Die Deutsche Bank hat offenbar Banker mit einem happigen Lohnaufschlag von der Credit Suisse weggelockt. Die Begründung für diese Zahlungen lässt aufmerken.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Jenes Dutzend Private Banker der Credit Suisse (CS), die bald zum Wealth Management der Deutschen Bank stossen, erhalten dort einen Aufschlag von bis zu 40 Prozent zum bisherigen Lohn – sowie einen garantierten Bonus in der Höhe der Vergütung von 2018.

Dies jedenfalls, wenn die Recherchen der britischen Zeitung «Financial Times», die zuerst über den prominenten Wechsel berichtete, zutreffen. Im Bericht wird der happige Aufschlag als «danger money», also als eine Art Gefahrenzulage begründet.

Halbwertszeit für Strategien sinkt

Gefahr? Die genannten Private Banker betreuen superreiche Kunden in Italien. Das Land ist eine eine der wichtigsten Industrienationen der EU, eine Republik mit einem funktionierenden Rechtsstaat. Es grassieren weder Seuchen, noch drohen – abgesehen von Erdbeben – Katastrophen. Am ehesten läuft ein Banker dort noch Gefahr, sich an einem Scampi zu verschlucken.

Doch natürlich meint der Bericht ein anderes Risiko. Jenes nämlich, bei der im Turnaround steckenden Deutschen Bank bald wieder «abgebaut» zu werden. Zwar will das Finanzhaus bis 2021 rund 300 Kundenberater neu einstellen. Doch die Halbwertszeit der Strategien im Frankfurter Hauptquartier ist in den letzten Jahren des Umbruchs rapide gesunken.

«Die Deutsche Bank muss schon etwas bieten»

Das ist ein Unsicherheitsfaktor, den Private Banker nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn sie müssen ja jeweils auch ihre Kunden davon überzeugen, die Bank zu wechseln. Winken dort keinerlei Sicherheiten, kann die Schmerzschwelle für einen Wechsel schnell einmal zu hoch scheinen.

Ein Schweizer Headhunter formuliert es gegenüber finews.ch so: «Gefahrenzulage ist vielleicht das falsche Wort. Doch die Deutsche Bank muss in dieser Lage schon etwas bieten, wenn sie Talente anlocken will.»

Allerdings gilt im Umkehrschluss: Wenn sich das Wachstum in der Vermögensverwaltung nicht rasch einstellt, kann die Deutsche Bank schon wieder eine strategische Offensive beerdigen. Entsprechend ist das Geldhaus auf wechselwillige Berater angewiesen. Somit wird klar, dass jene «Gefahrenprämie» nicht nur eine Versicherung für den Angestellten ist. Sondern fast noch mehr für den Arbeitgeber. Dies umso mehr, als Privatbanken in der Regel Jahre brauchen, um neue angeheuerte Kundenberater zu rentabilisieren.

Vergoldete Inder, Kängurus im Bonuspool

Während Vorausentschädigungen wie bei der Deutschen Bank in der Finanzbranche eher selten vorkommen, sind es Bleibeprämien keineswegs. Auf der Suche nach Beispielen wird man auch in der Schweiz fündig. Bekanntestes Beispiel der letzten Jahre ist wohl das Zürcher Traditionshaus Vontobel. Um seinen einstigen Star-Fondsmanager Rajiv Jain enger an sich zu binden, wurde dieser so fürstlich entlohnt, dass der talentierte Schwellenland-Spezialist zuletzt als Klumpenrisiko fürs ganze Unternehmen wahrgenommen wurde. Am Ende half alles Geld nichts: 2016 machte sich der gebürtige Inder selbstständig und kehrte Vontobel den Rücken.

In einer wesentlich unangenehmeren Lage befand sich 2018 der Asset Manager GAM. Nach Fondschliessungen war das Schweizer Fondhaus mit massiven Vermögensabflüssen und einer höchst unsicheren Zukunft konfrontiert. In dieser Situation, so heisst es, soll GAM seinen besten Fondsexperten eine zusätzliche «Bleibeprämie» bezahlt haben. Auf Anfrage von finews.ch wollte das Unternehmen dies nicht kommentieren.

Besser dokumentiert sind die so genannten «kangaroo deals», die der australische Star-Investmentbanker Matthew Grounds mit dem UBS-Hauptquartier in Zürich aushandelte. Dabei sicherte er seinen Cracks einen Bonuspool zu, der sich gesondert von den Lohntrends bei der grössten Schweizer Bank bewegte. Berichten zufolge lief dieser Deal Ende 2018 aus – und Grounds wird die UBS in den nächsten Monaten verlassen.

Auch die UBS war einmal ein heisses Eisen

Im Markt heisst es über die UBS auch, die Bank habe nach der Finanzkrise zu einem ungewöhnlichen Mittel beim Wiederaufbau im Zinsenhandel gegriffen. Um an die Talente der Konkurrenz zu gelangen, habe das Schweizer Institut diesen den Lohn über drei Jahre garantiert. Diese Garantie ist unbestätigt und wäre so heute wohl nicht mehr zulässig. Die UBS hatte aber damals mit der Deutschen Bank gemein, dass sie unmittelbar nach der Staatsrettung von 2008 für Arbeitnehmer ebenfalls als heisses Eisen galt.

Bei der Deutschen Bank zeichnet sich derweil bereits ab, wo die nächsten «Gefahrenzulagen» zu holen sein könnten: Der Finanzkonzern will bis 2021 rund 13 Milliarden Euros ausgeben, um sich in Sachen Innovation und Technologie auf den neuesten Stand zu bringen.

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