Die Nachhaltige Finanz arbeitet immer noch stark mit dem Ausschluss von Firmen, die ihren Kriterien nicht genügen. Das reicht nicht, sagen jetzt Wissenschafter aus Lausanne.

Es reicht nicht aus, dass Investoren Unternehmen aus ihren Portefeuilles streichen, um die Wirtschaft grüner zu machen. Sie müssen dies auch laut und deutlich in der Öffentlichkeit erklären – «Name and shame», wenn man so will. Dies empfiehlt das Westschweizer Forschungszentrum Enterprise for Society (E4S), das der Universität Lausanne, der Wirtschaftshochschule IMD und der technischen Hochschule EPFL angeschlossen ist in einem kürzlich veröffentlichten Papier.

Als die Citigroup-Vorstandsvorsitzende Jane Fraser (Bild unten) jüngst erklärte, dass sich die Bank von einigen Kunden trennen würde, um ihre Nachhaltigkeits-Ziele zu erreichen, tat sie als also genau das, was laut der Denkfabrik notwendig ist.

Laut ankündigen, viel verkaufen

Die Investoren würden überwiegend die Ausschlussmethode als ihre wichtigste Nachhaltigkeits-Strategie anwenden, schreibt E4S. Allerdings sei die Wirksamkeit des Ausschlusses von Unternehmen mit schlechten Umwelt-, Sozial- und Governance-Bewertungen (ESG) von der Finanzierung begrenzt.

Damit die Massnahme Wirkung zeige, müssten die Investoren ihre Absicht auch öffentlich erklären. Das schärfe das Bewusstsein der Anspruchsgruppen und übe Druck auf das Management aus, die Geschäftspraktiken zu ändern. Der Studie zufolge muss auch der abgestossene Anteil an den Firmen ausreichend gross sein, um Wirkung zu zeigen.

Branche für Branche

An einer Konferenz der amerikanischen Wirtschaftszeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) hatte Citigroup-Chefin Fraser Anfang der Woche angekündigt, dass sich die Bank künftig von einigen Kunden trennen müsse, um ihre Klimaziele zu erreichen.

jane fraser

In Zukunft werde man berücksichtigen, welche Projekte ein Kunde in Angriff nimmt, welche Verpflichtungen beim Klima eingegangen wurden und wie wichtig er für die Bank ist. Man werde dies «Branche für Branche» tun, fügte Fraser hinzu.

Aktionäre einbeziehen

Die Studie gelangt jedoch auch zu dem Schluss, dass Strategien zur Einbeziehung der Aktionäre, die von den Anlegern seltener angewandt werden, wirksamer sind als der völlige Ausschluss.

Anstatt die Nachhaltigkeit eines Portfolios anhand eines ESG-Ranking oder seines CO2-Fussabdrucks zu beurteilen, sei es sinnvoller, dessen Potenzial zur Veränderung der Wirtschaft von morgen zu auszuschöpfen, heisst es in der Studie.

Gesuchte Eiswürfel

Dieser Ansatz wird etwa von Lombard Odier Investment Managers (LOIM) verfolgt. Der Fondsarm der Genfer Privatbank erklärt auf seiner Website, dass der Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft von Unternehmen ausgehen wird, die derzeit hohe CO2-Emissionen verursachen und die über die finanziellen Mittel verfügen, um in Zukunft auf ein wesentlich niedrigeres Niveau umzustellen.

Einer der geschäftsführenden Gesellschafter der Privatbank, Hubert Keller, sagte jüngst zu finews.ch, ein Stahlwerk, das erfolgreich dekarbonisiere, sei mit Blick aufs Klima zuweilen wirkungsvoller als Unternehmen aus Branchen, welche die Umwelt nur wenig belasteten. Solche Investments bezeichnet Keller als «Eiswürfel».

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.7%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.8%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.05%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.97%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.48%
pixel