Der russische Milliardär Viktor Vekselberg liegt mit Schweizer Banken seit zwei Jahren im Streit um eingefrorene Gelder. Die Coronavirus-Pandemie liefert ihm nun Munition gegen Julius Bär. 

Wie teuer ein Verstoss gegen die Regeln der USA werden kann, weiss man bei der Bank Julius Bär aus Erfahrung: Das Institut musste vor vier Jahren eine halbe Milliarde Franken bezahlen, weil es amerikanischen Staatsbürgern bei der Steuerhinterziehung geholfen hatte. 

Dementsprechend vorsichtig sind hiesige Banken auch, wenn die USA Sanktionen gegen ein Land oder gegen einzelne Personen verhängen. Unter ebendieser Vorsicht leidet der russische Milliardär Viktor Vekselberg, wohnhaft in Zug, seit zwei Jahren. 

Eingefrorene Konten

Er gehört zu einer Gruppe von angeblich Kreml-nahen Oligarchen, welche von den USA 2018 auf eine Sanktionsliste gesetzt wurden. In der Folge froren Julius Bär und die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse Vekselbergs Konten ein, wie auch finews.ch berichtete. Daraufhin strengte Vekselberg über seine Beteiligungsgesellschaft Renova Klagen gegen die Schweizer Banken an.

Mitten in der Corona-Krise bringt Vekselberg das Thema nun wieder aufs Tapet: In einem Artikel im «Blick» erhebt er Vorwürfe gegen Julius Bär, die Bank wolle eine Spende von mehreren Millionen Franken nicht freigeben, mit der der Russe die Schweiz im Kampf gegen das Virus unterstützen wolle. 

Humanitäre Katastrophe

Vekselberg habe in Russland Covid-19-Schnelltests gekauft und verteilen lassen. Zudem lässt er von sechs – momentan geschlossenen – Flughäfen, die ihm gehören, Mahlzeiten an ältere Personen liefern. 

«Ein ähnliches Programm sollte auch auf die Schweiz ausgedehnt werden. Deshalb wurde die Bank Julius Bär um die Freigabe der notwendigen Beträge gebeten», sagte ein Sprecher des Russen zum «Blick». «Die Bank hat diese Freigabe unverständlicherweise abgelehnt. Das ist angesichts dieser humanitären Katastrophe bedauerlich.»

Kein Erweichen

Offenbar lässt sich die Privatbank auch durch die möglichen Bedürfnisse von Schweizer Corona-Opfern nicht zu einer Anpassung ihrer Compliance-Richtlinien bewegen. Selbst ein Schreiben der Präsidentin von Vekselbergs Lamesa-Stiftung an Julius-Bär-Präsident Romeo Lacher und CEO Philipp Rickenbacher fruchtete nicht. 

Bei der Lamesa Holding handelt es sich um eine Stiftung in Panama, über welche Vekselberg einen Teil seiner Beteiligungen hält. Die Einheit, über welche Vekselberg laut «Blick» an Hilfsorganisationen und Forschungseinrichtungen spenden wollte, ist bisher nicht mit gemeinnützigen Engagements an die Öffentlichkeit getreten. 

Regulatorische Vorgaben

Die Bank kann die Kundenbeziehung nicht kommentieren, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte.

«Es ist uns aber ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass wir unsere Kunden, die sich für gemeinnützige Tätigkeiten einsetzen, selbstverständlich unterstützen, wobei sich Kunden unabhängig vom guten Zweck an vertragliche und regulatorische Vorgaben halten müssen und wir als Bank diesen ebenfalls zu jeder Zeit zu entsprechen haben», schrieb diese per Email. «Voraussetzung ist ebenfalls, dass die finanziellen Mittel entsprechend frei verfügbar sind.»

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