Banken müssen sich auf mehr Insolvenzen einstellen

Die von US-Präsident Donald Trump in Gang gesetzte Zollspirale dürfte dafür sorgen, dass die Zahl der Insolvenzen weltweit steigen wird. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Kreditversicherers Allianz Trade.

Dass zwischen der Realwirtschaft und dem Bankgeschäft eine starke Korrelation besteht, ist eine Binsenweisheit. Ein globaler Konjunkturabschwung, ausgelöst durch eine Krise in internationalen Güterverkehr, dürfte auch die Finanzinstitute schwer treffen.

Eines der Probleme: Die Risiken im Kreditgeschäft steigen. Zahlungsausfälle und höhere Rückstellungen für faule Kredite können Finanzinstitute schwer in Mitleidenschaft ziehen.

Laut der Kreditversicherungs-Tochter des Allianz-Konzerns dürfte durch den Zoll- und Handelsstreit die Zahl der Insolvenzen weltweit deutlich stärker steigen als bisher prognostiziert.

Volumenrückgang im Warenhandel

Laut ihrer jüngsten Studie rechnet Allianz Trade damit, dass das Volumen der weltweit gehandelten Waren und Dienstleistungen im laufenden Jahr nur noch mit einem mageren Plus von 1,3 Prozent steigen dürfte, nach 2,9 Prozent im Vorjahr. Bei Warenhandel ohne Dienstleistungen wird mit einem Volumenrückgang gerechnet, was den Welthandel mit –0,5 Prozent in die Rezession stürzen dürfte. 2024 war der Welthandel noch um 2,1 Prozent gewachsen.

Die US-Zölle haben sich der Berechnung zufolge seit Januar auf mehr als 25 Prozent verzehnfacht. Das werde entsprechende Folgen für die US-Wirtschaft haben. Die Exportverluste weltweit könnten sich auf bis zu 480 Milliarden Dollar belaufen.

Die Experten rechnen damit, dass viele Staaten mit den USA bilaterale «Deals» abschliessen werden. Bis zum vierten Quartal dürfte die US-Zollquote entsprechend auf rund 10 Prozent sinken, lautet ihre Prognose.

Für die Unternehmen werden jedoch negative Effekte erwartet. Mit der Zollspirale dürfte die Zahl der weltweiten Insolvenzen um 7 Prozent steigen. Erst im März hatte Allianz Trade noch einen Anstieg um nur 6 Prozent erwartet.

Als besonders gefährdete Branchen werden die globale Automobil- und Textilindustrie betrachtet, die Bereiche Non-Food-Einzelhandel, erneuerbare Energien und Landwirtschaft.

Laut der Prognose dürfte sich das Wachstum des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP) 2025 um 0,6 Prozentpunkte auf nur noch 2,3 Prozent verlangsamen. Das wäre der niedrigste Stand seit der Corona-Pandemie.

Keine Gewinner im Handelskrieg

«Bei einem Handelskrieg gibt es keine Gewinner», sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. «Die Weltwirtschaft ächzt unter den Zusatzkosten – auch wenn die US-Regierung mit einer erneuten Volte den europäischen Unternehmen zumindest 90 Tage Aufschub gewährt hat. Allerdings ist gerade die anhaltende Unsicherheit Gift für Unternehmen. Handelsströme dürften sich verschieben und globale Insolvenzen in der Folge noch stärker zunehmen, allen voran in den USA.»

Hier geht die Prognose von einer Zunahme um 16 Prozent aus, statt bisher 11 Prozent. Für Westeuropa wird mit einem Anstieg der Insolvenzen von 3 auf 5 Prozent gerechnet.

Steuereffekt gegen Ende Jahr

Für die USA wird in den ersten neun Monaten 2025 mit einer leichten Rezession gerechnet. Eine sinkende Zollquote und die dann erwarteten Steuererleichterungen dürften im Schlussquartal positiv wirken. «Grosse Sprünge sind angesichts von verschärften Einwanderungskontrollen, Ausgabenkürzungen und Entlassungen von Bundesangestellten sowie der aktuellen Zollspirale allerdings nicht zu erwarten», heisst es weiter.

Aber auch ein «Worst-Case-Szenario» wird skizziert. Dabei behielte die US-Regierung das aktuelle Zollniveau bis Ende 2026 bei. Das würde zu noch stärkeren wirtschaftlichen Einbussen führen, insbesondere in den USA selbst, sowie zu einer anhaltend hohen US-Inflation mit entsprechenden Folgen für die Fiskalpolitik.