UBS-Chef Sergio Ermotti ging mit der Kündigung Andrea Orcels, seinem potenziellen Nachfolger, fragwürdig um. Das führte dazu, dass Ermotti vor zwei Jahren fast vor dem Rauswurf stand, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Ralph Hamers, der Nachfolger von Sergio Ermotti als UBS-Chef, steht seit rund zwei Wochen fest. Zudem ist seit gestern (Dienstag) auch bekannt, dass Ermotti seine Managerkarriere als designierter Verwaltungsratspräsident des Rückversicherers Swiss Re fortsetzt.

Gleichzeitig nun kommen auch Details zutage, wie Ermotti den Austritt von Investmentbank-Chef Andrea Orcel vor eineinhalb Jahren gehandhabt hat. Drei mit den Vorgängen vertraute Personen sagten gegenüber finews.ch, Ermotti habe mit seinem damaligen Vorgehen den Verwaltungsrat der UBS verärgert.

Eine Kündigung stand im Raum

Wie bereits berichtet, liess Ermotti mehr als zehn Tage verstreichen, bis er den Verwaltungsrat über den geplanten Austritt Orcels orientierte. Der Italiener galt als einer der Top-Kandidaten für Ermottis Nachfolge.

Das zwölfköpfige Aufsichtsgremium um Präsident Axel Weber sei derart erzürnt gewesen, dass eine Kündigung Ermottis erwogen worden sei. Diese sei dann aber als allzu harte Massnahme wieder verworfen worden, so eine Person, die Kenntnis über die entsprechenden Diskussionen im Verwaltungsrat hat.

Nur noch zwei Jahre

So entging Ermotti einem Rauswurf. Doch der Verwaltungsrat machte dem UBS-Chef klar, dass seine Amtszeit noch höchstens zwei Jahre dauern werde, so die Person weiter, «die Diskussion im Verwaltungsrat verlief intensiv.»

Eine weitere Person sagte: «Der Verwaltungsrat teilte Ermotti mit, er solle nicht damit rechnen, länger als zwei Jahre CEO bleiben zu können.»

Das letzte Puzzleteil

Diese verbale Deadline des UBS-Verwaltungsrate ist das letzte Puzzleteil in den nun mehr als zwei Jahre dauernden Diskussionen und Spekulationen um Ermottis Nachfolge.

Überraschend hatte die grösste Schweizer Bank vor zwei Wochen angekündigt, Hamers werde im kommenden November den 60-jährigen Ermotti ersetzen – also genau zwei Jahre, nachdem der Verwaltungsrat ihm die Frist gesetzt hatte.

Der Austritt Orcels aus der UBS im Herbst 2018, liess die mit der Nachfolgeplanung betrauten Verwaltungsräte Weber, David Sidwell, Isabelle Romy und Michel Demaré mit sehr beschränkten Optionen zurück.

Trotz allem sehr gut verdient

Denn nur neun Monate zuvor hatte mit Jürg Zeltner bereits ein weiteres Konzernleitungsmitglied die UBS verlassen, das CEO-Potenzial besass. Inzwischen hat Demaré die UBS verlassen, und Romy stellt sich an der diesjährigen Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl.

Ermottis Umfeld bestreitet die obige Version energisch. Als Argument gilt dabei sein für 2018 praktisch unverändertes Kompensationspaket von 14,1 Millionen Franken. In jenem Jahr lobte ihn der Verwaltungsrat gemäss Vergütungsbericht für seine Personalpolitik und Nachfolgeplanung. Die UBS richtete aus: Die Behauptung einer möglichen Kündigung sei falsch und entbehre jeglicher Grundlage.

Weber wollte Ermotti nicht im Verwaltungsrat

Bekannt ist jedoch, dass zum Jahreswechsel 2018/19 die Beziehung zwischen Weber und Ermotti Brüche erhielt. Der UBS-Präsident hatte nicht nur in einem Interview die Nachfolgeproblematik angesprochen. Sondern sich im engsten Kreis auch kritisch zur Möglichkeit geäussert, Ermotti könne in den UBS-Verwaltungsrat wechseln und später das Präsidium übernehmen.

Weber entschuldigte sich anschliessend für seine öffentlichen Kommentare. Der Ex-Bundesbanker und der manchmal hitzköpfige Tessiner rauften sich so wieder zusammen.

Mit Iqbal Khan nahm der Druck ab

Im Sommer 2019 schien Ermotti dann den Kopf aus der Schlinge ziehen zu können: Mit dem erst 43 Jahre alten Iqbal Khan holte er den angeblich vielversprechendsten Private Banker der Schweiz an Bord und leitete so auch die dringend notwendige Verjüngungskur in der Konzernleitung ein.

Doch das vergangene Jahr war vor allem auch durch den katastrophalen Ausgang des Steuerprozesses in Frankreich geprägt, so dass der UBS-Aktienkurs zeitweise unter die Marke von 10 Franken fiel – Faktoren, die Ermottis Salär für 2019 schmälerten.

Für den UBS-Chef geht die ganze Geschichte nun doch gut aus: Er wird seine Karriere nahtlos im Verwaltungsrat von Swiss Re fortsetzen können, wo es ihm vergönnt ist, in die Fussstapfen des langjährigen Präsidenten Walter Kielholz zu treten.

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