Die harzige Finanzierung einer Finanztransaktion in den USA ist symptomatisch für die Probleme im Investmentbanking der Credit Suisse. Die Anzeichen einer Kapitalerhöhung verdichten sich, während die CS-Aktie keinen Boden findet.

Für die Bank of America, Goldman Sachs und Credit Suisse endete die fremdfinanzierte Übernahme des Softwareunternehmens Citrix mit einem enttäuschenden Ergebnis. Die Bestellungen für die angebotenen Unternehmensanleihen deckten den Umfang von 8,55 Milliarden Dollar kaum ab.

Viele grosse Investoren und Hedgefonds schreckten davor zurück, dem Softwareunternehmen Gelder auszuleihen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig).

Schwache US-Kapitalmärkte

Im Allgemeinen beurteilen die Anleger ein Anleihegeschäft als gesund, wenn die Aufträge mindestens doppelt so gross sind wie der Umfang des Geschäfts. Damit endete ein umfangreicher Verkauf von Unternehmensanleihen, der als Test für die US-Kapitalmärkte angesehen wurde, mit einem enttäuschenden Ergebnis.

Das schwache Interesse der Investoren spiegelt den fragilen Zustand der US-Kreditmärkte, die das Lebenselixier der Buyout-Branche sind. Unternehmen mit niedrigen Kreditratings haben Schwierigkeiten bei der Mittelbeschaffung, da sich die Weltwirtschaft verlangsamt und die Zentralbanken die Zinssätze zur Bekämpfung der Inflation anheben, was wiederum die Kreditkosten in die Höhe treibt.

Auf dem linken Fuss erwischt

Die harzige Finanzierung bringt die Credit Suisse zu einem ungünstigen Zeitpunkt in die Bredouille. Die Grossbank könnte zusammen mit den federführenden Banken des Deals auf auf einer Kredittranche sitzen bleiben, wenn sich nicht genügend Gläubiger für den Citrix-Buyout finden.

Das wäre zwar ein Schlag für die Grossbank, die als Grösse im Bereich Leveraged Finance gilt. Allerdings gibt es auch jenen Kritikern weitere Munition, die im Rahmen der Strategieüberprüfung von der Grossbank fordern, sich aus vielen lukrativen, aber risikoreichen Bereichen des Finanzwesens zurückzuziehen und ihre Wurzeln im Private Banking wiederzufinden.

Ruhmreiche Vergangenheit

Infolge der Neuausrichtung könnte die CS ihre Investmentbank in drei Bereiche aufspalten, wie auch finews.ch berichtete. Das würde das Schlusskapitel einer Saga bedeuten, die 1990 pikanterweise mit einem riesigen Kreditverlust bei First Boston in den USA begann.

Damals entschied sich die Schweizer Grossbank, den Stier bei den Hörnern zu packen. Sie half der Investmentbank, die in diesen Jahren aggressiv fremdfinanzierte Übernahmen finanzierte, wegen eines gescheiterten Deals mit fast 500 Millionen Dollar aus der Patsche. Und um ihre Ankunft an der Wall Street für alle sichtbar zu machen, benannte sie sich schliesslich in Credit Suisse First Boston (CSFB) um.

Bedrohliche Gegenwart

Diese Zeiten der stolzen Bank sind passé. Gegenwärtig ist die CS unter der Führung von Ulrich Körner fieberhaft damit beschäftigt, Kosten zu sparen und Geschäftsrisiken zu eliminieren.

Im Investment Banking soll dabei ein Verkauf des ebenso lukrativen wie risikobehafteten Geschäfts mit verbrieften Krediten (Securitized Products) geprüft werden. Vom Markt wird dieser Bereich gemäss Finanzanalysten auf bis zu 2,5 Milliarden Dollar geschätzt.

Gerüchte um Kapitalerhöhung

Wie gross die Krise ist, illustriert der CS-Aktienkurs, der nach einer langen Talfahrt noch immer keinen Boden gefunden hat. Allein in den vergangenen zwei Tagen sackte der Kurs wegen Gerüchten um eine Kapitalerhöhung nochmals um rund 10 Prozent ab. Er notiert aktuell unter 5 Franken.

Mit einem Verkauf und dem Abbau von Risiken könnten bis zu 4 Milliarden für die anstehende Restrukturierung, die Wachstumspläne in der Vermögensverwaltung sowie für die Äufnung von Eigenkapital fehlen, wie auch finews.ch berichtete.

Wenn es tatsächlich zu Abspaltungen im Investmentbanking kommt und die CS in den USA kein Gardemass mehr hat, könnte den neuen CEO ironischerweise ein ähnliches Schicksal ereilen wie First Boston vor fast einem Vierteljahrhundert.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.21%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.52%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.43%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.22%
pixel