Die Tech-Riesen sind schon lange die Angstgegner der Finanzindustrie. Einer neuen Studie zufolge werden sie nun innert weniger Jahre die Königsdisziplin des Swiss Banking aufmischen.

Die amerikanischen Technologie-Konzerne Amazon, Google und Microsoft bauen an der Infrastruktur, die es für die digitale Vermögensverwaltung braucht. Dies beobachtet die Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) in einem neuen Report.

Amazon und das chinesisches Pendant, die Online-Handelsplattform Alibaba, bieten bereits Retail-Finanzprodukte an. Damit sei es nur noch eine Frage von wenigen Jahren, bis sie die Stufe zu komplexeren Vermögensverwaltungs-Angeboten erklimmen, so die Studie, aus der die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) zitierte.

Zuerst Asien, dann die USA

Über dieses «Herauffressen» hat finews.ch bereits berichtet; wache Köpfe am Schweizer Finanzplatz weisen schon seit Monaten auf diese neue Herausforderung für die alteingesessenen Häuser hin. Als erstes könnten sich Amazon & Co mit ihrem Angebot die grosse Schicht der vermögenden Kunden (Affluents) erreichen – und sich danach an die Millionäre herantasten.

Mit der BCG-Studie dürfte dieser Gedanke nun ein breites Publikum gewinnen. Denn der Beraterin vertrauen die Vermögensverwalter: Der jährliche Global Wealth Report findet auch im Swiss Banking jeweils starke Beachtung. Die Berechnungen der Firma für den Schweizer Finanzplatz gelten als Grundlage fürs Lobbying und die Standortpolitik.

Laut dem Papier hat die Kletterpartie der Tech-Giganten in China bereits begonnen; die USA, der grösste Vermögensverwaltungs-Markt der Welt, kommen als nächstes an die Reihe. Europa soll hingegen schwieriger zu knacken sein. Was aber laut den Beratern mehr mit dem fragmentierten Markt als mit der Qualität der heimischen Privatbanken zu tun hat.

Kuchen wächst, aber nicht alle essen mit

Die Studie geht zwar von weltweit wachsenden Privatvermögen aus – bis 2022 soll trotz Coronakrise ein Volumen von 237'000 Milliarden Dollar erreicht sein. Von da an könnten die Vermögen bis 2024 mit durchschnittlich 4,5 Prozent pro Jahr zulegen.

Dennoch zeichnet sich, findet, BCG, eine vestärkte Konsolidierung ab. Gewinner sind neben den Tech-Riesen die grossen Privatbanken, die ihre Marktmacht in die Waagschale werfen können. In der Nische überleben zudem Boutiquen, während das Mittelfeld wohl zerrieben wird.

Retailbanken auf dem Vormarsch

Interessanterweise sehen die Berater auch mehr Konkurrenz vonseiten der Retailbanken. Die würden mit digitalen Lösungen ebenfalls stärker Richtung Private Banking vordringen. In der Schweiz machen dies die jüngsten Ankündigung der Grossbanken Raiffeisen und Postfinance augenscheinlich.

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