Die Schweizer Grossbank sorgt in Analystenkreisen für viel Aufregung. Eine grosse Ratingagentur rechnet für die zweite Jahreshälfte mit weiteren Verlusten. Dagegen meint die grösste US-Bank, dass der Mindestwert des angeschlagenen Kreditinstituts bei 15 Milliarden Dollar liege.

Die Probleme der krisengeplagten Credit Suisse (CS) sorgen auch an der Wall Street für reichlich Gesprächsstoff und Erklärungsbedarf bei Finanzprofis. So hat beispielsweise die Ratingagentur S&P Global am Donnerstag die Kreditratings für die Schweizer Grossbank fürs erste nicht angetastet. Jedoch lautet ihr Ausblick für alle Ratings weiterhin «negativ».

Derweil äusserten sich auch die Analysten von Moody’s Investor Service zum Kreditinstitut. Sie gehen von weiteren Verlusten der CS in der zweiten Jahreshälfte aus. Im August hatten die grossen US-Ratingagenturen Moody’s und S&P Global ihr Rating für die CS herabgesetzt und den negativen Ausblick beibehalten, wie finews.ch schon früher berichtete.

Weitere Verluste erwartet

«Wir rechnen mit 3 Milliarden Dollar Verlusten für das gesamte Jahr», sagte Alessandro Roccati, Senior Vice President in der Financial Institutions Group der Ratingagentur gegenüber «Reuters». Dem Analsten zufolge würde das bedeuten, dass die Eigenkapitalquote (CET1-Quote) leicht unter 13 Prozent liegen wird. Wenn die Kernkapitalquote «konstant» unter 13 Prozent bleibt, hätte dies «negative Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit» der Bank, mahnte der Spezialist von Moody’s weiter.

Für das erste Halbjahr 2022 hatte die CS Ende Juli tiefrote Zahlen rapportiert. Der den Aktionären zurechenbare Verlust betrug fast 1,9 Milliarden Franken. Allein im zweiten Jahresviertel stellte sich dabei ein Fehlbetrag von knapp 1,6 Milliarden Franken ein, wie auch finews.ch berichtete. Das Institut erklärte im Sommer, dass es für den Rest des Jahres 2022 mit einem harten Kernkapital zwischen 13 und 14 Prozent rechne.

«Wahrscheinlich nicht realisierbar»

Auch zur geplanten Umstrukturierung der CS gab der Spezialist seine Meinung ab. Das derzeitige Marktumfeld sei nicht förderlich für eine Restrukturierung und für das aktuelle Kapitalmarktgeschäftsmodell der CS. «Die sich verschlechternden Marktbedingungen haben sich auf den potenziellen Realisierungswert von Geschäftsbereichen ausgewirkt, deren Verkauf die CS in Erwägung zieht», merkte Roccati weiter an.

Im Zuge ihrer Strategieüberprüfung erwägt die CS Massnahmen zur Verkleinerung ihrer Investmentbank und prüft auch einen Verkauf ihres Geschäfts mit verbrieften Produkten. Am 27. Oktober will sie im Rahmen des Investorenupdates zum Quartalsausweis für das dritte Jahresviertel über ihre Restrukturierungspläne genauer informieren.

Die Bank stehe vor grossen Hürden bei potenziellen Verkäufen von Vermögenswerten, befindet der Experte von Moody’s. «Angesichts der nervösen Märkte in den letzten Monaten und des Rückgangs der Vermögenspreise ist diese Strategie wahrscheinlich nicht realisierbar», meinte Roccati.

Weit unter Wert gehandelt

Im Analystenteam der US-Grossbank J.P. Morgan ist man der Ansicht, für die CS sei es an der Zeit, sich einer «endgültigen Restrukturierung» zu unterziehen. Die Schweizer Bank sollte sich vom Investmentbanking abwenden und sich auf die Vermögensverwaltung konzentrieren, heisst es. Das Management sollte bei der derzeitigen Bewertung alle Möglichkeiten prüfen, um eine signifikante Kapitalerhöhung mit Verwässerungseffekt zu vermeiden, schrieb Kian Abouhossein am Donnerstag in einer Einschätzung.

Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» meldete, stufte der Bankenanalyst von J.P. Morgan seine Bewertung für die CS auf «neutral» hoch. «Wir sehen einen Mindestwert von 15 Milliarden Dollar für die Credit Suisse», hielt Abouhossein fest. Dies liegt deutlich über dem gegenwärtigen Aktienkurs der CS-Titel. Die Börsenkapitalisierung des Finanzhauses notiert etwa einen Drittel unter dem von J.P. Morgan angegebenen Wert.

Nach Angaben von Bloomberg haben gegenwärtig 4 Analysten die CS-Aktie auf «Kaufen» eingestuft, während 16 Finanzprofis die Titel mit «Halten» klassifizieren und acht eine Verkaufsempfehlung abgeben.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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