Um die immer höheren Regulierungsanforderungen zu erfüllen, müssen die Banken auch immer mehr Geld aufwenden. Trotz der hohen Kosten würden Kriminelle aber kaum daran gehindert, Geld zu bewegen, gab nun der Chef einer grossen skandinavischen Bank zu bedenken.

Johan Torgeby, Chief Executive Officer (CEO) der schwedischen Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) hat Zweifel an der Effektivität bei der Bekämpfung der Geldwäsche geäussert. Die Banken würden jedes Jahr Milliarden für Anti-Geldwäsche-Vorschriften und deren Einhaltung ausgeben. Sie würden aber wenig erreichen, um Kriminelle daran zu hindern, Geld im Finanzsystem zu bewegen, sagte der Chef eines der grössten schwedischen Kreditinstitute gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Dienstag.

Seine Bank habe in den vergangenen fünf Jahren mehr Zeit für die Bekämpfung der Geldwäsche aufgewendet als für alles andere, nachdem sie wie viele andere skandinavischen Kreditinstitute mit Problemen in der baltischen Region konfrontiert gewesen war.

Die SEB beschäftige inzwischen tausende Mitarbeiter im Bereich Compliance und stelle ihren Kunden «eine Unmenge von Fragen». Es sei aber auch wichtig zu fragen, ob die Vorschriften zweckmässig seien, so Torgeby weiter.

Regulierungs-Tsunami

Die Motivation für den Regulierungs-Tsunami sei, es den Kriminellen zu erschweren, Banken auszubeuten. «Wir geben Dutzende von Milliarden für die Finanzindustrie aus, und die Ergebnisse sind ziemlich dürftig», fügte er hinzu.

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(SEB-CEO Johan Torgeby)

Der SEB-Chef verwies dabei auf Aussagen des ehemaligen Leiters der europäischen Strafverfolgungsbehörde Europol, Rob Wainwright. «Die Banken geben 20 Milliarden Dollar pro Jahr für die Einhaltung von Vorschriften aus ... und wir beschlagnahmen jedes Jahr 1 Prozent der krimilellen Vermögenswerte in Europa», hatte Wainwright 2018 gegenüber Politico gesagt.

Die schwedische Bank wurde im vergangenen Jahr von den schwedischen Aufsichtsbehörden wegen unzureichender Kontrollen zur Bekämpfung der Geldwäscherei in ihren baltischen Niederlassungen mit einer Geldstrafe von 1 Milliarde Schwedischen Kronen belegt, umgerechnet rund 110 Millionen Dollar. Auch gegen die Danske Bank und die Swedbank wird wegen Schwarzgeldströmen ermittelt.

Auswirkungen analysieren

Torgeby sagte, er unterstütze die verstärkte Regulierung der Banken nach der Finanzkrise. Der Manager sagte aber, es sei notwendig, «ein wenig innezuhalten und die Auswirkungen zu analysieren», da die Bürokratie exponentiell zunehme.

Es gebe zwei Möglichkeiten, die neuen Vorschriften zu betrachten. «Erstens: Befolgen Sie die Vorschriften? Man kann mit einer Geldstrafe belegt, kritisiert oder sanktioniert werden. Das schafft fast ein angstgetriebenes Umfeld; es ist die Angst, nicht regelkonform zu sein (…). Die andere Frage ist: Haben wir in den letzten 10 Jahren mehr Kriminelle aufgehalten.» Seiner Meinung nach sind die Belege für Letzteres dürftig.

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