Die Liechtensteiner Privatbanken-Gruppe kassiert nach einem Semester Gegenwind das Umsetzungstempo für ihren Fünfjahresplan. Der Ausblick auf das Geschäftsumfeld ist bei der Führung der VP Bank überraschend düster.

An der Halbjahreskonferenz der VP Bank am (heutigen) Mittwoch in Zürich wunderte sich ein Analyst: An den Finanzmärkten gehe es immer mal wieder auf und ab, und an einschneidenden Ereignissen habe es auch nie gemangelt – warum müsse man nun gleich an den Unternehmenszielen schrauben?

Denn genau dies hat die Liechtensteiner Bankengruppe überraschend angekündigt: Die Bankführung will die Finanzziele des bestehenden Fünfjahresplans im zweiten Halbjahr überprüfen. Fragezeichen setzte VP-CEO Paul Arni dabei insbesondere hinter das Gewinnziel von 100 Millionen Franken bis Ende 2026, sowie hinter die Eckwerte für die Gewinnmarge und das Kosten-Ertrags-Verhältnis. Wobei nicht von den Zielen an sich abgerückt werde, sondern deren Umsetzungstempo diskutiert werde, wie Arni präzisierte.

«Wenn zwei Jahre für die Umsetzung eines Fünfjahresplans plötzlich fehlen, dann ist klar, dass die Ziele für den Zyklus nur schwer zu erreichen sind», brachte Bankpräsident Thomas «Tom» Meier den Gedankengang der Bankspitze auf den Punkt.

Keine Erholung in Sicht

Dass der VP-Gruppe bei der Umsetzung des Plans Monate, wenn nicht Jahre fehlen werden, ist für Meier ein Fakt. «Die Wirtschaft wird sich in den nächsten zwölf Monaten nicht erholen», gab sich der erfahrene Schweizer Banker, der einst das Asiengeschäft des Zürcher Traditionshauses Julius Bär aufbaute, überzeugt. Ebensowenig würde sich die reiche Kundschaft beim Anlegen von der Seitenlinie bewegen, und der Trend zum Abbau von Krediten werde weiter zunehmen.

So finster fomuliert derzeit kaum jemand im Swiss Banking. Doch offenbar geht die Meinung auch bei den Mitarbeitenden und den Ankeraktionären des Liechtensteiner Instituts in diese Richtung. «Wir haben Hinweise erhalten, dass die Ziele des Fünfjahresplans so nicht mehr realistisch sind», sprach Meier über dieses Feedback. Um den Anspruchsgruppen gegenüber glaubwürdig zu bleiben, habe man sich deshalb zur Überprüfung der Strategie entschieden.

Überdimensionaler Russland-Nexus

Wenn die Erträge wie vorhergesagt unter Druck geraten, dann fallen die Kosten umso stärker ins Gewicht. Angaben von CEO Arni zufolge hat das Institut schon im ersten Semester auf die geänderte Grosswetterlage reagiert und ein Sparprogramm lanciert. Beim Personal will die Führung aber nicht das Messer ansetzen, jedenfalls noch nicht. Der Fünfjahresplan sei nur mit erfahrenem Personal umsetzbar, erklärte Bankpräsident Meier. Da gelte es, umsichtig zu sein. «Andere Branchen haben in der Corona-Krise die Erfahrung machen müssen: Entlassenes Personal kommt nicht wieder.»

Mehr Kosten als Erträge generieren werden auch die Gelder von sanktionierten Russen, welche die VP Bank nun zu Custody-Vermögen umbuchen musste. Gemessen am Gesamtvolumen von 46,5 Milliarden Franken nehmen sich die so klassifizierten Vermögenswerte mit 200 Millionen Franken im Vergleich zur Konkurrenz überdimensional aus; insgesamt machen die verwalteten Vermögen mit russischem Nexus beim Liechtensteiner Institut rund 1 Milliarde Franken aus. Für die interne Umsetzung der Russland-Sanktionen gab das Geldhaus im ersten Semester rund 4 Millionen Franken aus.

Sicherheit soll honoriert werden

Nicht zurückbuchstabieren will Bankpräsident Meier schliesslich auch bei der Kapitalisierung der Bank. Mit einer Quote des harten Kernkapitals (Tier 1) von zuletzt hohen 22,8 Prozent bewegte sich das Geldhaus oberhalb des Ziels von 20 Prozent bis 2026. Somit könnte die VP Bank Kapital an die Aktionäre ausschütten, um die Eigenkapital-Rendite zu verbessern. Doch das will sie nicht.

Ein starke Kapitalisierung werde in den kommenden Monaten von Kunden und Anlegern honoriert werden, ist sich Präsident Meier ganz sicher. Damit werde sich auch beim Aktienkurs das Blatt wenden – dessen Entwicklung sei, gibt Meier freimütig zu, zuletzt «super enttäuschend» gewesen.

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