Das geplante Börsendebut der US-Sparte des Zementriesen Holcim wird von SIX-Chef Jos Dijsselhof als ein Warnsignal aufgefasst. Immer mehr europäische Firmen drehen hiesigen Handelsplätzen den Rücken.

In jüngster Zeit häufen sich Börsengänge von europäischen Unternehmen in den USA. Der nun vorgestellte Plan von Holcim, das US-Geschäft abzuspalten und als eigenständiges Unternehmen an die New Yorker Börse (NYSE) zu bringen, ist für die Schweizer Börsenbetreiberin SIX ein Verlust.

Selbstkritischer Börsenchef

Geschätzt könnte dem hiesigen Markt eine Kapitalisierung von bis zu 40 Milliarden Franken abhandenkommen.

Der Chef der Börsenbetreiberin zeigt sich dabei selbstkritisch. Man müsse mehr tun, um die Beziehungen zu den Mitgliedern zu verbessern, sagte SIX-Chef Jos Dijsselhof gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig). «Wir nehmen unsere Emittenten oder unsere börsennotierten Unternehmen manchmal etwas zu sehr als selbstverständlich hin. Wir müssen geschäftsorientierter vorgehen.»

Aderlass auch bei SIX-Tochter BME

Die Verlagerung in die USA stellt sowohl für grosse Börsen wie die London Stock Exchange (LSE) als auch für kleinere Handelsplätze in Europa eine Herausforderung dar. Im vergangenen Jahr hatte bereits der irische Baustoffkonzern CRH sein Hauptlisting von der LSE an die NYSE verlegt, und liess sich in Dublin dekotieren.

Auch das spanische Bauunternehmen Ferrovial plant für den Handel mit seinen Aktien einen solchen Schritt weg von den Börsen BME in Madrid nach New York. BME befindet sich mehrheitlich im Besitz der SIX.

Bereits ein Trend?

«Ich sehe darin keinen grösseren Trend, aber ich denke, wir müssen kontinuierlich an der Wettbewerbsfähigkeit Europas arbeiten», sagte Dijsselhof, «das ist mein Hauptaugenmerk».

Angesichts der Grösse des Holcim-Geschäfts in den USA mache die Abspaltung und der dortige Börsengang Sinn. Den Verlust von Marktanteilen nehme man an der Schweizer Börse zur Kenntnis, so der Niederländer an der Spitze des Schweizer Finanzinfrastruktur-Konzerns.

«Mehr mit ihnen reden»

Während Fragen wie die Besteuerung in Europa im Vergleich zu den USA ausserhalb des Einflussbereichs der Börsen lägen, könne man beim Aufbau der Beziehungen zu den Unternehmen mehr tun, so Dijsselhof weiter. Hier habe man bereits mehr Leute eingestellt und intensiviere die Kontakte.

Die Börsen in den USA «sprechen ständig mit allen Aufsichtsratsvorsitzenden und den Boards, sie sind viel näher an den Unternehmen dran als wir», sagte Dijsselhof. «Wir müssen etwas mehr in unsere Fähigkeiten investieren und näher an den Unternehmen sein, mehr mit ihnen reden und ihre Ziele verstehen.»

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