Was viele Börsianer befürchtet hatten, bewahrheitet sich wenige Tage vor Weihnachten. Leonteq, die Anbieterin von Strukturierten Produkten, erleidet einen massiven Ertragsrückschlag. Was nun?

Nachdem Leonteq am Montag ein deutlich tieferes Ergebnis für das Jahr 2016 angekündigt hatte, brach die Aktie der Anbieterin von Strukturierten Produkten um bis zu 30 Prozent ein. Damit kumuliert sich der Wertverlust des Titels im laufenden Jahr auf mehr als 70 Prozent, wie am Montag ein Blick aufs Börsentableau zeigt. 

Der jüngste Rückschlag ist auf deutlich tiefere Erträge im laufenden Jahr zurückzuführen, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung erklärte.

Natürlich ist es nun einfach, die Versäumnisse in den vergangenen 18 Monaten aufzuzählen und so der Unternehmensführung den Spiegel vorzuhalten. Interessanter ist es für Anleger aber zu fragen, wie Leonteq wieder auf Erfolgskurs kommt – sofern das noch möglich ist.

Hier sind sieben Voraussetzungen für den Neustart

1. Jan Schoch muss Macht teilen

Es greift eindeutig zu kurz, die Absetzung von Firmengründer und CEO Jan Schoch zu fordern, denn ohne ihn würde das Unternehmen seine Galionsfigur verlieren. Klug wäre es aber, wenn die Führungscrew personell verbreitert würde und diese Manager auch mehr zu sagen hätten, so dass nicht mehr jeder grössere Entscheid über Schoch läuft. Mit der kürzlichen personellen Auffrischung der obersten Verantwortlichen könnten die entsprechenden Voraussetzung geschaffen worden sein.

2. Weniger Komplexität ist mehr

Das Geschäftsmodell von Leonteq ist seit Bestehen des Unternehmens erklärungsbedürftig oder zumindest komplex. Das hält Anleger von einem Engagement vielfach ab, aber vor allem verunsichert es die bestehenden Investoren dermassen, dass sie bei grösseren Kursschwankungen rasch einmal das Weite suchen. Mit anderen Worten: Leonteq sollte es endlich gelingen, sein Geschäftsmodell anschaulicher zu gestalten.

3. Mehr Partner an Bord holen

Ein wichtiger Erfolgsfaktor des Geschäftsmodells von Leonteq sind die Partnerbanken. In dieser Hinsicht musste das Schweizer Unternehmen Ende 2015 einen Rückschlag hinnehmen, als in Asien die Zusammenarbeit mit der DBS Bank aus Singapur unerwartet endete. Um mittelfristig das Geschäftsmodell erfolgreich betreiben zu können, muss es das Unternehmen schaffen, noch eine ganze Reihe von Bankpartnern plangemäss zu gewinnen.

4. Hoffnungsschwimmer an den Aktienmärkten

Im laufenden Jahr haben sich die Finanzmärkte insgesamt deutlich besser entwickelt als es viele Anleger angesichts der diversen Ereignisse wie Brexit, US-Präsidentschaftswahl und der Verstimmungen in Europa erwartet hatten. Mehr noch: Einiges deutet darauf hin, dass der derzeitig positive Konjunkturzyklus noch eine Weile anhalten könnte. Das wiederum könnte das Emissionsvolumen bei Leonteq wieder verstärken und die Ertragssituation verbessern.

5. Kleinere Brötchen backen

Bereits am Investorentag gab CEO Jan Schoch einschneidende Sparmassnahmen bekannt, unter anderem den Abbau von nicht weniger als 50 Vollzeitstellen. Das am Montag weiter ausgebreitete Sparpaket sieht zusätzliche Massnahmen vor, etwa dass die Führungscrew auf bestimmte Lohnbestandteile verzichtet und das Unternehmen mindestens eine tiefere oder sogar überhaupt keine Dividende auszahlt. Das alles ist dringend nötig, denn in der jüngeren Vergangenheit hat Leonteq eindeutig mehr geklotzt als gekleckert – allein die neue und überdimensionierte Büroetage am Sitz in Singapur vermittelt einen Eindruck, wie Schoch mit der ganz grossen Kelle angerichtet hat. Etwas mehr Bescheidenheit und eine rigorose Umsetzung der Sparmassnahmen könnten Remedur verschaffen.

6. Aktionariat soll Füsse still halten

Das Aktionariat von Leonteq ist mittlerweile bunt durchmischt. Es reicht von der Genossenschaftsbank Raiffeisen über Beteiligungsgesellschaften bis hin zum Staatsfonds von Singapur. Was jetzt zählt, ist Stabilität; darum sollte auch Raiffeisen-CEO Patrik Gisel fortan weniger von einer Reduktion seines Engagements sprechen, wie er das gegenüber finews.ch tat, und auch die noch verbliebenen Gründungsaktionäre sollten ihre Bestände möglichst behalten. Alles andere wäre kontraproduktiv.

7. Sich für Investoren hübsch machen

Bereits seit dem Investorentag im vergangenen November ist die Erfolgsstory von Leonteq entzaubert. Es gab innert zu kurzer Zeit zu viele Rückschläge, als Jan Schoch noch genügend Vertrauen aussenden könnte. Vor diesem Hintergrund muss eine neue «Equity Story» her – so heisst der Katalog an Argumenten, die einen neuerlichen Einstieg in die Firma Leonteq nahelegen würden. Denn inzwischen hat der Kurs der Aktie ein Niveau erreicht, das – unter stimmigen Voraussetzungen – für einen neuerlichen Einstieg durchaus interessant sein könnte.

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