Der amerikanische Börsenguru hat schon einmal einen taumelnden Schweizer Finanzkonzern stabilisiert. Nun erinnert man sich wieder an Warren Buffett. Entscheidend für die Credit Suisse werden aber wohl andere Geldgeber sein.

Die angelsächsischen Medien arbeiten sich an der Credit Suisse (CS) ab. Nachdem die britische «Financial Times» die Blaupause für die Aufteilung der CS-Investmentbank zeichnete und die Agentur «Reuters» von Gesprächen zu einer Kapitalerhöhung wissen wollte, bringt die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) in einem Kommentar zur Schweizer Grossbank die Börsenlegende Warren Buffett ins Spiel.

Es gebe zwei Wege, die CS zu stabilisieren, weiss die Agentur. Schnell und teuer – oder langsam und teuer. Letztere Variante würde beinhalten, dass sich das Geldhaus auf einen «Weissen Ritter» stützt, der gegen eine stattliche Verzinsung dringend notwendiges Kapital einschiesst. Berechnungen von Beobachtern zufolge fehlen der Bank mittlerweile 4 Milliarden Franken, um das Geschäft zu reformieren und die Kapitalbasis zu erhöhen.

CS-Aktie wäre ein Schnäppchen

Nur schon Gerüchte über eine Kapitalerhöhung haben jedoch den CS-Aktienkurs in den vergangen Tagen zweitweilig auf fast 4 Franken abstürzen lassen.

Tatsächlich hatte auch schon die Schweizer «SonntagsZeitung» (Artikel bezahlpflichtig) kolportiert, dass ein Finanzinvestor in grossem Stil bei der CS einsteigen könnte. Die Aktie handelt derzeit zu einem Viertel des Buchwerts, wäre also ein Schnäppchen. Doch die unüberschaubaren Baustellen innerhalb der Gruppe haben Investoren bisher vor grösseren Aktionen beim Schweizer Institut zurückschrecken lassen. Warum sollte nun also Buffett, das 91-jährige «Orakel von Omaha», gerade jetzt zugreifen?

Mehr als 100 Milliarden Dollar auf der hohen Kante

Aus Sicht der Medien qualifiziert ihn, dass er im Zuge der Finanzkrise von 2008 bei kriselnden Finanzkonzernen eingestiegen ist – bei der US-Bank Goldman Sachs, aber auch bei Swiss Re. Im März 2009 war der grösste Schweizer Rückversicherer nach Fehlspekulationen mit Kreditderivaten dermassen in Schieflage geraten, dass Buffett mit eine Kapitalspritze von rund 3 Milliarden Franken in Form von Wandelanleihen einspringen musste. Der Deal sicherte dem Star-Investor 3 Prozent am Rückversicherer und hohe Zinsen auf dem Kapital. Ein Deal, ob dem Buffett damals «delighted» war – wenigstens anfänglich.

Nach letzten Berichten verfügt Buffetts Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway über eine «Kriegskasse» von mehr als 100 Milliarden Dollar. Das ist mehr als das Achtfache der CS-Börsenkapitalisierung.

Kein grosser Bankenfreund

Allerdings müsste die CS mit Zinszahlungen von mehr als 10 Prozent rechnen in der Hoffnung, dass die Geldspritze die Kurserosion zu stoppen vermag. Ebenfalls wäre unklar, wie stark ein Finanzinvestor beim Turnaround der Bank mitreden möchte. Private-Equity-Firmen sind in der Regel stolz darauf, im Management ihrer Investmentfirmen gleich selber anzupacken. CS-CEO Körner und Konsortien würden damit unter nochmals  schwierigeren Bedingungen arbeiten.

Von Buffett im Speziellen weiss man schliesslich, dass er sich als Investor bisher höchstens für amerikanische Banken interessiert hat und der Branche gegenüber eher kritisch eingestellt ist. Dass er sich als Weisser Ritter aufs Ross schwingt, ist von ihm eher nicht zu erwarten.

Doch eher nach Nahost?

Naheliegender wäre eher, dass die Grossbank nochmals auf die Ankeraktionäre in Nahost zurückkommt. Dieses sind der CS schon nach der Finanzkrise mit Pflichtwandelanleihen beigesprungen und wurden dafür fürstlich entlohnt. Trotz stetiger Kursverluste haben sie der Bank seither weiter die Stange gehalten und sogar die Kapitalerhöhung nach dem Archegos-Debakel vom Frühling 2021 mit gestemmt.

Weiterhin verfügt die Bank mit Michael Klein über einen Verwaltungsrat, dessen Beziehungen in der an Petrodollar reichen Region schon fast legendär sind, während die CS die Geschäftsbeziehungen zum Emirat Katar zuletzt noch vertieft hat. Doch über die Treue der Katari kann ebenfalls nur spekuliert werden. Im Gegensatz zu angelsächsischen Medien schweigen sie über die CS.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.29%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.36%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.34%
pixel