Bislang hat sie gefehlt, die Schweizer Persönlichkeit, welche die heimische Fintech-Industrie vertritt und verkörpert. Nun ist sie da – und zwar dort, wo sie bislang niemand vermutet hätte.

Bundesrat Ueli Maurer hat sich am Mittwoch als Promoter der Schweizer Fintech-Branche bewiesen. An der wöchentlichen Medienkonferenz des Bundesrates verkündete der Finanzminister, dass für Fintech in der Schweiz nun innovationsfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen würden. «Fintech wird ein wichtiger Bestandteil der Finanzplatzpolitik», sagte Maurer vor den Medien.

«Wir wollen Lösungen bieten, dass die Schweiz international zu den Top-Fintech-Standorten wird», sagte er weiter. Die Schweiz solle dank Fintech zu den führenden Finanzplätzen gehören.

Ziel nun auf oberster Ebene formuliert

Was Vertreter aus Fintech-Branche und -Verbänden seit Jahren gebetsmühlenartig gefordert haben, soll nun also Realität werden. In der Schweiz werden die Rahmenbedingungen so angepasst, dass die Fintech-Branche schrankenfreier prosperieren und wachsen kann, zum kompetitiven Element der Finanzplatzes wird, Arbeitsplätze schafft und möglicherweise bahnbrechende Innovationen.

Das Ziel ist nun auf oberster politischer Ebene formuliert – und mit Bundesrat Maurer hat Fintech einen eloquenten Vertreter dieser Ziele und Vorhaben – Maurer als «Mr. Fintech» der Schweiz. Damit konnte nicht unbedingt gerechnet werden, tat sich Bundesbern bislang eher schwer mit dem Thema und wenig bemüssigt, Fintech als wichtigen Bestandteil eines zukunftsfähigen Bestandteils des Finanzplatzes zu sehen.

Eine Fintech-Lizenz

Konkret will der Bundesrat für Fintechs die Eintrittshürden senken, in dem der regulierungsfreie Raum vergrössert wird und insbesondere eine spezielle Fintech-Lizenz geschaffen werden soll.

Die Vergrösserung des bewilligungsfreien Raums betrifft die Zahl der Kunden, beispielsweise bei Crowdfunding-Plattformen. Heute darf ein Anbieter ohne Bewilligung höchstens von 20 Personen Gelder entgegen nehmen.

Künftig soll es erlaubt sein, Gelder von unbeschränkt vielen Personen entgegen zu nehmen – bis zu einem Gesamtwert von einer Million Franken. Die Anbieter müssten ihre Kunden aber informieren, dass sie nicht von der Finma beaufsichtigt werden.

Proben im Sandkasten

Das Finanzdepartement spricht von einem «Sandkasten»: Die Erweiterung der bewilligungsfreien Tätigkeit ermögliche Banken und Nicht-Banken die Erprobung innovativer Geschäftsideen, ohne aufwendige Vorschriften einhalten zu müssen.

Mit der Fintech-Lizenz schliesslich will Maurer eine neue Bewilligungskategorie für etablierte Unternehmen schaffen, die zwar Gelder entgegennehmen, aber anders als Banken beispielsweise keine Kredite vergeben.

Abgrenzung zu Banken

So soll das Mindestkapital nur fünf Prozent der Publikumseinlagen betragen müssen, mindestens aber 300'000 Franken. Die Publikumseinlagen dürften insgesamt den Wert von 100 Millionen Franken nicht überschreiten.

Was ein Fintech anbieten muss, um eine solche Lizenz zu erhalten, liess Maurer noch offen. Vorgesehen ist lediglich eine Abgrenzung zur Bankentätigkeit.

Maurer in Eigenregie?

Die Sorgfaltspflichten gegen Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung sollen aber auch für die Fintech-Unternehmen gelten. Zwar soll noch eine Vernehmlassung durchgeführt werden, da es für die Schaffung einer Fintech-Lizenz einen neuen gesetzlichen Rahmen braucht.

Doch könnte sich Maurer als «Mr. Fintech» verewigen, indem er Teile der geplanten Fintech-Finanzplatzstrategie rascher umsetzt. Denn der Bundesrat kann den bewilligungsfreien Raum in eigener Regie erweitern, da dies bestehende Gesetze nicht tangieren würde.

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