Die UBS befindet sich im Heimmarkt – im Gegensatz zur Credit Suisse – im schleichenden Niedergang. Dieser hat sich 2020 akzentuiert. Initiativen im Hypotheken-Bereich werden das Blatt nicht wenden. Das muss der neue CEO Ralph Hamers tun.

Zum wiederholten Male ist das Schweiz-Geschäft der UBS in einem Quartalsresultat abgefallen. Es ist ein schleichender Niedergang. Die Einheit Personal & Corporate Banking, welche im wesentlichen das Schweizer Retail- und Firmenkundengeschäft beinhaltet, verliert in der Tendenz an Gewinnkraft.

Im Jahr 2017 erzielte das Geschäft unter ihrem Chef Axel Lehmann noch einen Vorsteuergewinn von 1,7 Milliarden Franken. 2019 waren es gut 1,4 Milliarden Franken. Die Bilanz nach drei Quartalen im laufenden Jahr: Ein Vorsteuergewinn von noch 856 Millionen Franken.

Grösseres Problem wird verschleiert

Das ist mager, auch angesichts der speziellen Situation im von der Corona-Pandemie geprägten Geschäftsjahr. Die UBS weist – neben Wertberichtigungen – auf coronabedingte geringere Einnahmen im Kreditkartengeschäft und bei den Devisengebühren hin.

Doch verschleiert die Grossbank ein grösseres Problem: Der UBS fehlt es in der Schweiz an Dynamik, an neuen Ideen und vor allem an einer scharfen Reaktion auf die zunehmende Konkurrenz der Challengerbanken wie Revolut und N26.

Gratis-Angebote fressen Erträge weg

Deren Gratis- und Günstig-Angebote für Retailkunden fressen in die Erträge der UBS. Einen Gegenangriff hat die grösste Schweizer Bank bislang vermissen lassen. Ihre digitalen Initiativen im Hypothekargeschäft sowie Vertriebskooperationen mit Versicherern haben noch kaum sichtbare Ergebnisse gezeigt.

Der scheidende CEO Sergio Ermotti wird sich die Kritik gefallen lassen müssen, dem Schweiz-Geschäft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Dabei ist der Schweiz-Verantwortliche Lehmann von Ermotti installiert worden. Aus bis heute schwer nachvollziehbaren Gründen hatte der CEO im Jahr 2016 Lehmann aus dem UBS-Verwaltungsrat «reaktiviert», zunächst zum COO und knapp zwei Jahre später zum Schweiz-Chef ernannt.

Anders die Credit Suisse

Die Kritik an der Entwicklung im Schweizer Heimmarkt müssen sich Ermotti und Lehmann insbesondere im Lichte der Entwicklung der Rivalin Credit Suisse (CS) gefallen lassen. Die beiden Geschäftseinheiten sind aufgrund leicht unterschiedlicher Ertragsstrukturen (die CS bucht in ihrem Schweiz-Geschäft auch einen erheblichen Teil ihrer Erträge aus dem Vermögensverwaltung) nicht eins zu eins vergleichbar.

Doch während bei der UBS die Gewinnkurve talwärts tendiert, steigt sie bei der CS Schweiz seit dem Jahr 2016 kontinuierlich an. Die CS schraubt konsequenter an der betrieblichen Effizienz, die Cost-Income-Ratio sinkt damit in die Nähe der Marke von 50 Prozent. Ihr gelingt es auch, die Erträge laufend zu steigern.

Gegenstrategie zu den Challengerbanken

Auch punkto Gegenstrategie zu den Challengerbanken in der Schweiz hat die CS einen grossen Vorsprung: Mit ihrem Vorstoss ins Smartphone-Banking und den sogenannten CSX-Angeboten will die CS die gefährlich werdende Konkurrenz von Revolut etc. mit ihren eigenen Waffen schlagen. CSX nimmt die Grossbank kommende Woche in ihr Angebot auf. Sie geht dabei bewusst das Risiko der Kannibalisierung ihres angestammten Retailgeschäftes mit den Bonviva-Angeboten in Kauf.

Das ist ein Schritt innerhalb der gesamten Transformation, vor dem sich die UBS bislang noch gescheut hat. Doch das dürfte sich unter dem neuen CEO Ralph Hamers ändern: Der Niederländer hat schon bei ING konsequent auf digitales und mobiles «Direct Banking» gesetzt und sich damit den internationalen Ruf eines Bankers geschaffen, der eine Transformation erfolgreich umgesetzt hat.

Hamers ist zu diesem Zweck von UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber geholt worden. Wo der 53-Jährige als erstes in der Grossbank ansetzen wird, ist angesichts der Entwicklung in seiner Domäne, dem Retailgeschäft, kein grosses Fragezeichen mehr.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.94%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel