Auch im tiefsten Winter bleibt Krypto ein heiss diskutiertes Thema am Weltwirtschaftsforum in Davos. Regulatoren und Spitzenbanker sind für einmal gleicher Meinung: Es braucht mehr Regulierung.

Kaum eine Branche hat sich in den letzten Jahren am Weltwirtschaftsforum so auffällig präsentiert wie die Krypto-Industrie. Blockchain-Unternehmen aus allen Bereichen hatten Davos quasi im Sturm erobert. Doch nach dem Horrorjahr 2022, das von Liquiditätskrisen, Skandalen, Pleiten und einem Crash der Krypto-Währungen geprägt war, präsentiert sich die Industrie nun etwas zurückhaltender. Gleichwohl steht das Thema auch in diesem Jahr wieder ganz oben auf der Agenda.

In der gleichen Spur

Regulatoren und Banker sind nicht immer einer Meinung, aber in Davos vertreten sie dieses Jahr die gleichen Positionen. So betonten mehrere prominente Persönlichkeiten nicht nur aus der Privatwirtschaft, sondern auch von Zentralbanken die Notwendigkeit, grundlegende Regelwerke für Krypto-Währungen einzuführen. Gleichzeitig äusserten sie sich aber vorsichtig darüber, dass neue Regeln der Kryptowährungs-Industrie Legitimität verleihen könnten.

Auch UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher bezog Stellung und sprach Tacheles zu Krypto. Die Schweizer Grossbank begrüsse einen regulatorischen Rahmen, der es ihr erlaube, dem Wunsch einiger UBS-Kunden nach Investitionen in digitale Token nachzukommen, sagte er. Er unterstrich aber die aktuellen Herausforderungen, wie die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien im Zusammenhang mit KYC-Standards (Know Your Customer) und Anti-Geldwäsche-Vorschriften.

Zentrale Grundlage

«Wir hatten Anleger, die in Krypto-Währungen investieren wollten», erklärte Kelleher. «Und wir mussten eine Grenze ziehen, was für diese Investoren angemessen ist. Was ist unsere treuhänderische Verantwortung? Und was ist unsere Compliance-Verantwortung? Auf diese Fragen hatten wir keine Antwort.»

François Villeroy de Galhau, der Gouverneur der französischen Zentralbank, unterstützte diesen Gedanken ebenfalls und fügte hinzu, dass die zentrale Grundlage der Regulierung auf jeden Token angewendet werden muss, der in der Branche im Umlauf ist.

Blockchain hilft Kosten sparen

Kelleher hat indes Vorbehalte gegenüber Krypto-Währungen und merkte an, wenn ein Vermögenswert die «grundlegende Hürde» der Geldwäschebekämpfung nicht überwinden könne, dann könnten Krypto-Unternehmen «den Verkauf dieses Produkts in seiner derzeitigen Form nicht rechtfertigen». Mit Blick auf den Crash sagte der UBS-Kapitän, dass der Wertverfall der Krypto-Währungen keine systemischen Probleme verursacht habe.

«Banken und Versicherungen sind gut reguliert», führte er weiter aus. «Aber ich denke, dass die Aufsichtsbehörden, mit Verlaub, den Nichtbankensektor aus den Augen verloren haben. Und sie betrachten die Risiken, die von diesem Sektor ausgehen, eher aus der Sicht der Banken als aus der Sicht der Gesamtaufsicht», kritisierte er.

Obwohl er zur Vorsicht mahnte, zeigte sich der Ire optimistisch, dass die Technologie, die der Blockchain zugrunde liegt, nicht aufzuhalten sei. Viele Banker stimmen dem UBS-Chairman zu. Sie gehen davon aus, dass die Blockchain-Technologie dazu beitragen wird, die Kosten der Banken zu senken.

UBS setzt stark auf die Blockchain

Die UBS befasst sich in grossem Stil mit der Blockchain. Im vergangenen November emittierte sie an der SIX Digital Exchange (SDX) die wahrscheinlich grösste Blockchain-Anleihe in Höhe von 375 Millionen Franken mit einer doppelten Notierung an der SIX, wie finews.ch berichtete. Die gesamte Emission erfolgte auf der Blockchain.

Wie die Credit Suisse gehört auch die UBS zu den Gründungsaktionären von Fnality International, einem britischen Finanztechnologieunternehmen, das 2019 von einem Konsortium internationaler Banken gegründet wurde. Fnality bietet Blockchain-basierte Zahlungsmethoden für die Zukunft an.

Das Netzwerk soll noch in diesem Jahr an den Start gehen. Zu den Anteilseignern gehören unter anderem ING, Barclays, Banco Santander und die Technologiebörse Nasdaq. Auch Euroclear hat in die Fnality-Plattform investiert, um die Einführung von tokenisierten Vermögenswerten voranzutreiben.

«Dr. Doom» schiesst sich auf Krypto ein

Der renommierte Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini nahm derweil Krypto-Währungen erneut unter Beschuss und bezeichnete 90 Prozent der Krypto-Anlagen als Betrug. Nach dem Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX im November beschrieb er das Ökosystem der Krypto-Währungen als völlig korrumptiert. «Verdeckt, korrupt, Gauner, Kriminelle, Betrüger und Marktschreier», sagte er auf einer Podiumsdiskussion.

Grundsätzlich ist die Stimmung in Davos aber konstruktiv. Viele Befürworter von Krypto-Währungen und des Web 3.0 im Allgemeinen fordern lautstark die Einführung neuer Vorschriften für die gesamte Branche. Experten sind der Meinung, dass eine angemessene, umfassende Regulierung der Krypto-Industrie Stabilität verleihen wird.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.5%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.56%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.26%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel