Die UBS verliert ihren Blockchain-Vordenker. Der Verlust schmerzt, doch die Schweizer Grossbank ist damit nicht alleine, wie sich zeigt. Was hinter den sich häufenden Abgängen von Fintech-Profis steckt.

Das interessierte die finews.ch-Leserschaft brennend: Der Bericht über den Abgang von Alex Batlin (Bild unten) bei der UBS rückte innert Kürze zum meistgelesenen Artikel der letzten Tage vor.

Tatsächlich hat die Schweizer Grossbank mit Batlins Abgang einen herben Verlust erlitten. Der stets bescheiden auftretende Brite leitete zuletzt das UBS-Labor im grössten Londoner Fintech-Inkubator Level 39.

Unter seiner Regie rückte die Grossbank zur Avantgarde in der als bahnbrechend geltenden Blockchain-Technologie auf; aus Batlins Küche kamen etwa Krypto-Anleihen und -Währungen sowie ein Patent, das die UBS in den USA anmelden liess.

Alex Batlin 500

«Brain Drain» auch bei anderen Banken

Das alles ist bald Geschichte. Kommenden Oktober kehrt Batlin der Grossbank nach 15 Jahren den Rücken. Dies, nachdem im letzten März mit Chief Innovation Officer (CIO) Oliver Bussmann schon ein Innovations-Aushängeschild die UBS verlassen hatte.

Indes, das gösste Schweizer Geldhaus steht nicht als einziges ohne Blockchain-Hirn da. Auch die französische Konkurrentin BNP Paribas, die amerikanische J.P. Morgan und das Beratungsunternehmen Deloitte erlitten in den letzten Monaten einen «Brain Drain» bei internen Blockchain-Projekten.

Das Branchen-Portal «Coindesk» witterte deshalb bereits einen Trend und suchte im Gespräch mit den Ausgeschiedenen nach den Gründen der Trennung. Dem Bericht zufolge machten die Blockain-Profis Schluss, weil ihnen die Banken – salopp gesagt – nicht mehr «sexy» genug schienen.

Fertig mit Tüfteln

Abtörnend mochte auf die Blockchain-Profis etwa wirken, dass sie nach den ersten geglückten Experimenten vor einer neuen Aufgabe standen: Sie mussten nun ihre Produkte bankintern zum Fliegen bringen. Das ist meist ein zäher Prozess, nicht zu vergleichen mit dem erfrischenden Auf und Ab des Experimentierens.

Ebenfalls sehen sich die Technologie-Profis zunehmend an die kurze Leine genommen. In der Experimentierphase gewähren ihnen die Banken noch viel Freiheit. Doch das ändert sich, sobald die Budgets grösser und die Produkte greifbarer werden. «Die Prozesse sind viel starrer», berichtet ein Ex-Blockchain-Banker, «es gibt ganz neue Regeln, was du darfst, und was nicht».

Klammern und Eifersucht

Mit Beunruhigung beobachten die Experten schliesslich, dass die Banken zunehmend die Hand auf ihre Entwicklungen legen. Das läuft dem libertären, kollaborativen Geist der Blockchain-Zunft komplett zuwider.

Der Alltag, das Klammern, die Eifersucht der Banken: All dies erweist sich nun als Beziehungsgift für die experimentierfreundigen Fintech-Profis. Ob einer dieser Gründe auch zum Abschied Batlins von der UBS führte, darüber kann allerdings nur spekuliert werden.

Sturheit rächt sich

Sicher ist jedoch, dass die Blockchain-Innovation im Banking in einer Reifephase gelangt ist, mit der sich alle Beteiligten erst zurechtfinden müssen.

Wenn die Geldhäuser dabei ihre gängigen Prozesse stur auf die neue Technologie umlegen, schaden sie aber am Ende sich selber und der ganzen Branche: Sowohl J.P. Morgan wie auch BNP Paribas und Deloitte verloren ihre Blockchain-Profis an aufstrebende Fintech-Startups.

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