Der Kampf um die Kontrolle der Krypto-Stiftung Tezos könnte bald zu Ende gehen. Diesen Schluss legen zumindest Aussagen des umstrittenen Präsidenten Johann Gevers nahe.

Johann Gevers dient sozusagen als Blitzableiter für die 1'700 Mitglieder der Tezos-Gemeinschaft, darunter Investoren und Entwickler. Bis jetzt hat der in Südafrika geborene Unternehmer nicht auf Angriffe der Gemeinschaft reagiert, die ihn beschuldigen, Investoren bei seinem früheren, inzwischen ins Stocken geratenen Unternehmen Monetas belogen zu haben, wie zuvor von finews.com berichtet wurde.

Am vergangenen Sonntagabend meldete sich Gevers nun doch auf die pausenlosen Anwürfe. Er signalisierte, dass er unter bestimmten Bedingungen als Präsident der Tezos-Stiftung zurücktreten werde.

«Ich stehe ständig mit Arthur (Breitman, Tezos-Entwickler) und vielen anderen (...) in Kontakt. Er verabschiede sich, sobald der neue Vorstand bestellt und unabhängig sei sowie mit der Unterstützung der Tezos-Gemeinschaft agieren kann, erklärte Gewers auf dem offenen Blog «Medium».

Blog-Eintrag selbst verfasst

Arthur Breitman und seine Frau Kathleen entwickelten die Technologie hinter der Tezos-Kryptowährung. Das französisch-kanadische Paar beauftrage Gevers mit der Gründung einer Schweizer Stiftung. Das Zuger Unternehmen hat im vergangenen Juli ein rekordverdächtiges Initial Coin Offering (ICO) von 232 Millionen Dollar durchgeführt.

Seit vergangenen Herbst aber liegen sich die Breitmans mit Gewers in den Haaren.

Gevers hat gegenüber finews.com bestätigt, dass er selber den «Medium»-Beitrag verfasst und veröffentlichte hat. Einige Stunden nach dessen Publikation wurde ihm aber nahegelegt, das Stück wieder vom Netz zu nehmen. Vermutlich steckten dahinter aufsichtsrechtliche Bedenken dahinter.

Ruf des Crypto Valley in Gefahr

Die Tezos-Gründer werfen ihrem Stiftungspräsidenten Gevers vor, er habe das Tezos-Projekt nicht wie abgemacht vorangetrieben und sich einen überhöhten Bonus aus dem ICO auszahlen wollen. Weiter wird im vorgeworfen, dass seit seiner Aktien am Zuger Crypto Valley der Ruf eines «Klepto-Valley» klebt.

Die Krux der Geschichte: Die Breitmans willigten ein, die Technologie und das geistige Eigentum daran in einer Schweizer Stiftung zu übertragen, welche sie vor Steuern und Kontrolle bewahrt. Dabei gaben sie aber mehr Kontrolle aus den Händen, als ihnen lieb sein konnte. Denn bei Schweizer Stiftungen hat der Stiftungsrat das Sagen.

Mittlerweile haben mehrere Tezos-Investoren in den USA Sammelklagen gegen Tezos, die gleichnamige Stiftung und wegen Verletzung der Wertschriften-Regulierung beim ICO eingereicht.

Sucht Gevers den Exit?

Gevers erklärte dazu, die Gelder seien von der Geschäftsbank im vergangenen Oktober eingefroren wurden, als der Streit in die Öffentlichkeit geriet. Die Stiftung habe kürzlich wieder Einfluss auf ihre Konten erlangt. Sie sei nun in der Lage, die Entwickler, Auftragnehmer und Ingenieure von Tezos zu bezahlen.

Die Aussagen Gevers sind seine ersten öffentlichen Kommentare, abgesehen von einem Auftritt vor zehn Tagen bei einer privaten Kryptowährungs-Konferenz in St.Moritz GR, bei der finews.ch zugegen war. Dort kam er auch mit Arthur Breitman in Kontakt. Sein Auftreten hat allerdings wenig dazu beigetragen, die wütende Tezos-Gemeinde zu beruhigen.

Jetzt scheint Gevers auf der Suche nach dem Exit zu sein: Zwischenzeitlich hat er für die anfallenden Arbeiten bei der Stiftung eine bis dato unbekannte Führungskraft engagiert. Später soll ein CEO angestellt werden. Er trete zurück, wenn Tezos «auf Kurs» sei, sagte Gevers, ohne dabei die genauen Bedingungen zu spezifizieren.

Lücken zuhauf

Die Stiftung hat inzwischen die renommierten Anwaltskanzleien Bär & Karrer in der Schweiz sowie Davis Polk in den USA engagiert. Jetzt sucht sie noch nach einer Prüfgesellschaft, nachdem die Firma Lufida den Job im vergangenen Monat aufgegeben hat.

Gevers erhielt eine Deadline bis übermorgen Mittwoch, um eine Vakanz in der Stiftungsaufsicht zu füllen. Dies, nachdem der Vizepräsident Guido Schmitz-Krummenacher letzten Monat das Handtuch geworfen hatte. Der deutsche Anwalt, der in über einem Dutzend solcher Gremien sitzt, bezeichnete kürzlich gegenüber der Agentur «Reuters» die Vorwürfe der Breitmans gegen Gevers als «unbegründet».

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