Die Interessen der Schweizer Banken driften in fundamentalen Fragen weit auseinander. Grosse Egos wirken dabei als Katalysatoren, wie finews.ch aufzeigt.

1. Die Bankiervereinigung «vereint» auseinander driftende Welten

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Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) vertritt eine Epoche, die zunehmend der Vergangenheit angehört. Das Banking vollzieht einen fundamentalen strukturellen Wandel, in dem Rahmenbedingungen, Geschäftsmodelle und Interessen auseinanderdriften – und im hiesigen Markt die Verteilkämpfe schärfer geworden sind.

Die Schweiz mit ihrer fragmentierten Bankenlandschaft, in der zwei internationale Grossbanken (UBS und Credit Suisse), eine Reihe von global tätigen Privatbanken, Kantonalbanken mit Staatsgarantie, Regionalbanken, Auslandsbanken – und die Raiffeisen Banken ihre partikulären Interessen nicht mehr vertreten sehen, ist ein Spiegel dieses Wandels.

2. Guy Lachappelle – der «Grassroots»-Banker

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Die Kraft hinter dem Austritt von Raiffeisen ist Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle. Seit er bei der Genossenschaftsgruppe das Zepter übernommen hat, ist es ihm gelungen, die verschiedenen ländlichen Bankinstitute unter dem Raiffeisen-Dach wieder zu vereinen.

finews.ch weiss von Insidern, dass Lachappelle mit UBS-Präsident Axel Weber mehrfach aneinander geraten ist. Dem Raiffeisen-Präsidenten stösst das dominante Verhalten der Grossbanker in der Bankiervereinigung auf, die Millionensaläre kassieren und verteilen, während ihre Institute zunehmend strategische Schwierigkeiten bekunden und weiterhin in internationale Finanzskandale verwickelt sind.

3. Grossbanken bestimmen das regulatorische Umfeld

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Auch wenn die regulatorischen Bestimmungen durch das «Kleinbankenregime» aufgeweicht wurden: Den Inlandbanken stösst sauer auf, dass es im Prinzip die Probleme der auf den internationalen Finanzmärkten Kasino spielenden Grossbanken wie UBS und Credit Suisse (CS) sind, die eine Regulierungswelle ausgelöst haben, die auch die Inland- und Regionalbanken erfasste.

Ein Insider sagte zu finews.ch, die Inlandbanker seien das anhaltende Klagen über das regulatorische Korsett und die Kapitalanforderungen aus den Teppichetagen der UBS und CS leid. Für Frust sorgt auch, dass die Schweizer Banken enorme Kosten für die Übernahme der Mifid-II-Regulierung gestemmt haben – aber die grosse Mehrheit der Institute weiterhin keinen freien Marktzugang zur EU hat.

4. Wo bleibt das Agenda-Setting?

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Die Finanzbranche durchlebt epochale Veränderungen. Umso mehr ist eine Analyse und Beurteilung der wichtigsten Ereignisse nötig, woraus sich die zentralen Themen ableiten lassen. In der Vergangenheit waren dies beispielsweise der Automatische Informationsaustausch (AIA), die internationale Zusammenarbeit mit anderen Lobbyorganisationen oder die Forderung nach einer Abschaffung der Stempelsteuer.

In den letzten drei Jahren hat es die SBVg (im Bild: Verwaltungsrat) versäumt, ein neues «Agenda-Setting» vorzulegen. Zwar schwirren Themen wie Digitalisierung, Ausbildung oder Nachhaltigkeit durch den Raum. Doch ein klares Eintreten und Lobbying für diese Anliegen ist bis heute nicht wirklich spürbar. Eher ruht sich die SBVg auf Reputationsumfragen, Statistiken oder politischen Forderungen aus, die eher reaktiver Natur sind. Dass die SBVg aus einer Position der Stärke agieren könnte und sollte, spürt man zu wenig. Das goutieren die Raiffeisen-Banker nicht.  

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