Mit seinem Wunsch eines Mega-Mergers hat UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber einen 180-Grad-Wandel vollzogen. Die Gründe dafür sind etwas klarer als die Chancen realistisch, dass die UBS ein europäischer Champion wird.

Wer seine Meinung nicht anpasst, wenn sich die Tatsachen verändert haben, erweist sich als intellektuell nicht sonderlich beweglich. Bei Axel Weber ist dies sicherlich nicht der Fall.

Der UBS-Verwaltungsratspräsident strebt mit der grössten Schweizer Bank eine Fusion mit einem anderen führenden europäischen Finanzinstitut an. Dies haben Medien in den letzten Tagen mehrfach berichtet.

Unmögliche Kehrtwende

Weber hat seine Meinung zu Fusionen demnach gewandelt: Noch vor fünf Jahren hielt der 63-Jährige einen Zusammenschluss von grösseren Banken für «mehr oder weniger unmöglich». Vergangenes Jahr klang Weber dann plötzlich anders: Europa benötige Champions-Banken, die es vom Volumen her mit einer der US-Grossbanken aufnehmen können.

Dabei meinte er aber die UBS, die er seit dem Jahr 2012 präsidiert, explizit nicht. Eine Grossübernahme oder Fusion würde die UBS auf Jahre hinweg lähmen. «Bevor wir rennen wollen, müssen wir sicher laufen können», sagte er noch Anfang 2019 in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» (bezahlpflichtig). 

Nun noch eine Kehrtwende: Weber soll mit der UBS im Übernahmemodus sein. Seine Amtszeit als Präsident läuft in zwei Jahren ab.

Europäischer Champion – ausgerechnet ein Schweizer

Den Rang des europäischen Champions, von dem nicht nur der frühere Chef der deutschen Bundesbank träumt, soll ausgerechnet ein Schweizer Institut einnehmen. Die Deutsche Bank würde er gerne übernehmen, auch eine Commerzbank soll in Frage kommen, in Frankreich eine BNP Paribas oder in Grossbritannien Barclays oder die Lloyds Bank – oder doch die Credit Suisse?

Mit solchen Vorhaben ist der Wandel des gerne in grösseren Zusammenhängen denkenden Zentralbankers perfekt. Während seiner gesamten bisherigen Amtszeit war Weber ein Verfechter der risikoarmen Strategie der UBS gewesen.

Nun will er das immense Risiko einer Grossfusion eingehen? Man kann nur mutmassen, welche Fakten sich für Weber geändert haben, dass er seine Meinung fundamental geändert hat.

Aussicht auf europäische Bankenunion

Möglicherweise liess sich Weber von Beratern, die solch «grossen Würfe» im Zwei-Jahres-Rhythmus vortragen, endlich überzeugen. Die UBS gab Milliardensummen für ihre sehr grosszügig dimensionierten Plattformen aus und mit ihrem Volumen und organischem Wachstum allein kann sie die Skaleneffekte nicht erzielen. Möglicherweise sind die mittelfristigen Prognosen für die UBS dermassen schlecht, dass nur die Flucht nach vorne die Schweizer Grossbank vor dem Absinken in die Bedeutungslosigkeit zu retten verspricht.

Vielleicht sieht Weber auch in der im Juli begonnenen EU-Ratspräsidentschaft durch Deutschland die grosse Chance für den Durchbruch einer europäischen Bankenunion. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz hat das Thema ganz oben platziert.

Eine funktionierende Bankenunion gilt als Voraussetzung für eine Bankenkonsolidierung in Europa, da dann gemeinsame Finanzmarktrichtlinien und Regelungen zur Bankenabwicklung herrschen. Die Ironie: Bislang waren es in erster Linie die im deutschen Binnenmarkt tätigen Banken, die sich gegen eine europäische Einlagensicherung gesträubt haben. Im vergangenen Juli hatte das deutsche Bundesverfassungsgericht aber entsprechende Beschwerden gegen eine Bankenunion abgewiesen.

Es ist Bewegung drin

Dass Bewegung in die Bankenlandschaft gekommen ist, zeigen Italien und Spanien mit den Fusionen Intesa Sanpaolo-UBI Banca, Santander-Banca Popular und jüngst Caixabank-Bankia – womöglich haben auch diese Transaktionen einen Eindruck bei Weber hinterlassen.

Dass die Vision Webers an die Öffentlichkeit gelangt ist, ist mehr als eine Kommunikationspanne – eine weitere nachdem er sich vor zwei Jahren sehr früh zur Nachfolge von CEO Sergio Ermotti geäussert hatte. Denn die Fusions- und Übernahmepläne scheinen unausgegoren und sind mit wenig Begeisterung aufgenommen worden sind.

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