Zwei Studien gehen der Frage nach, wie gut das digitale Textdialog-System ChatGTP bei der Einordnung von Informationen der Zentralbanken und von Unternehmen ist. Auch Schweizer Finanzinstitute tasten sich bei der Künstlichen Intelligenz langsam vor – aber mit grosser Skepsis.

Dass die Künstliche Intelligenz des Chatbot «ChatGPT» dazu genutzt werden kann, um Texte zu generieren, ist inzwischen fast bei jedem Schüler, Studenten oder auch bei den Medien angekommen. Doch wie sinnvoll und zuverlässig ist der Einsatz des textbasierten Dialogsystems in der Finanzbranche?

Mit dieser Frage beschäftigen sich zwei wissenschaftliche Studien. Darin werden werden die Ergebnisse der Bot-Analyse von Fed-Texten und Unternehmensnachrichten aus der Vergangenheit mit der Bewertung durch reale Experten und Aktienbewegungen verglichen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» schreibt.

Nahe beim Menschen

Die Ergebnisse bescheinigen dem vom US-Unternehmen OpenAI entwickelten Prototypen einen Vorsprung gegenüber anderen KI-basierten Systemen. So kam ChatGPT in einer von Mitarbeitern der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) selbst durgeführten Studie «Can ChatGPT Decipher Fedspeak?» zu dem Schluss, dass das System der menschlichen Bewertung sehr nahe kommt.

Dabei ging es darum zu entschlüsseln, ob die Aussagen der US-Notenbank im Falken- oder im Taubenlager verortet waren, also als «hawkish» oder als «dovish» zu bewerten waren. Die Autoren Anne Lundgaard Hansen und Sophia Kazinnik von der Richmond Fed kamen zu dem Schluss, dass der Chatbot ein häufig verwendetes Modell von Google namens «BERT» schlägt - und Klassifizierungen auf der Grundlage von Wörterbüchern ebenfalls.

Entschlüsselte Botschaften

In einer zweiten Studie liessen Wissenschaftler der University of Florida ChatGPT agieren, als wäre der Bot ein Finanzexperte. Dabei ging es darum, dass Schlagzeilen und Nachrichten zu Unternehmen danach interpretiert werden mussten, ob sie einen Einfluss auf den Aktienkurs haben.

Laut der Studie wiesen die gegebenen Antworten einen statistischen Zusammenhang mit den nachfolgenden Aktienbewegungen auf. Das spreche dafür, dass der Bot in der Lage war, die Auswirkungen der Nachrichten richtig zu analysieren.

Skepsis in der Schweiz

In der Schweiz ist die Skepsis gegenüber ChatGPT vor allem bei den unabhängigen Vermögensverwaltern gross, wie finews.ch berichtete. Gemäss dem Aquila-Vermögensverwalter-Index denken über 50 Prozent, dass die auf Künstlicher Intelligenz beruhende Text-Software völlig überschätzt wird. Entsprechend besteht auch eine gewisse Zurückhaltung, in entsprechende KI-Firmen zu investieren.

Trotz der Vorbehalte machen sich Kundenberater von Banken zunehmend Gedanken, ob es ihren Beruf wegen der Künstlichen Intelligenz in zehn oder zwanzig Jahren noch geben wird, wenn Banking aufgrund der technischen Möglichkeiten kaum mehr menschliche Interaktion mit den Kunden erfordert.

Vertrauen in die Technologie entscheidet

Digitale Assistenten müssen aber nicht als Konkurrenz zum klassischen Beratungsgeschäft gesehen werden. Vielmehr könnten sie sich zu wichtigen Instrumenten zur Steigerung der Produktivität des Beratungsgeschäfts mausern. Chatbots werden gemäss der Forschung vor allem dann angenommen, wenn sie nützlich und leistungsfähig sind und die Anwender der Technologie wirklich vertrauen können.

Immer wichtiger wird die Chatbot-Technologie ausserdem für international tätige Schweizer Banken. Wer beispielsweise im angelsächsischen Raum und vor allem in Asien aktiv ist, muss solche Instrumente prüfen, da die Finanzinstitute in diesen Gegenden deutlich häufiger Banking-Chatbot verwenden.

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