Der Schweizer Finanzplatz darf sich mit Fug und Recht bereits als führend in Sachen Nachhaltigkeit bezeichnen. Doch das genügt nicht. Mit neuen Initiativen wollen die Banken die Führungsrolle weltweit für sich beanspruchen.

Der Trend zu nachhaltigen Investments hat in der Coronakrise nochmals an Fahrt gewonnen. Performancevergleiche zeigen beispielsweise, dass nach den Kriterien von ESG (Umwelt, Soziales und Governance) und SRI (Socially Responsible Investment) ausgewählte Anlagen sich in den vergangenen Börsenturbulenzen besser gehalten haben

Seit am Pariser Klimaabkommen Ende 2015 die Initiative zur Erreichung der internationalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) unterzeichnet worden ist, haben Banken und Asset Manager weltweit verstärkt mit der Vermarktung von nachhaltigen Anlagen begonnen. Denn fürs Erreichen der Ziele sind neben Staatsgeldern auch Billionen von Dollar aus dem Privatsektor notwendig.

Potenzial besser entfalten

Der Schweizer Finanzplatz mischt ganz vorne mit. Per Ende 2019 wurden rund 21 Prozent aller Finanzinstrumente im Einklang mit ESG-Kriterien verwaltet, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Positionspapier der Schweizerischen Bankiervereinigung hervorgeht. Das sei mehr als doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt.

Das genügt den Schweizer Banken nicht: «Sustainable Finance» stelle für Schweizer Banken nun eine Top-Priorität dar und sie wollen das ganze Potenzial entfalten, um den Schweizer Finanzplatz in diesem Bereich weltweit in Führung zu bringen.

Darum haben die Schweizer Banken Handlungsfelder für sich und die Schweizer Politik definiert, um zum international führenden Nachhaltigkeits-Hub zu werden.

1. Engagement für Transparenz zu ESG-Faktoren

Schweizer Banken sollen an der Erarbeitung internationaler ESG-Standards mitarbeiten und gleichzeitig ihre eigenen Geschäftsmodelle entlang der Pariser Klimaziele ausrichten.

2. Anlegen und Investieren

Ein Leitfaden der Bankiervereinigung soll die Integration von ESG-Überlegungen im Anlageberatungsprozess vereinfachen.

3. Kredite und Finanzierungen

Banken sollen zunehmend und in Eigeninitiative ESG-Faktoren in die Kreditvergabe integrieren. Auch sollen die Schweizer Banken an freiwilligen Klimaverträglichkeitstests teilnehmen.

3. Kapitalmarkt und Emissionen

Die Bankiervereinigung zählt auf die breiter werdende Palette von Finanzinstrumenten, die auf Nachhaltigkeits-Ziele ausgerichtet sind. Dabei orientieren sich die Finanzinstrumente an den entstehenden Taxonomien und Transparenzstandards.

5. Transparenz zu Chancen und Risiken aus ESG-Faktoren schaffen

Die Bankiervereinigung plädiert international koordiniertes Vorgehen bei der Schaffung von Transparenzregeln. Vorschriften müssen entsprechend ausdifferenziert und die Realwirtschaft mit einbezogen werden.

6. Bessere Rahmenbedingungen für Anlagen

Die Bankiervereinigung will eine steuerliche Entlastung für den Handel mit nachhaltigen Finanzinstrumenten. Auch bürokratische Hürden sollen abgebaut werden. Entsprechend auch die alt bekannte Forderung nach der Abschaffung der Stempelsteuer. Und natürlich: Schweizer Finanzinstitute brauchen einen internationalen Marktzugang. Die Bankiervereinigung befürwortet zudem Lenkungsabgaben in der Realwirtschaft, um Anreize für finanzielle Investitionen zu fördern.

7. Keine Verbote und Einschränkungen

Die Bankiervereinigung nutzt die Forderung nach besseren Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Finanzplatz auch, um vor weiteren Regulierungen zu warnen. Es dürfe keine kontraproduktiven Eingriffe bei Krediten und Finanzierungen geben. Die «Too Big To Fail»-Regulierung dürfe nicht aus der Balance gebracht werden. Finanzierungsverbote lehnt die Bankiervereinigung rundweg ab. Diese würden Banken in eine unangebrachte Aufsichts- und Entscheiderrolle im Nachhaltigkeitbereich drängen. Ausserdem würden Verbote nur zu einem Ausweichen auf andere Finanzplätze führen.

8. Den Kapitalmarkt stärken

Die Emission von nachhaltigen Finanzinstrumenten soll steuerlich entlastet werden. Ein Dorn im Auge der Bankiervereinigung ist hier die Verrechnungssteuer. Diese benachteilige den Schweizer Finanzplatz. Eine Reform sei notwendig, damit nachhaltige Anlagen aus der Schweiz international wettbewerbsfähig werden könnten.

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