Hester Peirce ist Kommissärin jener US-Börsenaufsicht, welche die Credit Suisse in der Mosambik-Affäre mit Hunderten Millionen Dollar büsste. Doch nun kritisiert Finanzexpertin das Vorgehen der eigenen Behörde.

Hester Peirce liebt Nutella, und sie ist seit ihrer Studentenzeit, als sie die Schweiz bereiste, ein bekennender Fan des Landes. Dieses hat sie in ihrer jetzigen Funktion als Commissioner der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC seither wieder besucht: Peirce ist eine Vorkämpferin für die Blockchain-Finanz und als solche im Zuger «Crypto Valley» ein gern gesehener Gast.

Nicht gerade Sympathien, aber doch einiges Verständnis zeigt Peirce nun auch für die Grossbank, welche die Schweiz im Namen trägt: die Credit Suisse (CS). Wie auch finews.ch berichtete, haben das amerikanische Justizministerium (Department of Justice DOJ) und die SEC das Institut in der Mosambik-Affäre zu einer Strafzahlung von 275 Millionen Dollar verdonnert und dem Unternehmen zahlreiche Auflagen gemacht.

Automatisch disqualifiziert

Die Millionen-Überweisung an die US-Behörden schmerzt. Aber andere Aspekte der Einigung, die am vergangenen Dienstagabend bekannt wurde, wiegen für die Grossbank noch weit schwerer: Die Bankentochter Credit Suisse Securities (Europe) in Grossbritannien, kurz CSSEL, welche die heiklen Mosambik-Bonds abwickelte, musste sich in einem Fall zum Verstoss gegen das US-Bundesgesetz zu Überweisungsbetrug schuldig bekennen.

Damit ist diese Tochter de facto eine kriminelle Organisation, was automatisch die sogenannte Section 9 (a) des Investment Company Act auslöst: In den USA dürfen etwa Pensionskassen keine Geschäfte mit derart klassierten Firmen mehr tätigen.

Fonds geschädigt

Wie der Bankenkonzern selber, profitiert die CSSEL von einem dreijährigen Strafaufschub. Ansonsten wäre die Gesellschaft aus dem Geschäft gefallen – und mit ihr andere Tochterfirmen und Einheiten, die mit der CSSEL geschäften.

Mit höchst unangenehmen Folgen für die diversen Firmen, die wiederum Dienste von diesen Einheiten beziehen: Die CS-Einheiten hätten in den Staaten an die 60 Fonds nicht mehr bedienen können. Das setzt bei diesen Profiinvestoren und Pensionskassen wiederum umfangreiche Ablösemassnahmen in Gang, die sich zu Ungunsten des Vermögens auswirken können.

Genau darauf weist Peirce nun in einer öffentlichen Wortmeldung zur Einigung hin. «Die Disqualifikation hätte die Fonds und deren Anteilseigner geschädigt». Sie begrüsst deshalb, dass die SEC Schritte eingeleitet hat, um die mit der CSSEL verbundenen Einheiten von den zahlreichen Weisungen, welche die Einigung der CS-Tochter auferlegt, zu befreien.

Hingegen kritisiert sie, dass die neuen Reportingpflichten über die Korrekturmassnahmen, welche der CS auferlegt wurden, den mit CSSEL verbundenen Einheiten, die sich auch nichts zuschulden haben kommen lassen, kaum nützten.

Unnötiger Druck auf Compliance-Verantwortliche

Ebenfalls bricht Peirce eine Lanze für die Compliance-Chefs (CCO) der betroffenen Unternehmen, im Fall der CS den vergangenen September frisch ins Amt berufene Rafael Lopez Lorenzo. Es erfülle sie mit Sorge, schreibt die Kommissärin, dass Compliance-Chefs gehalten seien, die Befolgung der in der Einigung beschlossenen Vorkehrungen zu zertifizieren und mit ihrem Namen für deren Einhaltung zu bürgen. Dies sorge für unnötigen Druck auf die Compliance-Verantwortlichen und Ängste, persönlich für Verfehlungen des Unternehmens zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Gegen die Bedingungen aufmucken, gibt Peirce zu bedenken, werde bei der Bank aber wohl niemand. Wer um Aufschub vor Strafverfolgung ersuche, habe keine Wahl, als alle Forderungen der SEC anzunehmen.

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