Gerade ein Jahr ist der frühere UBS-Investmentbanker Andrea Orcel CEO der Unicredit. Dass die italienische Grossbank Übernahmehunger hat, ist bekannt. Nun zeichnet sich möglicherweise ein erster grosser Deal ab.

Der italienische Bankensektor steckt mitten in einer tiefgreifenden Konsolidierung. Laut Medienberichten bahnt sich nun der nächste grosse Schritt an. Wie etwa das deutsche «Handelsblatt» berichtet, verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die Unicredit, die Nummer zwei im italienischen Markt, ein Auge auf die im Norden des Landes beheimatete Banco BMP geworfen habe.

Die BMP war 2017 aus der Fusion der Banca Popolare di Milano (BPM) aus Mailand mit der Banco Popolare aus Verona entstanden und ist in der Lombardei entsprechend stark vertreten. Dies ist eine Region, die von der Unicredit eher dünn besetzt ist.

Die Bank BPM, die aufgrund ihrer Bilanzsumme von rund 200 Milliarden Euro die Nummer drei in Italien ist, steht gut da und hat 2021 ein Rekordjahr verbucht. Den Nettogewinn hat sie auf 710 Millionen Euro mehr als verdoppelt, die Erträge gesteigert und die Verbindlichkeiten verringert.

BPM-Aktie mit Kurssprung

Die Gerüchte um ein Interesse der Unicredit an BPM hatten den Aktienkurs der Bank in der vergangenen Woche bereits sprunghaft steigen lassen. Von rund 2.50 Euro Anfang Februar 2022 ging es zuletzt im Hoch bis auf 3.76 Euro.

Laut der Agentur «Reuters» hat es bis vergangene Woche jedoch kein Angebot gegeben. Von Seiten der Unicredit hiess es, man «erwäge Optionen», die mit dem Geschäftsplan übereinstimmen würden.

Die Bank will sich nach Aussagen von Andrea Orcel im Heimatmarkt verstärken. Zuletzt hatte der CEO in einem Interview aber auch betont, man werde nur zugreifen, wenn es strategisch Sinn mache und eine Akquisition nicht die überigen Geschäftsziele in Gefahr bringe. Der gewohnte CEO-Sprech also.

Strategisch sinnvoll

Laut Analysten wäre der Kauf der BPM aufgrund der geografischen Komplementarität strategisch eine sinnvolle Transaktion, die sich auch positiv auf die Unicredit-Aktie auswirken würde. Sollte die Akquisition Realität werden, würde es die Unicredit auf Platz eins im italienischen Markt schaffen und würde an der Lokalkonkurrentin Intesa Sanpaolo vorbeiziehen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte es Überlegungen gegeben, Teile der angeschlagenen Monte die Paschi die Siena (MPS) zu übernehmen. Dass war aber an der Weigerung des Staates gescheitert, sich an einer geforderten Kapitalerhöhung zu beteiligen. Nicht zuletzt hatte Orcels Vorgänger Jean Pierre Mustier den Deal energisch bekämpft, was im Dezember 2020 zum Zerwürfnis mit dem Verwaltungsrat und Mustiers Abgang bei Unicredit geführt hatte.

Zu beschäftigt für die Credit Suisse?

Bereits im Januar 2021 übernahm der gebürtige Italiener Orcel beim Institut die Zügel und konnte endlich die Rolle des CEO antreten, mit der er einst als Investmentbank-Chef bei der Schweizer UBS geliebäugelt hatte – und die ihm bei der spanischen Bank Santander verwehrt worden war.

Kann er nun seine erste grosse Übernahme am neuen Ort einfädeln, dürfte dies den umtriebigen Manager für eine Weile beschäftigen. Das ist möglicherweise für eine weitere Schweizer Bank bedeutsam: Unicredit wurde am Markt auch schon als Käuferin der Credit Suisse gehandelt – finews.ch hat ein entsprechendes Szenario durchgerechnet und durchaus Stimmiges gefunden.

 

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