Philipp Rickenbacher geht mit der Ära Boris Collardi bei der Privatbank hart ins Gericht. Der CEO von Julius Bär will nun das «Geschäft neu erfinden» – hinzu kommen die von der Finma auferlegten Restriktionen.

Julius Bär hat in der Coronakrise dank der hohen Marktschwankungen gut verdient. Dazu kommt, dass die Privatbank unter ihrem neuen CEO Philipp Rickenbacher (Bild unten) bereits vor Ausbruch der Pandemie ein Sparprogramm mit einem Stellenabbau gestartet hat und somit nicht unmittelbar auf mögliche Ertragseinbrüche reagieren muss.

Philipp Rickenbacher 504

Doch CEO Rickenbacher treibt in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (Artikel bezahlpflichtig) anderes um: Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat julius Bär Verbote auferlegt, welche die Zürcher Bank strategisch erheblich einschränken. Grund für die Restriktionen sind die von der Finma festgestellten schweren Mängel in Bezug auf Geldwäscherei-Bekämpfung, die auf die Ära von Boris Collardi zurückgehen. Zur Strafe darf Julius Bär derzeit keine Übernahmen tätigen.

Wandel von innen

Für Rickenbacher ist die Situation schwierig. Er weiss nicht, wie lange die Finma ihre Restriktionen aufrecht erhält. Die Möglichkeit von grossen und transformativen Zukäufen für Julius Bär nun wegfällt, muss Rickenbacher den Wandel von innen angehen. Was ihm dabei vorschwebe, beantwortet Rickenbacher mit: «das Geschäft neu erfinden». Konkret wolle er die Kundenschnittstelle neu überdenken. Nicht mehr ein einzelner Kundenberater solle alles abdecken, sondern ganze Expertenteams.

Doch in Rickenbachers Aussagen steckt wenig Enthusiasmus. Vielmehr dringt eine Verstimmtheit durch über die Finma-Handschellen und vor allem über die Ursachen dieser Situation. «Es sind Fehler passiert, die rückwirkend betrachtet nicht hätten passieren dürfen», sagt Rickenbacher.

Problem der Prozesse und Kontrollen

Er vermeidet es zwar geflissentlich, direkte Kritik an seinen Vorgängern und früheren Vorgesetzten Collardi und Bernhard Hodler zu üben. Hodler war Compliance-Chef gewesen, bevor er von Collardi das CEO-Amt übernahm.

Doch konkret wird er. «Probleme entstehen dort, wo die Prozesse nicht genug robust aufgesetzt sind» sagt Rickenbacher etwa. Und: «Unsere Kontrollen haben nicht überall richtig funktioniert.»

Künftig wolle Julius Bär die richtigen Anreize setzen und vorausdenken, war regulatorische Entwicklungen betreffe. Doch vorderhand bleibt Julius Bär von den Regulatoren an Fesseln gelegt.

Nur ergänzende Übernahmen

Rickenbacher möchte zwar Übernahmen tätigen. Die Privatbank schaue sich nach potenziellen Zielen um, sagt er. Doch dürfen diese Übernahmen nur Ergänzungskäufe sein und in Märkten stattfinden, in denen Julius Bär bereits etabliert ist.

Insofern muss sich Rickenbacher auf den Wandel von innen her konzentrieren und aufs Managen von Risiken, die ihren unmittelbaren Ursprung in der Coronakrise und dem Wirtschaftseinbruch haben. Julius Bär habe den grössten Teil des Sparprogrammes für dieses Jahr bereits umgesetzt, sagt er.

Doch habe es wegen Corona auch Verzögerungen gegeben. «Ob wir nachlegen müssen, entscheiden wir, wenn wir wissen, wie sich die mittelfristigen Rahmenbedingungen entwickeln», so der Bär-CEO.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.54%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel