Die Schweiz steht wieder einmal ganz oben auf der amerikanischen Liste von Währungs-Manipulatoren, da die Nationalbank für die Verteidigung eines akzeptablen Wechselkurses Unmengen an Euro und Dollar gekauft hat. So richtig Angst macht der Vorwurf aus den USA niemandem.

Die Schweiz schafft es zusammen mit den asiatischen Wachstumsstaaten Vietnam, Taiwan und Thailand ganz oben auf die Beobachtungsliste des US Treasury wegen Währungs-Manipulationen. Dafür müssen drei Kriterien erfüllt werden: ein Handelsbilanz-Überschuss von mindestens 20 Milliarden Dollar, ein Leistungsbilanz-Überschuss von 2 Prozent des BIP und Währungs-Interventionen in der Höhe von 2 Prozent des BIP.

Dass die Schweiz mit den asiatischen Ländern zusammen auf dieser Liste auftaucht, ist natürlich auch ein Zeichen von Stärke. Der Leistungsbilanz-Überschuss ist letztlich ein Gütesiegel für eine besonders starke Volkswirtschaft. Dass es andere Staaten ärgert, wenn die Schweiz im Ausland mehr erwirtschaftet als konsumiert, kann kein Kriterium für eine politische Adjustierung sein.

Der Dollar auf dem absteigenden Ast

Schon im 2019 wurde darüber gesprochen, ob die Administration von Donald Trump wegen den Währungs-Eingriffen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Sanktionskeule gegen die Schweiz schwingen könnte – auch finews.ch berichtete bei Gelegenheit. Allerdings argumentierte die SNB-Spitze um Thomas Jordan jeweils, dass die Schweiz eben nicht die Währung manipuliert, um sich einen ungerechtfertigten Vorteil zu verschaffen, sondern weil sie den Franken als strukturell über- oder mindestens als hoch bewertet beurteilt.

Daran wird sie auch an der morgigen (virtuellen) Medienkonferenz im Anschluss an ihre Beurteilung der Geldpolitik kaum rütteln. Ganz im Gegenteil, denn mittlerweile ist gerade die amerikanische Währung einer fortlaufenden Abwärtsbewegung unterworfen. Existierte noch 2018 eine Parität zwischen dem Dollar und dem Franken, ist der Greenback mittlerweile auf 0.88 Franken gefallen.

Konkret bedeutet dies, dass Schweizer Produkte in den USA mehr kosten und dass Gewinne, welche in Dollar erwirtschaftet werden, in der Schweiz weniger abwerfen – zum Beispiel von Banken und Versicherern, welche im amerikanischen Markt stark exponiert sind.

Rein politisches Instrument

Die Brandmarkung als Währungs-Manipulator zieht keine automatischen Konsequenzen nach sich, ausser dass Washington sich um Verhandlungen mit dem jeweiligen Staat bemühen muss. So gesehen ist die Liste ein rein politisches Instrument, mit dem die jeweilige Regierung mehr oder weniger Druck ausüben kann. Dies bestätigt auch Win Thin, der Leiter der Währungs-Strategie von BBH in New York, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur «Reuters». Er bezeichnete den Bericht des Treasury als «völlig politisiert». Zudem seien jegliche Manöver, welche die jetzige Administration in dieser Beziehung unternehmen könnte, für die neue Führung von Joe Biden einfach wieder zu ändern. 

Solange also der Bericht über Währungs-Manipulation nicht mit automatischen und griffigen Sanktionen verknüpft wird, bleibt er relativ zahnlos. Insbesondere, da die SNB ein leichtes Spiel hat, ihre Strategie zu erklären. Die Evidenz bezüglich des ungebremsten Anstiegs des Frankens gegenüber den Schlüsselwährungen ist erdrückend und führte bekanntlich vor sechs Jahren zur Einführung der Negativzinsen. Solange die Schweiz als sicherer Hafen angesehen wird, bleibt dies auch so.

Keine Anzeichen für Abkehr von Negativzinsen

Es bestehen also keine Zweifel daran, dass der Negativzins in der Schweiz auch den anstehenden Jahreswechsel überstehen wird. Im Coronajahr 2020 wurden auch immer weniger Stimmen laut, welche den Status Quo kritisierten. Letztlich erlauben die rekordtiefen Zinssätze dem Staat, frische Schulden zu machen, ohne dafür bezahlen zu müssen.

Erst falls und wenn das viele Geld im Umlauf zu Inflation führen sollte, könnte die SNB guten Gewissens vom jetzigen Pfad abweichen. Und wenn die Europäische Zentralbank ihrerseits die Zügel anziehen muss. Dafür gibt es im Moment noch keine Anzeichen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel