Tatsächlich deutet einiges darauf hin, dass sich diese Prognose bewahrheiten könnte – nun, in einer sich wandelnden Welt, die rasant an Komplexität zulegt. Die Folgen werden sich bald offenbaren – dann, wenn manche Privatbanken ihre Kundengelder und Neugeldzuflusse per Mitte 2020 ausweisen werden.

Konkret haben viele Privatbanken sieben Todsünden begangen:

1. Überdimensionierte Budgets

Die unerwartet lange Börsenhausse der vergangenen zehn Jahre hat viele Privatbanken selbstgefällig gemacht. Und aus einem übersteigerten Selbstvertrauen heraus heuerten sie mehr und mehr Personal an, gingen mit den Mitteln zu wenig haushälterisch um und schenkten dem digitalen Wandel zu geringe Aufmerksamkeit.

  • Angesichts der künftig tieferen Einnahmen und engerer Margen werden die Kosten aus dem Ufer laufen.

2. Zu wenig digital

Viele Geschäftsprozesse und Interaktionen mit der Klientel werden künftig auf virtueller Ebene ablaufen. Dies ist vermutlich eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Lockdown. Doch Banken, die die entsprechenden Tools noch nicht im Einsatz haben, werden über Nacht viele Kunden verlieren. Denn eine weitere Erkenntnis aus den vergangenen Wochen ist klar:

  • Besser denn je weiss der Kunde heute, was existenziell ist und was nicht.

3. Zu viel Personal

Die Digitalisierung, die bereits vor zehn Jahren im grösseren Stil Überhand nahm, war schon immer ein sehr guter Indikator, um zu erkennen, dass die Banken mit einer Überkapazität an Personal arbeiteten.

  • Jene Institute, die dabei sorglos blieben, werden nun umso mehr Stellen streichen müssen – was bei den noblen Privatbanken umso verpönter ist.

4. IT verschlafen

Digitalisierung ist natürlich nur ein Schlag- oder Modewort. Im Wesentlichen geht es um Informatik (IT) als Ganzes. Denn längst sind Privatbanken nicht mehr nur Treuhänder des Geldes, sondern multi-mediale Plattformen, die den Ansprüchen der Kundschaft und der Finanzaufsicht sowie der Komplexität unseres Lebens gerecht werden müssen. Das hat seinen Preis, den viele Institute unterschätzt oder nicht in seiner ganzen Dimension wahrgenommen haben.

  • Das erklärt, warum viele Banken-ITs bis heute ein Flickwerk und kaum mehr aufzurüsten sind.

5. Zu wenig gerechnet

alex chambers 524

Die vorangegangenen Todsünden lassen sich mit einer in der Bankbranche beliebten Kennziffer subsumieren: die Cost-/Income-Ratio (CIR) oder das Kosten-/Ertragsverhältnis auf Deutsch. Diese Zahl illustriert, wie viel es einem Institut kostet, einen Franken zu verdienen.

Banken, die aufs Massengeschäft ausgerichtet sind, haben tiefe CIRs zum Beispiel von 50 Prozent; Investmentbanken hingegen mit hochbezahlten «Primadonnen» bringen es auf 90 Prozent oder gar mehr. Privatbanken wiesen vor zehn Jahren noch Werte um die 60 Prozent auf, heute sind es eher über 80 Prozent.

«Im Jahr 2007 gab es in der Schweiz kaum eine Bank mit einem Kosten-Ertrags-Verhältnis von über 80 Prozent. Zehn Jahre später war es knapp die Hälfte der Vermögensverwalter. Wir gehen davon aus, dass Ende 2021 rund 86 Prozent der Schweizer Privatbanken über dieser Marke liegen werden», so BCG-Spezialistin Zakrzewski.

  • Das ist nicht nachhaltig und ist ein Alarmsignal.

6. Anschluss verpasst

Meist haben wohlhabende Menschen ein paar Jährchen auf dem Buckel, denn nur so konnten sie ihr Vermögen bilden – sofern sie nicht geerbt haben. Und darum ist die Klientel der meisten Privatbanken relativ «alt». Die grossen Verdiener der Zukunft sind allerdings jüngere Leute.

Denn noch nie war es einfacher, in sehr kurzer Zeit sehr viel Geld zu scheffeln – der Globalisierung, dem digitalen Unternehmertum und den Krypto-Assets sei gedankt! Privatbanken, die diese Klientel erreichen wollen, müssen eine neue Sprache lernen.

  • Viele Institute haben dies unterlassen – und wissen nicht, wie sie mit den Kunden von morgen sprechen sollen. Das bringt keine Erträge.

7. Fokus verloren

Wofür steht denn letztlich eine Privatbank? Lange Zeit genügte es, im Briefkopf oder auf der Visitenkarte ein Gründungsjahr aus dem 18. oder 19. Jahrhundert vorweisen zu können und von grossen Traditionen und Werten zu schwadronieren. Doch daraus lässt sich erwiesenermassen immer weniger Kapital schlagen.

Darum gilt: Das eine tun und das andere nicht lassen. Privatbanken, die sich über all die Jahre nicht immer wieder bis zu einem gewissen Masse neu erfunden haben, stehen in Zukunft mit schlechten Karten da.

  • Im «New Normal» der Post-Covid-19-Ära zählen überlieferte Werte (Vertrauen, Qualität Zuverlässigkeit) durchaus, aber nicht nur…

Einige Hoffnungsträger dennoch

Bonhote 524

Natürlich gibt es auch positive Beispiele: Die Genfer Privatbank Lombard Odier beispielsweise hat schon früh ihre selbstentwickelte IT-Plattform G2 anderen Geldhäusern geöffnet und so ihre Ertragsbasis markant verbreitert.

Die Zürcher Privatbank Maerki Baumann wiederum erkannte vor einigen Jahren – aus purem Zufall – wie bedeutend Krypto-Assets sein könnten und baute entsprechende Kompetenzen auf. Mittlerweile gilt die Bank als wichtige Anlaufstelle für vermögende Kunden – jüngeren Alters –, die einen Teil ihres Vermögens nicht mehr ausschliesslich in klassischen Anlageinstrumenten halten möchten.

«Wir verzeichneten Anfangs mehrere Hundert Anfragen von anderen Medien, Investoren und Unternehmern – gerade auch solche jüngeren Alters. Diese Reaktion hat uns veranlasst, vertieft über das Potenzial der Blockchain-Technologie nachzudenken und eine Krypto-Strategie zu entwickeln, deren Umsetzung seit März 2019 läuft», erklärte Maerki-Baumann-CEO Stephan Zwahlen gegenüber finews.ch.

Mit Know-how positioniert

Dann gibt es eine ganze Reihe von Privatbanken, die sich an Unternehmer richten und ihnen Club-Deals oder Private-Equity-Anlagen anbieten, die wenig bis gar nicht mit der Börsenentwicklung korrelieren – auch das kann eine USP sein.

Attraktiv war in den vergangenen Jahren auch der Fokus aufs Immobiliengeschäft, wie das etwa bei der Neuenburger Bank Bonhôte (Bild oben), der Luzerner Privatbank Reichmuth oder bei Lienhardt & Partner in Zürich der Fall ist. Sie alle haben sich mit ihrem Know-how positioniert und profilieren sich seither.

  • Raum für echte Spezialisten und Kompetenz-Träger wird es damit auch in Zukunft geben. 

 

 

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