Die Credit Suisse hat im Fall Mosambik mit mächtigen Behörden eine teure Einigung erzielt. Doch der definitive Strich unter die vertrackte Affäre ist dies noch längst nicht.

Exakt 475 Millionen Dollar: so viel zahlt die Credit Suisse (CS) in die Einigung mit dem amerikanischen Justizministerium (Department of Justice DOJ), der US-Börsenaufsicht SEC und der britischen Finanzaufsicht FCA in der Mosambik-Affäre.

Rund 230 Millionen Dollar davon werden direkt dem dritten Quartal 2021 belastet, wie die Schweizer Grossbank mitteilte. Hinzu kommen 200 Millionen Dollar an Schulden, welche die CS auf Geheiss der Behörden Mosambik erlassen muss.

Unter scharfer Beobachtung

Doch der definitive Strich unter den Finanzskandal um das bitterarme ostafrikanischen Land ist dies fürs Schweizer Institut noch lange nicht, obschon dies die Bank am (gestrigen) Dienstagabend so darzustellen suchte. DOJ und SEC haben der CS einen Aufschub der Strafverfolgung (DPA) auf drei Jahre hinaus gewährt. Während dieser Zeit steht die Bank unter scharfer Beobachtung der Amerikaner. Diese «Bewährungsfrist» ist zudem länger als gewohnt, beim DPA gegenüber anderen Schweizer Banken waren die Fristen meist auf zwei Jahre angesetzt.

In der Schweiz hat derweil die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) angekündigt, die Umsetzung die Verbesserungs-Massnahmen bei der Grossbank sowie deren Wirksamkeit von einem unabhängigen Dritten prüfen zu lassen.

Heikles Schuldeingeständnis

Schwer wiegt für das Geldhaus zudem, dass es seine britische Einheit Credit Suisse Securities (Europe) in Grossbritannien, welche die Mosambik-Bonds abwickelte, in einem Fall zum Verstoss gegen das US-Bundesgesetz zu Überweisungsbetrug schuldig bekennen musste. Wie Kenner der Compliance-Szene berichten, könnte dies diverse Komplikationen für das künftige Kapitalmarkt-Geschäft in den USA nach sich ziehen und zudem Zivilklagen Tor und Tür öffnen.

Auf Anfrage wollte sich die CS dazu nicht äussern; im Umfeld der Bank gibt man sich zuversichtlich, den Streit mit den Behörden dank der Einigung zum Abschluss gebracht zu haben. Allerdings wird auch an diesen Stellen nicht ausgeschlossen, dass der Fall Mosambik ein weiteres zivilrechtliches Nachspiel haben könnte. Wenn von strafrechtlicher Seite Gefahren drohen würden, müsste dies der Bericht zum dritten Quartal vom 4. November zeigen.

FBI ermittelt seit vier Jahren

Wie das DOJ in seiner Mitteilung zur Einigung festhält, gehen die strafrechtlich relevanten Ermittlungen des FBI in dem Fallkomplex weiter. Die US-Bundespolizei untersucht seit 2017 die Korruptionsvorwürfe in der Causa; die CS hatte in den Jahren 2012 und 2013 Kredite und Anleiheverkäufe für Mosambik in der Höhe von über 2 Milliarden Dollar organisiert. Die Gelder sollten für eine Flotte zum Thunfischfang, Patrouillenboote und eine Werft dienen, sie wurden aber mutmasslich veruntreut – weshalb die Affäre auch als «Thunfisch-Bond-Skandal» in die Finanzgeschichte eingegangen ist.

Die Kredite platzten später, und mehrere Hundert Millionen Dollar verschwanden.

Fatal erwies sich für Mosambik, dass die Anleihen gegenüber anderen Gläubigern und dem Internationalen Währungsfonds (IMF) nicht offengelegt worden waren. Dies führte dazu, dass der IMF und andere Geldgeber das ostafrikanische Land nicht mehr unterstützten. Auch deswegen konnte Mosambik 2018 seine ausstehenden Schulden nicht mehr bedienen und wurde damit zahlungsunfähig. So gesehen könnte auch der Internationale Währungsfonds noch Forderungen anmelden, mahnen Kenner der Materie.

Prozess im Herbst 2023

Bereits 2019 hatte der mosambikanische Generalstaatsanwalt am Commercial Court in London eine Klage eingereicht, in der neben einem Kriegsschiff-Hersteller aus Abu Dhabi und einer mit diesem verbundenen Kontaktfirma die CS sowie drei ehemalige CS-Banker genannt wurden. Die CS sah sich von ihren Ex-Angestellten hinters Licht geführt und machte in einer Anfang 2020 am High Court in London eingereichten Gegenklage gegen Mosambik auch Schadenersatz wegen vom Land verletzten Garantien geltend.

Schon terminlich festgelegt ist eine weitere Ziviklage in London: Investoren, die für rund 622 Millionen Dollar «Thunfisch-Bonds» gekauft hatten, reichten diese Ende 2020 am High Court ein. Zu den Anleihen-Gläubigern zählen etwa die Banco Comercial Portugues und die United Bank for Africa. Im Prozess, der im September 2023 angesetzt ist und der 13 Wochen dauern soll, ist neben der CS auch Mosambik angeklagt.

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