Als Antwort auf die Razzien in Europa führt die Credit Suisse ins Feld, ihr Geschäft auf dem Kontinent schon früh bereinigt zu haben. Eine Entdeckung in Australien könnte für die Grossbank nun zum Problem werden.

Mit doppelseitigen Anzeigen in britischen, französischen und niederländischen Zeitungen hat sich die Credit Suisse (CS) zur Wehr gesetzt. In ihrer Replik auf die überraschenden Razzien in europäischen Metropolen hielt die Grossbank am letzten Wochenende fest, bezüglich Steuerflucht gelte auf dem Kontinent Nulltoleranz.

So habe das Institut bereits im Jahr 2011 das Europageschäft einer grossen Überprüfung unterzogen und die Kunden gebeten, Nachweise zu liefern, dass sie ihren Steuerpflichten nachkämen.

Frischer als die Panama Papers

Zwischen den Zeilen liest sich das so, wie wenn die niederländischen Steuerfahnder, welche die Razzien angestossen haben, auf altem Material sitzen würden. Also auf Daten, die auf die Zeit vor der Überprüfung des Europageschäfts bei der CS zurückgehen.

Doch nun meldete sich gegenüber «Bloomberg» ein australischer Steuerbeamter zu Wort. Die Daten, über die er verfüge, seien relativ neu, eröffnete er der Agentur. So könne man sie etwa nicht mit den «Panama Papers»-Enthüllungen vergleichen, die oftmals weiter als ein Jahrzehnt zurückreichen.

Auf und schnell wieder zu

Wie auch finews.ch berichtete, spielt die jüngste Affäre um die Schweizer Grossbank auch «Down Under». Medienberichten zufolge haben die dortigen Behörden von den niederländischen Kollegen Daten zu 1'000 geheimen CS-Konten erhalten.

«Die Konten sind nicht zwingend aktiv, sie wurden teils in den letzten Jahren geöffnet und schnell wieder geschlossen», sagte der Beamte. Er liess dabei offen, wie weit die «letzten Jahre» zurückreichen.

Für die CS kommen die Informationen aus Australien zur Unzeit. Wenn die Daten nämlich «frischer» als das Jahr 2011 sind, wäre das für das Institut reichlich unangenehm.

Belastung für den Aktienkurs

Denn das würde bedeuten, dass gegen die ab 2011 gültige Nulltoleranz-Regelung verstossen wurde – und die Bank hätte ein massiveres Compliance-Problem. Dies könnte auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) interessieren. Letztere hatte sich am Dienstag ebenfalls zum Fall geäussert.

Noch immer ist unklar, woher die Informationen der Niederländer – die Rede ist von Angaben zu 50'000 Konten – überhaupt stammen.

In den letzten Tagen hat die CS vehement um ihren Ruf gekämpft. Ob sie diesen Kampf gewinnt: Das wird nun im wahrsten Sinne des Wortes eine Frage der Zeit. Analysten der amerikanischen Bank Morgan Stanley hielten am Dienstag fest, bis sich die Frage nach den Rechtsfolgen der jüngsten Affäre kläre, seien von der CS-Aktie keine grossen Sprünge zu erwarten.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.43%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.85%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.14%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel