Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse forcieren das Privatmark-Angebot für superreiche Kunden. Doch ein Oxford-Professor sagt nun: Die Private-Equity-Branche macht vor allem sich selber reich.

Die neueste Studie von Ludovic Phalippou war schon vor ihrer Veröffentlichung Dynamit. Der an der Saïd Business School an der Universität Oxford lehrende Finanzwissenschafter und Autor hatte seine Erkenntnisse zur Privatmarkt-Investments zuvor Private-Equity-Riesen wie den US-Firmen Blackstone, KKR, Carlyle und Apollo vorgelegt.

Branchenprimus Blackstone war nach der Lektüre derart alarmiert, dass er in einer über 2'000 Worte langen Replik den Report harsch kritisierte. Unter anderem warf Blackstone Phalippou konzeptionelle und statistische Fehler vor, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Die Vorwürfe sind im Papier mit dem provokativen Titel «An Inconvenient Fact: Private Equity Returns & The Billionaire Factory» enthalten – wie auch die geharnischte Kritik der anderen Privatmarkt-Häuser.

Sieben mal mehr Private-Equity-Milliardäre

Was die Blackstone & Co die Contenance verlieren liess: Phalippou bezichtigt die Branche, statt für die Kunden vorab in die eigene Tasche zu arbeiten. Die Industrie habe seit dem Jahr 2006 geschätzte 230 Milliarden Dollar an Gebühren eingesammelt, notabene bei institutionellen Anlegern wie Pensionskassen. Am Vorsorgevermögen sei eine kleine Clique von Privatmarkt-Akteuren seither steinreich geworden.

Und wie: die Zahl der Multimilliardäre in der Private-Equity-Szene ist seit 2005 von drei auf aktuell 22 angestiegen, rechnet der Oxford-Don vor.

Noch mehr ans Eingemachte geht jedoch der zweite Vorwurf von Phalippou, der als Kenner der Szene einiges Ansehen geniesst und schon zu den einflussreichsten Branchenexponenten in Europa gerechnet wurde. Der Finanzwissenschafter sagt nämlich weiter, dass es den vier US-Grössen seit 2016 im Schnitt nicht gelungen ist, die Börsen zu schlagen.

Nur gleichauf mit den Börsen

Mit einer durchschnittlichen Jahresperformance von rund 11 Prozent lägen sie in etwa gleichauf mit kotierten Wertschriften, gegen die Private Equity im Prinzip antritt. Dabei ist zu beachten, dass die Aktienbörsen seit den Nullerjahren den längsten Bullenmarkt der jüngeren Geschichte erlebt haben und entsprechend schwer zu schlagen sind.

Dennoch versprechen die Privatmarkt-Anbieter weiterhin, abseits der Börse mehr und stabilere Renditen für die Investoren zu holen.

Dieses Versprechen wird seit der Publikation von Phalippous Studie auch in den Sozialen Medien heftig debattiert. Die Finanzindustrie muss sich nun wohl auf eine Kontroverse um einen ihrer wenigen Boom-Märkte gefasst machen.

Ist das Modell kaputt?

Weil Privatmarkt-Anlagen im Tiefzinsumfeld mit einem Quäntchen mehr Rendite locken, sind auch die Schweizer Grossbanken dazu übergegangen, das Thema gegenüber ihrer superreichen Kundschaft entsprechend zu pushen. Dazu arbeiten bei der UBS wie auch bei der Credit Suisse (CS) Investmentbanker und Private Banker zusammen, um die Investments aufzugleisen. Zuletzt forcierte UBS-Manager Iqbal Khan die Thematik in seinem Wirkungsbereich, wie auch finews.ch berichtete.

Glaubt man Branchenkenner Phalippou, wird da ein im Grunde wertloses Angebot auf den Sockel gestellt. «Es ist schwierig einzusehen, warum das Private-Equity-Modell funktionieren sollte – bedenkt man, wie teuer es ist», resümiert er.