Mitten im Corona-Lockdown gelang Guillaume Pousaz mit seinem Fintech Checkout eine Finanzierungsrunde. Pousaz ist der mit Abstand erfolgreichste Fintech-Unternehmer der Schweiz – aus reinem Zufall.  

Eigentlich wollte der 39-jährige Genfer Investmentbanker werden, als er noch jung war. Denn Guillaume Pousaz war sich sicher, dass dies der Weg sei, um eine Familie ernähren und gleichzeitig die Welt bereisen zu können. 

Und so weit kam es auch fast: Pousaz erhielt kurz vor seinen Abschlussprüfungen an der HEC Lausanne ein Stellenangebot der Citigroup, wie man einem Bericht der «Bilanz» entnehmen kann. Doch er fällt durch und hätte er die Prüfungen bestanden, wäre sein Leben also wahrscheinlich ganz anders verlaufen.

Heute ist Pousaz der mit Abstand erfolgreichste Fintech-Unternehmer aus der Schweiz – der mit der Schweiz aber nicht mehr viel am Hut hat. Sein Payment-Fintech Checkout erreichte mitten im Corona-Lockdown eine Bewertung von 5,5 Milliarden Dollar. In einer Finanzierungsrunde sammelte Pousaz diesen Sommer 150 Millionen Dollar ein. 

Er wollte nur surfen gehen

Die erste Finanzierungsrunde vor einem Jahr hatte 230 Millionen Dollar eingebracht und eine Bewertung von 2 Milliarden Dollar. Solche Summen sind für eine Series-A-Runde höchst selten, in Europa war sie gar eine Premiere gewesen. Pousaz ist nun mehrfacher Milliardär; er hält noch rund 80 Prozent an Checkout. 

Dabei wollte der Genfer im Jahr 2006, nachdem er seine Prüfung vergeigt hatte, nur surfen gehen. Nach einer Rundreise in Kalifornien suchte er sich in Los Angeles einen Job. Er landete bei einer laut eigenen Aussagen «unspektakulären» Bude namens International Payments Consultants (IPC), bei der er primär wegen ihrer Nähe zu einem guten Surf-Spot anheuerte.

«Philosophie im Management-Team abstimmen»

Dort passte ihm aber die Mentalität nicht. Er gründete zusammen mit dem Verkaufschef von IPC eine eigene Firma. Netmerchant, wie das Unternehmen hiess, beschäftigte sich mit dem Wechselkurs zwischen Europa und den USA: Im Gegensatz zu den meisten anderen Zahlungsabwicklern gab Netmerchant US-Händlern europäische Währungen und liess die Händler dann die Umrechnung bei ihrer Bank vornehmen, statt eine Aufschlaggebühr von 2 Prozent für die Annahme europäischer Währungen zu berechnen.

In etwa wie Transferwise, erklärte Pousaz das Geschäft. Und das lief gut, bis sich das Gründerduo verkrachte. Sie waren sich ob der Richtung des Unternehmens nicht einig, Pousaz wollte nicht wie sein Partner einfach nur seine Hypothek abzahlen und ein Auto kaufen, sondern ein Tech-Unternehmen aufbauen. Er lernte eine wichtige Lektion: «Es ist von entscheidender Bedeutung, die Philosophie im Management-Team abzustimmen.» 

2012 kam der Profit

Er beschloss, alleine weiter zu machen, und zwar mit einer Firmengründung in Singapur: Opus Payments ermöglichte es Unternehmen in Hongkong, Zahlungen von Käufern aus der ganzen Welt abzuwickeln. 

Zudem kaufte er im November 2009 für 300'000 Dollar ein auf Mauritius ansässiges Unternehmen namens SMS Pay, das mit dem Bau eines neuen Zahlungs-Gateways beauftragt wurde.

Der Anfang war hart. Doch als Opus den Kunden Dealextreme an Land zog, einer chinesische Website, die Millionen von technischen Spielereien an Menschen auf der ganzen Welt verkauft, war das Unternehmen auf einen Schlag in den schwarzen Zahlen. 2012 benannte Pousaz Opus in Checkout.com um.

Robinhood, Transferwise und Alipay im Kundenstamm

Im gleichen Jahr fand der Firmenumzug nach London statt, 2013 folgte die Kooperation mit Visa und Mastercard, 2014 zieht Pousaz mit seiner Familie nach Dubai. Dies, um sein Unternehmen in einem Umfeld aufzubauen, in dem es auf relativ wenig bis gar keine Konkurrenten trifft.

Bald folgen in Dubai Verträge mit dem Essenslieferdienst Deliveroo, später auch mit Adidas und weiteren grossen Firmen. 

Das Prinzip von Checkout ist so simpel wie erfolgreich: Das Unternehmen bietet eine komplette Zahlungsabwicklung – inklusive Gateway, Acquirer und Verarbeitungsplattform – aus einem Guss an. Darum haben sich Firmen wie Robinhood, Revolut, Transferwise, Deliveroo, Alipay und  Wechat für Checkout entschieden. 

Lieber Profit als in der Schweiz

Auch an seine Herkunft denkt Pousaz dann und wann. Doch der kleine, heterogene Schweizer Markt sei für sein Unternehmen nicht lukrativ genug, wie er erklärte: «Ich bin ein stolzer Schweizer, und ich wäre hier liebend gerne präsent, aber ich bin auch der CEO eines profitorientierten Unternehmens».

«Ich kann sehr viel mehr Wert generieren, wenn ich nach Ägypten gehe mit 100 Millionen Menschen, was ich gerade tue, oder nach Pakistan mit 200 Millionen Menschen, was ich nächstes Jahr tue und wo ich keine Konkurrenz habe.»

Damit zeigt sich wieder einmal, dass man als Schweizer Startup-Gründer erst die Welt erobern muss, bis man auch in der Schweiz Erfolg haben kann.

Wann geht Checkout an die Börse?

Inzwischen hat Pousaz bereits neue Ziele in Sicht. Checkout soll global tätig werden und neue Produkte zur Palette hinzufügen. Gegenüber der «Bilanz» sagte er: ««Ich will kein Revolut bauen, aber wenn ich für unsere Kunden Kreditkarten herausgeben kann, nehme ich gerne einen oder zwei Cent pro Transaktion.» Neben einer neuen Plattform will das Unternehmen auch das Devisengeschäft mit den Kunden ausbauen.

Früher oder später wird dann der Börsengang folgen, nur schon um die hungrigen Investoren zu sättigen. Aber Pousaz hat derzeit noch kein Interesse, diesen Schritt zu gehen. Er müsse auch nicht, schliesslich hätten sich die Geldgeber von Checkout nach der letzten Finanzierungsrunde damit einverstanden erklärt, dass Checkout noch zehn Jahre lang eine private Firma bleibt.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.69%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.56%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.18%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.52%
pixel