte Praxis

Dass Greenwashing in der hiesigen Fondsbranche vorkommt, wird nicht bestritten. «Greenwashing stellt eine auch auf dem Schweizer Finanzplatz vorkommende Praxis dar, deren Rechts- und Reputationsrisiken sowohl der Bund wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht als auch die AMAS früh erkannt und entsprechende Präventionsmassnahmen eingeleitet haben», betont die Branchen-Lobby im Papier vom Donnerstag.

Verzwickt daran ist, dass solche Praktiken entlang der gesamten Wertschöpfungskette (siehe Grafik unten) vorkommen, was die Aufdeckung und Bekämpfung entsprechend aufwändig gestalten dürfte.

AMAS Tab 500

Der Schaden ist schnell angerichtet

Wenn Greenwashing aber unkontrolliert an Licht kommt, ist der Schaden für den Ruf schnell angerichtet. Die Asset Manager sind sich dessen wohl bewusst. Die oft mit Polemik vorgetragenen Greenwashing-Vorwürfe auf Basis einzelner Vorkommnisse und Beispiele drohten den gesamten Schweizer Finanzplatz in Sippenhaft zu nehmen, warnt das Positions-Papier. Tatsächlich haben NGO und Klimaaktivisten seit Jahresbeginn den Druck auf die Schweizer Finanzbranche massiv erhöht.

Eine eigens auf den Zürcher Paradeplatz gezogenes Segelboot, dass den Unglücksdampfer «Titanic» symbolisieren sollte, markierte hierbei einen vorläufigen Höhepunkt.

Zu viel ist unklar

Die AMAS wirft Kritikern allerdings auch vor, zuweilen auf der Grundlage unklar definierter sowie unterschiedlich aufgefasster Begrifflichkeiten zu argumentieren; ebenfalls könne die Auffassung darüber, was Greenwashing sei, subjektiv geprägt sein. Dennoch lässt die Branche in dem Papier keinen Zweifel daran, dass bezüglich jenen Praktiken künftig Nulltoleranz herrscht. Entsprechend bekennt sich der Verband dazu, die Glaubwürdigkeit des Schweizer Finanzplatzes für Anlegerinnen und Anleger zu stärken sowie die Integrität und Transparenz von als nachhaltig vermarkteten Anlageprodukten sicherzustellen.

Dies soll einerseits über eigene Standards und Richtlinien erfolgen, die teils bereits umgesetzt wurden – so die Kernbotschaften für nachhaltiges Asset Management und die Empfehlungen zu Mindestanforderungen und Vermeidung von Greenwashing. Derzeit arbeitet die AMAS aktuell an eine prinzipienbasierten freien Selbstregulierung für nachhaltiges Asset Management, die für die Verbandsmitglieder bindend sein soll. Wie weiter zu vernehmen war, sollen diese bindenden Prinzipien bis im Herbst vorliegen.

Der Fokus dieser Selbstregulierung liegt laut dem Papier auf der Bekämpfung von Greenwashing sowie auf dem Klimaschutz. Weiter gelangt der Verband mit diversen Empfehlungen an seine Mitglieder:

  • Beitritt zu «Netto-Null-Allianzen»
  • Etablierung einer ESG-Governance
  • Angemessene Organisation
  • Active Ownership

Bund wird aktiv

Allerdings betont der Fondsverband richtigerweise, dass diese Richtlinien und Empfehlungen nur im globalen Kontext erfolgreich sein können. Dies macht es für die einzelnen Anbieter nicht einfacher, sind doch internationalen Standards oftmals noch in der Entstehung begriffen. So würde die Branche unter anderem eine internationale CO2-Steuer begrüssen, würde diese einheitlich umgesetzt. Für die Schweiz wird ein griffiges CO2-Gesetz und ein ESG-Reporting für Unternehmen gefordert, was wohl auch die Arbeit der Profiinvestoren erleichtern würde.

Derweil befindet sich die Fondsbranche selber in einem Wettlauf mit der Regulation, wie finews.ch berichtete. Der Bund hat der Finanzbranche im vergangenen November den Tarif durchgegeben und eine kurze Frist gesetzt, um zu klären, wie sich das Greenwashing ausmerzen lässt. Dabei drohte er bereits mit neuen Vorschriften. Die Landesregierung hat das Finanzministerium beauftragt, «bis Ende 2022 gegebenenfalls vorzuschlagen, wie das Finanzmarktrecht – insbesondere bezüglich Transparenz – angepasst werden könnte, um Greenwashing zu vermeiden.»

Blick über die Grenze

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ist gegenüber Greenwashing-Praktiken bereits zur Tat geschritten. Die Aufsicht ist aber noch nicht so weit wie ihr deutsches Pendant Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), das der Branche vorschreiben will, wie sich ein Nachhaltiger Fonds zusammensetzen soll. Das sorgt ennet der Grenze gerade für einige Aufregung.

Solches möchte man in der Schweiz natürlich vermeiden – obschon der Druck des Regulators insofern willkommen ist, als er die Asset Manager zum Handeln bewegt. So oder so könne eine solche als Vorlage und Ergänzung einer neuen Gesetzgebung dienen, hiess es am Donnerstag.

Sich selbst nehmen die Asset Manager allerdings keineswegs aus der Pflicht. «Die Schweizer Asset-Manager-Industrie und der Finanzplatz haben es in der Hand, sich im internationalen Wettbewerb im Bereich Sustainable Finance durch Qualität abzuheben», hält das Papier fest. Dies gelinge nur, wenn entsprechende Bekenntnisse auch aktiv umgesetzt werden.

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